Maasai in Tansania vertrieben: sind Touristen und Jagdsafaris wichtiger?

Die Maasai sollen umsiedeln
Im Namen des Naturschutzes
Maasai sollen Gefahr für das Ökosystem sein
Mehr Platz für Touristen und Jäger?
Ein Unternehmen aus Dubai hat das Land gepachtet
Geld für die Regierung
Der Konflikt eskaliert
Repressive Maßnahmen der Regierung
Zwangsräumungen mit Verletzten
Polizeigewalt gegen Proteste
Journalisten und Abgeordnete sind nicht willkommen
Maasais suchen Unterstützung in Europa
Die Rolle von Deutschland
Menschenrechtsverletzung
Erinnerung an 1959
Nicht gehaltenes Versprechen
Die Maasai sollen umsiedeln

Eigentlich sind sie eines der Wahrzeichen Afrikas und aus Reisebroschüren über Tansania oder Kenia nicht wegzudenken. Doch jetzt sollen die Maasai ihre traditionellen Lebensgebiete verlassen. Ob sie wollen oder nicht. Dass hat die Regierung von Tansania entschieden. Aber warum?

Im Namen des Naturschutzes

Die tansanische Regierung will bis 2027 rund 82.000 Maasai aus der Ngorongoro Conservation Area (NCA), einem Gebiet nahe des berühmten Ngorongoro-Krater, in andere Teile des ostafrikanischen Landes umzusiedeln. Der angegebene Grund: Naturschutz!

Maasai sollen Gefahr für das Ökosystem sein

Eine Studie von 2019, auf die sich Tansanias Regierung unter Präsidentin Samia Suluhu Hassan (im Bild) beruft, stuft die Maasai als Gefahr ein. Die wachsende Bevölkerung, immer größere Herden und die zunehmende Landwirtschaft zerstören das Ökosystem, heißt es. Die Übernutzung bedrohe das auch für den Tourismus so wertvolle Schutzgebiet.

Mehr Platz für Touristen und Jäger?

Die Maasai hingegen sind sich sicher, dass sie ihr Land räumen sollen, damit Platz für Luxustourismus und Jagdsafaris entsteht. Ihr Argument: Die traditionelle Lebensweise Indigener Gemeinschaften wie der Maasai steht nicht im Widerspruch zur Natur.

Ein Unternehmen aus Dubai hat das Land gepachtet

Die Frankfurter Rundschau berichtet, dass der Nutznießer des neuen Wildschutzgebietes die Otterlo Business Corporation wäre, ein Jagdunternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, das das Gebiet bereits seit 1992 gepachtet und dort Luxusunterkünfte und ein Flugfeld errichtet hat.

Geld für die Regierung

Laut dem Artikel der Franfurter Rundschau sind Safaris und Wildtierjagd für Tansania ein einträgliches Geschäft. Denn für jedes erlegte Tier fließen auch Lizenzgebühren in den Staatshaushalt.

Der Konflikt eskaliert

In dem Konflikt geht es um ein rund 1500 Quadratkilometer großes Areal nahe dem Ngorongoro-Krater am Rande der Serengeti. Die Regierung spricht von einer  "freiwilligen Umsiedlungen", aber die Realität scheint anders zu sein...

Repressive Maßnahmen der Regierung

Die NGO FIAN Deutschland (im Bild einer ihrer Posts auf X) berichtet, dass die Regierung viele repressive Maßnahmen eingeleitet hat, die faktisch einer Zwangsumsiedlung gleichkommen. Sie hat jegliche Finanzierungen von Schulen und Krankenstationen in dem Schutzgebiet eingestellt. Sie hat viele No-Go-Zonen eingerichtet, die den Zugang zu Wasser und Weideland der Maasai stark einschränken. Die Ernährungslage verschlechtert sich aktuell dramatisch.

Zwangsräumungen mit Verletzten

Einige der betroffenen Maasai in Tansania sind nach Kenia geflohen. Gegenüber der Tagesschau haben sie berichtet, dass Polizisten und Sicherheitskräfte mit Waffen gekommen seien. Die Polizisten hätten ihnen gesagt, das Land gehöre der Regierung, sie sollten es verlassen. Als sie nicht wussten, wohin, hätten die Polizisten auf sie geschossen - "sogar auf Frauen und alte Leute. Sie haben unsere Häuser zerstört und unser Vieh geschlachtet."

Polizeigewalt gegen Proteste

Nach Informationen der Frankfurter Rundschau kam es bereits im Juni 2022 zu Zwangsräumungen. Dabei hat die Polizei versucht, die Proteste der Maasai mit Gewalt aufzulösen. Zwei Menschen kamen ums Leben: Ein Maasai wurde von Kugeln aus einer Polizeipistole getroffen, ein Ordnungshüter durch den Speer eines Maasai getötet. 30 Menschen erlitten schwere Verletzungen.

Journalisten und Abgeordnete sind nicht willkommen

Joseph Oleshangay, ein Menschenrechtsanwalt der Maasai, erklärte Anfang September: "Wieder einmal haben wir erlebt, dass der Besuch von europäischen Abgeordneten von der tansanischen Regierung gestoppt wurde. Das postete Survival International auf X (im Bild). Auch Journalisten sind nicht gerne gesehen, wie die Kenia-Korrespondentin der ARD, Antje Diekhans, gegenüber Deutschlandfunk versicherte.

Maasais suchen Unterstützung in Europa

Ende Mai 2023 war eine Delegation der Maasai in Europa. Auf ihrer Suche nach internationaler Unterstützung haben sie, begleitet von Vertretern verschiedener NGOs, auch deutsche Politikerinnen und Politiker getroffen. Denn es fliesst viel deutsches Geld nach Tansania.

Bild: Screenshot Website FIAN Deutschland.

Die Rolle von Deutschland

Deutschland fördert Naturschutzprojekte in Tansania mit jährlich rund 80 Millionen Euro. Und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) steht als enge Partnerin der tansanischen Nationalparkbehörde ebenfalls in der Kritik.

 

Menschenrechtsverletzung

"Wenn Sie nicht garantieren können, dass Ihr Geld keine Menschenrechtsverletzungen unterstützt, behalten Sie es!“ So der  Vorwurf der Maasai laut einer Pressemitteilung der NGO FIAN Deutschland.

Erinnerung an 1959

Es ist nicht die erste Vertreibung, die die Maasai erleiden. 1959 mussten die Halbnomaden die Serengeti räumen. Auch damals waren sie angeblich mit ihren Rindern eine Bedrohung für die Natur. Als Nationalpark sollte die Serengeti weder bewohnt noch bewirtschaftet werden.

Nicht gehaltenes Versprechen

Die Maasai sollten neue Dörfer in der Ngorongoro Conservation Area (NCA) errichten. Dort könnten sie dauerhaft bleiben, wurde ihnen damals versprochen. Jetzt, 83 Jahre später, kommt es anders... . Die Maasai sind entschlossen, sich nicht nochmal vertreiben zu lassen. Ob sie es schaffen, ist die große Frage.

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