Auf dem Heimweg: 15 Elefanten und ihre mysteriöse, im Fernsehen übertragene Reise durch China
Die Elefantenherde, die seit mehr als einem Jahr China durchquert, kehrt endlich ins Reservat zurück, wo sie überleben kann. Die ganze Zeit über wurde die Reise im chinesischen Fernsehen übertragen und wie eine Reality-Show verfolgt.
Es war eine mehr als 500 Kilometer lange Reise, die Wissenschaftler nicht erklären konnten. Niemand verstand, warum die Elefanten so weit gereist sind.
Den Landesbehörden ist es gelungen, die Elefanten sanft und gewaltlos ins Reservat zu führen. Sie brachten die Herde sogar dazu, den Yuanjiang-Fluss zu überqueren, damit sie nach Hause gelangen.
Während die Herde seit über einem Jahr durch China streift, haben die chinesischen Medien dieses mysteriöse Naturphänomen zu einem Ereignis gemacht, das Tag und Nacht verfolgt werden kann. Luftbildkameras lieferten Echtzeitbilder von dem unerklärlichen Abenteuer der Elefanten.
Laut den Erklärungen in "New York Times" des spanischen Forschers Ahimsa Campos-Arceiz (der gerade in China arbeitet und Spezialist für das Verhalten solcher Dickhäuter ist) stehe fest, dass die asiatischen Elefanten diese Strecke zurücklegen, weil sie auf der Suche nach Nahrung sind. Die Strecken sind sehr lang, aber so viele Kilometer sind ungewöhnlich.
Das Problem ist, dass 15 Elefanten gerade Wohnbereiche durchqueren (auf diesem Bild gehen sie über eine Anbaufläche). Die chinesischen Behörden mussten eine Vorrichtung bereitstellen, Straßen abschneiden und vor allem eine Bitte an die Bevölkerung stellen, damit sie die Tiere weder verärgert noch füttert.
In das wilde Verhalten dieser Elefanten einzugreifen kann für einen Menschen gefährlich und für ein Tier, das mit Störungen seiner Gewohnheiten nicht vertraut ist, schädlich sein.
Diese Wanderung über das chinesische Staatsgebiet wird wie eine Reality-Sendung verfolgt. CCTV – ein chinesischer Fernsehsender, veröffentlicht ständig Bilder zu diesem Thema.
Es hat sogar eine Geburt während dieser langen Strecke der Elefanten gegeben. Im November 2020 hat die Herde während eines Tages für die Entbindung angehalten und dann gab es eine Ruhezeit, bis die Mutter und deren Kind dazu fähig waren, den Marsch fortzusetzen. Die Elefanten sind Tiere mit höchstem Kollektivbewusstsein. Sie pflegen und unterstützen einander von der Geburt an bis zu ihrem Tod.
Wahrscheinlich wurden diese Elefanten aus ihrem natürlichen Habitat wegen der Klimakrise vertrieben, die sich auf den ganzen Planeten auswirkt und Bodenveränderungen, Entwaldung und schließlich Nahrungsmangel verursacht. So ist diese Reise womöglich richtungslos.
(Bild: V Srinivasan / Unsplash)
Vielleicht ist es aber mehr literarisch mit der Abenteuerlust der Elefanten zu erklären. Wollen sie einfach nur die Welt erkunden? Es stimmt, dass die Elefanten sehr kluge und empfindliche Tiere sind. Ein Beweis dafür ist zum Beispiel, dass sie sich des Todes ihrer Artgenossen bewusst sind und schon vor dem Tod mit dem Trauerprozess beginnen.
Es wird vermutet, dass diese Strecke die längste ist, die jemals von einer Elefantenherde zurückgelegt und von Wissenschaftlern bewiesen wurde. Der Ausgangspunkt der über 500 Kilometer langen Strecke war im Naturschutzgebiet Xishuangbanna, das sich an der Grenze mit Laos und Birma befindet.
(Bild: Liam Read / Unsplash)
Drohnen achten auf den Marsch der Elefanten und auf ihre Umgebung, ohne dass die Tiere es bemerken. Insgesamt nehmen mehr als 400 Menschen an der Alarm- und Schutzvorrichtung für die streunenden Dickhäuter teil.
Aber diese Elefanten lassen mehr als nur kuriose Bilder auf ihrem Weg: Zerstörungen und Verluste für die Bauern der durchgequerten Gebiete. Sie haben Ernten gefressen und Scheunen sowie andere landwirtschaftliche Gebäude abgerissen. Sie haben auch unter der menschlichen Bevölkerung überfallen. Sie trinken das Leitungswasser und stöbern. Die von ihnen verursachten Schäden werden auf mehr als eine Millionen Euro geschätzt.
Mit der ständigen Überwachung durch die CCTV-Drohnen wurden grandiose sowie seltene Augenblicke aufgezeichnet. So auch zum Beispiel die Aufnahmen der Elefantenherde beim Liegen und Schlafen. Vom Himmel aus können alle ihrer Schritte verfolgt werden.
Die Forscher sind vom unberechenbaren Weg dieser Elefantenherde erstaunt. Sie bewegen sich nordwärts, nehmen aber Kurven und folgen einer unerklärbaren Route. Sie schrecken nicht davor zurück, sich in Wohnbereiche zu begeben und Gebäude zu betreten.
Die asiatischen Elefanten, wie so viele wunderschöne Tierarten auf der Erde, sind vom Aussterben bedroht und werden immer noch in Tiergärten ausgestellt (sowie der auf dem Bild). In Südchina, und zwar im Ursprungsgebiet dieser Herde, leben nur noch 150 Individuen.
Manche Wissenschaftler vermuten, dass ein Anführer, der zu jung und impulsiv ist und mit Reisen noch keine Erfahrung hat, hinter dieser launischen Wanderung steckt.
Nun sieht es so aus, als würden sich die Elefanten wieder ihrer Heimat nähern - mit gewisser menschlicher Hilfe. Das chinesische Publikum wird diese Geschichte bestimmt bis zu ihrem Ende verfolgen.