Wie das Wort 'woke' zu einer Waffe der globalen Rechten wurde

Was heißt es 'woke' zu sein?
Zu spaltend, um zu helfen
Die Rettung der amerikanischen Werte...
Wie kann man 'woke' definieren?
Systemische Ungerechtigkeiten
Progressiver Aktivismus
Nach Ansicht der Rechten eine unamerikanische Philosophie
Harte Arbeit zahlt sich aus
Ein kooptierter Begriff
Christopher Rufo twittert über die Manipulation der Begriffe
Den Begriff 'woke' mit 'verrückt' gleichzusetzen
Dekodierung von 'woke'
Es funktioniert
Weniger 'woke' Demokraten
In Beleidigungen umgewandelt
Nicht nur ein amerikanisches Problem
'Woke-Kultur' in Frankreich
Eine anti-französische Philosophie
Woke ist eine Bedrohung
Ähnliche Gefühle in ganz Europa
Wo wird das alles enden?
Was heißt es 'woke' zu sein?

Kommt Ihnen der Begriff 'woke' bekannt vor? Wahrscheinlich schon, denn er ist die Hauptursache für  heutige Kulturkriege. Von Politikern, die Verschwörungstheorien verbreiten, bis hin zu lila-haarigen Hochschulabsolventen - es scheint, als hätte jeder das Wort für das eigene Narrativ vereinnahmt. Der Duden definiert 'woke' als "in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, s e xistische, soziale) Diskriminierung".

Zu spaltend, um zu helfen

Allerdings hat sich in letzter Zeit ein besorgniserregender Trend entwickelt. Der Begriff ist in der heutigen modernen Welt so spaltend geworden, dass er die Unterstützung für die Themen, die er ursprünglich hervorheben sollte, beeinträchtigt.

Die Rettung der amerikanischen Werte...

Es gibt kein besseres Beispiel als die Art und Weise wie die amerikanische Rechte den Begriff 'woke' benutzt hat, um dauerhafte politische Allianzen zur "Rettung" der amerikanischen Werte zu schmieden. 

Wie kann man 'woke' definieren?

Mitarbeiter des Gouverneurs von Florida, Ron DeSantis, wurden kürzlich in einem Gerichtssaal in Tallahassee gebeten, die Bedeutung des Begriffs 'woke' zu definieren, und sie kamen zu einer interessanten Antwort, die erklärt, warum das Wort im Mittelpunkt des amerikanischen Kulturkriegs steht. 

Systemische Ungerechtigkeiten

Ryan Newman, der Justitiar von DeSantis, sagte, dass sich 'woke' auf "die Überzeugung bezog, dass es in der amerikanischen Gesellschaft systembedingte Ungerechtigkeiten gibt und dass diese beseitigt werden müssen".

Progressiver Aktivismus

Taryn Fenske, die Leiterin der Kommunikationsabteilung von DeSantis, mischte sich ebenfalls ein und sagte, dass 'woke' eigentlich nur ein Slang für "progressiven Aktivismus" sei, und fügte hinzu, dass sich der Begriff auch auf systemische Ungerechtigkeiten in den Vereinigten Staaten beziehen könne.

Nach Ansicht der Rechten eine unamerikanische Philosophie

Beide Berater von DeSantis könnten als korrekt gelten. Aber in ihrer Antwort werden Sie entdecken, warum der Begriff 'woke' zu einer Beleidigung für die amerikanische Linke geworden ist: Zu glauben, dass die freieste Nation der Welt auch die Heimat systematischer Ungerechtigkeit sein könnte, widerspricht einfach der Philosophie der Rechten, sich an den eigenen Stiefelriemen, also aus eigenem Antrieb heraus, nach oben zu ziehen. 

Harte Arbeit zahlt sich aus

Für die amerikanischen Konservativen kann es jeder mit ein wenig harter Arbeit in Amerika schaffen. Aber es steckt auch eine dunklere Idee dahinter, wie die Rechte ihre Marketingmaschine einsetzt, um das Wort zu verteufeln.

Ein kooptierter Begriff

Begriffe wie "woke" und "Kritische Rassentheorie" werden von rechten politischen Denkern vereinnahmt, um die Wähler dazu zu bringen, eher an Gewalt als an soziale Gerechtigkeit zu denken.

Christopher Rufo twittert über die Manipulation der Begriffe

Der konservative Aktivist Christopher Rufo hat diese Absicht in einem Tweet im März 2021 ganz offen geäußert.

Foto: Facebook / @realchrisrufo

Den Begriff 'woke' mit 'verrückt' gleichzusetzen

"Das Ziel ist, dass die Öffentlichkeit etwas Verrücktes in der Zeitung liest und sofort an 'kritische Rassentheorie' denkt", schrieb Rufo auf Twitter.

Foto: Facebook / @realchrisrufo

Dekodierung von 'woke'

"Wir haben den Begriff dekodiert und werden ihn neu kodieren, um das gesamte Spektrum kultureller Konstruktionen zu erfassen, die bei den Amerikanern unbeliebt sind", so Rufo weiter.

Foto: Facebook / @realchrisrufo

Es funktioniert

Diese Dekodierung scheint bemerkenswert gut funktioniert zu haben. Die republikanischen Staaten in den USA verbieten Bücher und in einer Umfrage von Harvard-Harris vom 16. Oktober fanden Forscher heraus, dass 64 % der Amerikaner die 'woke'-Politik für den Anstieg der Kriminalität im Land verantwortlich machen. 

Weniger 'woke' Demokraten

Darüber hinaus ergab die veröffentlichte Studie, dass eine Mehrheit der Demokraten sich nicht mehr als 'woke' bezeichnet und glaubt, dass dieses Konzept für die aktuellen Probleme der öffentlichen Sicherheit im Land verantwortlich ist. Das bedeutet, dass die Strategie der Republikaner, das Wort 'woke' zu verdrehen, tatsächlich funktioniert hat.

In Beleidigungen umgewandelt

Worte wie 'woke' und Begriffe wie 'kritische Rassentheorie' sind zu Schimpfwörtern und Schlagwörtern für jede noch so lächerliche Sache geworden, die in der amerikanischen Politik passiert, anstatt sich auf das Bewusstsein für die sehr realen systemischen Ungerechtigkeiten und Vorurteile zu beziehen, die im Land existieren. 

Nicht nur ein amerikanisches Problem

Dies ist jedoch nicht nur ein Problem in den Vereinigten Staaten. Auch in Europa gibt es immer wieder Probleme mit dem Import der 'Woke-Kultur' aus den USA. 

'Woke-Kultur' in Frankreich

In Frankreich bezeichnete die Ministerin für Diversität, Elizabeth Moreno, die "'Woke-Kultur' als etwas sehr Gefährliches, das wir nicht in unser Land bringen sollten".

Eine anti-französische Philosophie

Das Konzept des 'Woke-Seins' wird von der französischen Elite als zerstörerische politische Kraft angesehen, da die dahinter stehenden Theorien über Rasse, Geschlecht und Postkolonialismus die Grundlagen der französischen Gesellschaft und der französischen Werte bedrohen, so Samuel Hayat, ein politischer Forscher und Fellow am französischen Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung. 

Woke ist eine Bedrohung

"Woke wird als eine Bedrohung angesehen, die von einer Gesellschaft ausgeht, die als multikulturell und gewalttätig gilt und nicht die gleichen Werte des Laizismus vertritt wie Frankreich", so Hayat.

Ähnliche Gefühle in ganz Europa

Auch viele andere europäische Nationen, die nicht zu den ehemaligen Kolonialmächten gehören, haben ähnliche Gefühle. Die Konservativen in Mittel- und Osteuropa greifen solche Begriffe in der Regel am ehesten auf und nutzen sie, um ihre linken politischen Gegner zu schlagen.

Wo wird das alles enden?

Wo das alles enden wird, ist noch ungewiss, aber wir sehen mit Sicherheit, wie das Pendel ausschlägt, und das ist vielleicht nicht das Beste. Das Wort 'woke' zu einem Schimpfwort zu machen, hat nur dazu gedient, unsere Nationen zu spalten und genau die Ideale zu untergraben, die das Gedeihen der westlichen Demokratie ermöglichen.

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