Namibia plant wegen extremer Dürre Wildtier-Tötungen

Eine beispiellose Dürre
Notstand
Ernährungsunsicherheit
Eine umstrittene Maßnahme
Ein Programm zur Unterstützung von Dürreopfern
Mehr als 700 Wildtiere abgeschossen
Wilde Tiere, die in Nationalparks leben
Eine „notwendige und unserem Verfassungsauftrag entsprechende“ Schlachtung
Mehr als 150 Tiere wurden bereits geschlachtet
Konflikte zwischen Arten
Die globale Erwärmung ist der Grund dafür
Tödliche Risiken
Entscheidung der namibischen Regierung sorgt für Empörung
Ein Brief an die Premierministerin des Landes
Eine negative Auswirkung auf lange Sicht
Wie können Konflikte zwischen Mensch und Wildtier gelöst werden?
Eine beispiellose Dürre

Seit mehreren Monaten leidet das südliche Afrika unter einer extremen Dürre, der schlimmsten seit über einem Jahrhundert. Experten führen dies auf eine besonders intensive Episode des El Niño-Phänomens zurück, einer anormalen Erwärmung des Wassers im Pazifischen Ozean, die weltweit zu klimatischen Umwälzungen führt.

Notstand

Angesichts dieser kritischen Situation haben sechs Länder, nämlich Botswana, Lesotho, Namibia, Malawi, Sambia und Simbabwe, den Notstand ausgerufen, wie das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) berichtet.

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Ernährungsunsicherheit

In Namibia fielen zwischen Oktober 2023 und April 2024 im größten Teil des Landes weniger Niederschläge als üblich, was die Ernten des Landes ruinierte. Heute sind fast 1,4 Millionen Menschen, also mehr als die Hälfte der Bevölkerung, von einer unsicheren Ernährungslage betroffen.

Eine umstrittene Maßnahme

Im August 2024 berichteten die Vereinten Nationen, dass Namibia 84 % seiner Nahrungsmittelressourcen aufgebraucht hatte. Um dieser Krise zu begegnen, beschlossen die namibischen Behörden daher, eine radikale Maßnahme zu ergreifen.

Ein Programm zur Unterstützung von Dürreopfern

In einer am 26. August 2024 veröffentlichten Erklärung kündigte das namibische Umweltministerium an, dass es „Wildfleisch zur Unterstützung des von der Regierung eingeführten Hilfsprogramms für Dürreopfer“ bereitstellen werde.

Foto: Joe McDaniel / Unsplash

Mehr als 700 Wildtiere abgeschossen

Insgesamt 723 Wildtiere - 30 Nilpferde, 60 Büffel, 50 Impalas, 100 Blaue Gnus, 300 Zebras, 83 Elefanten und 100 Kap-Elenantilopen - sollen in den nächsten Wochen von Berufsjägern erschossen werden.

Wilde Tiere, die in Nationalparks leben

Das Ministerium schreibt in seiner Pressemitteilung, dass die Wildtiere aus mehreren Nationalparks (Namib Naukluft Park, Mangetti Nationalpark, Bwabwata Nationalpark, Mudumu Nationalpark und Nkasa Rupara Nationalpark) und aus kommunalen Gebieten stammen.

Eine „notwendige und unserem Verfassungsauftrag entsprechende“ Schlachtung

Außerdem stellt das Ministerium klar, dass die Fällung „notwendig ist und mit unserem Verfassungsauftrag übereinstimmt, wonach unsere natürlichen Ressourcen zum Nutzen der namibischen Bürger eingesetzt werden.“ Namibia verfügt über ein außergewöhnliches Naturerbe und war dennoch das erste Land der Welt, das den Umweltschutz in seine Verfassung aufgenommen hat.

Mehr als 150 Tiere wurden bereits geschlachtet

Anfang September teilte das Ministerium mit, dass bereits mehr als 150 Wildtiere verschiedener Arten erlegt worden waren und damit 56 875 kg Fleisch an die Bevölkerung geliefert hatten.

Foto: Leif Linding / Unsplash

 

Konflikte zwischen Arten

Neben der Versorgung der namibischen Bevölkerung mit Fleisch soll diese Maßnahme auch dazu beitragen, „Konflikte zwischen Mensch und Tier“ zu reduzieren, so das namibische Umweltministerium. Aber was genau ist damit gemeint?

Die globale Erwärmung ist der Grund dafür

Im Februar 2023 veröffentlichte die Wissenschaftszeitschrift Natureeine Studie mit dem Titel „Climate change as a global amplifier of human-wildlife conflict“ („Klimawandelals globaler Verstärker von Mensch-Wildtier-Konflikten“ auf Deutsch), in der festgestellt wurde, dass die globale Erwärmung „die Ressourcenknappheit verschärft, das Verhalten und die Verteilung von Menschen und Tieren verändert und die Begegnungen zwischen Mensch und Wildtier erhöht“ und damit die Konflikte zwischen den Arten verstärkt.

Tödliche Risiken

Die Forscher weisen darauf hin, dass die Verknappung von Wasser und Nahrung sowohl Menschen als auch wilde Tiere dazu veranlasst, neue Gebiete zu erkunden, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit gefährlicher Begegnungen erhöht. Das namibische Umweltministerium teilte mit, dass ein 48-jähriger Mann in der Nacht vom 25. August 2024 im Norden des Landes von Elefanten getötet worden war.

Entscheidung der namibischen Regierung sorgt für Empörung

Die Entscheidung der Regierung, Hunderte von wilden Tieren zu töten, hat bei mehreren Verbänden und NGOs Empörung ausgelöst. Der WWF erinnert daran, dass es auf dem afrikanischen Kontinent nur noch 415.000 Elefanten gibt, gegenüber 3 bis 5 Millionen zu Beginn des 20ᵉ Jahrhunderts. In Namibia werden die Elefantenpopulationen heute als gefährdet eingestuft.

Ein Brief an die Premierministerin des Landes

Auf ihrer Website richtete PETA einen offenen Brief an die namibische Premierministerin Saara Kuugongelwa-Amadhila (Foto) und bat sie, „diese Aktionen zu überdenken“. PETA zufolge „könnte das Töten dieser Tiere zu Ungleichgewichten führen und das Leiden verschlimmern, da jede Art eine wesentliche Rolle in den Ökosystemen spielt“.

Eine negative Auswirkung auf lange Sicht

Diese Meinung teilt auch der Elefantenbiologe Keith Lindsay, der im Journal of African Elephants zitiert wird. Seiner Meinung nach wird sich diese Maßnahme der namibischen Regierung negativ auf das gesamte aride Ökosystem auswirken. Diese Praxis könnte, wenn sie übernommen und normalisiert wird, „einen gefährlichen Präzedenzfall für die Abhängigkeit von Wildtierpopulationen zur Lösung menschlicher Probleme schaffen“, meint er.

Wie können Konflikte zwischen Mensch und Wildtier gelöst werden?

Keith Lindsay argumentiert: „Proaktivere Maßnahmen, wie der wirksame Schutz von Landwirtschaft und Infrastruktur, der Anbau von elefantenverträglichen Produkten und die Landnutzung zur Schaffung von Elefantenkorridoren und elefantenfreien Zonen, existieren und sollten anstelle von zerstörerischen tödlichen Ansätzen umgesetzt werden.“

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Foto : Nam Anh / Unsplash

 

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