10 Millionen Deutsche sind krank
Deutschland wird derzeit von einer starken Grippewelle heimgesucht. Der Grund dafür soll das vermehrte Maskentragen und die soziale Distanzierung sein. Das Immunsystem ist dadurch weniger trainiert im Umgang mit Viren und so anfälliger für Virusinfektionen.
Grippe und andere Influenza-Viren machen den Deutschen zu schaffen.
Laut Wochenbericht der Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert-Koch-Instituts (RKI) liegen die Werte "aktuell weiterhin über dem Niveau der Vorjahre zum Höhepunkt schwerer Grippewellen".
Der Bericht bezieht sich auf Daten der vergangenen Kalenderwoche, welche anhand von Bürgerangaben geschätzt werden. Das RKI spricht von 9,3 Millionen von akuten Atemwegserkrankungen betroffenen Deutschen, wobei diese Zahl unabhängig von einem Arztbesuch ist.
Die Rate der Atemwegserkrankungen lag in der letzten Woche damit "weiterhin sehr deutlich über dem Bereich der Vorjahre zu dieser Zeit", so das RKI.
Dabei ist es in der letzten Woche laut RKI bei Kleinkindern zwischen 0 und 4 Jahren zu einem Rückgang der Zahl der Neuinfektionen gekommen. Bei Erwachsenen war jedoch ein Anstieg zu verbuchen.
Laut RKI liegt die Ursache bei der "starken Zirkulation von Influenzaviren", welche "aktuell den Hauptteil der akuten Atemwegserkrankungen" ausmachen.
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Gefolgt werden die Influenzaviren von den RSV, den Respiratorischen Synzytial-Viren, so das RKI. RSV sind laut RKI "weltweit verbreitete Erreger von akuten Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege in jedem Lebensalter".
Nach Aussage des RKI ist besonders bei Kleinkindern im Alter von 0 bis 2 Jahren ein Zusammenhang zwischen einer RSV-Infektion und Arztbesuchen sowie Krankenhausaufenthalten zu vermerken. "Aktuell ist insbesondere die jünste Altersgruppe von schweren akuten Atemwegserkrankungen sehr stark betroffen", so das RKI.
Die Positivenrate der Infektionen durch COVID-19-Viren bewegt sich laut RKI "seit einigen Wochen deutlich unter 10%".
Es kam damit in der vergangenen Woche zu einer weiteren Stabilisierung des Anteils der Erkrankungen mit COVID-19, so das RKI.
Das RKI hat die Gesamtzahl der Arztbesuche wegen Atemwegserkrankungen hochgerechnet. So waren 2.700 Meldungen pro 100.000 Einwohnern über Arztbesuche beim RKI eingegangen, wodurch sich eine Gesamtzahl an atemwegsbedingten Arztbesuchen von etwa 2,3 Millionen ergibt.
Hierbei handelt es sich um eine besonders hohe Zahl an atemwegsbedingten Arztbesuchen, welche "über den Werten der Vorjahre zu dieser Zeit
und in einem Bereich, der sonst nur in Spitzenwochen starker Grippewellen erreicht wurde", liegt.
"Der Anteil der mit einer schweren Atemwegserkrankung hospitalisierten Patientinnen und Patienten mit einer Influenza-Diagnose steigt weiter an", so das RKI. In der vergangenen Woche lag dieser Anteil bei 25%.
Insgesamt 64 Todesfälle mit Infektionen durch Grippeviren wurden seit der 40. Meldewoche an das RKI übermittelt.
Seit der 40. Meldewoche wurden insgesamt 104.370 im Labor bestätigte Grippefälle an das RKI übermittelt.
Allein in der letzten Woche betrug die Zahl der neu gemeldeten, im Labor bestätigten Grippefälle über 16.300.
Die gemeldeten und im Labor bestätigten Zahlen stellen dabei nur einen Ausschnitt der tatsächlichen Lage dar.
Die Grippewelle trifft Krankenhäuser: Krankheitsbedingte Ausfälle bei Ärzten und Pflegekräften führen zu Personalengpässen. Etliche Krankenhäuser müssen planbare Operationen verschieben, so unter anderem an der Berliner Charité sowie in Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Bremen.
Die Berliner Charité sagt alle Operationen, bei denen eine Verschiebung möglich ist, bis Jahresende ab.
Ebenso sind Verschiebungen von planbaren Operationen am Universitätsklinikum Düsseldorf denkbar. Ein Sprecher sagt allerdings, dass es keine allgemeine Absage von Eingriffen geben solle wie dies während Corona-Pandemie-Hochzeiten der Fall gewesen sei.
Auch Schulen und Kindergärten sind von der Grippewelle betroffen. Insgesamt wurden dem RKI seit der 40. Meldewoche 227 Influenzaausbrüche gemeldet, darunter 81 Influenzaausbrüche an Schulen und 79 an Kindergärten.
Das RKI hat auf Basis der Daten den Beginn der Grippewelle auf die 43. Kalenderwoche, also auf die letzte Oktoberwoche, datiert.
Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hat die Grippewelle im europäischen Raum auf die 45. Kalenderwoche festgesetzt. Die Grippewelle hat Deutschland demnach zwei Wochen früher erreicht.
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