Alice Weidel: Ein Starphänomen in China
Alice Weidel redet in Deutschland überraschend wenig darüber, dass sie in China gelebt hat, Chinesisch spricht und ihre Doktorarbeit über das chinesische Rentensystem verfasst hat. Dabei ist sie dort inzwischen ein Internetstar und der Liebling der Staatsmedien.
Wer in diesen Tagen die Social-Media-Kanäle Chinas Douyin und Bilibili unter dem Schlagwort «Wahlen in Deutschland» durchsucht, trifft überall auf Alice Weidel, Chefin der deutschen rechtsextremen Partei AfD. Laut Table Media wird sie dort auch "Eiserne Lady" genannt. Merkel ist allerdings auch sehr beliebt in China und wurde auch so benannt.
Dass die AfD sich deutlich gegen einen chinakritischeren Kurs in der deutschen Außenpolitik ausspricht, dürfte für Peking sicherlich ebenso interessant sein wie die hohen Umfragewerte der Partei. Aktuell würden 21 Prozent der Befragten ihr Kreuz bei den Rechtspopulisten machen.
Wie Table Media berichtet, taucht in den chinesischen Medien immer wieder ein falsches Foto von Alice Weidel auf, was aber keinen zu stören scheint. Hauptsache eine blonde attraktive Frau. Das Medium zitiert eine chinesische Studentin aus Berlin, die berichtet, dass Weidel mit ihrem autokratischen Stil dem Typ einer erfolgreichen Politikerin entspricht.
Die AfD-Kanzlerkandidatin, die am 6. Februar ihren 46. Geburtstag feierte, lebte mehrere Jahre in China, als sie für Goldman Sachs arbeitete, wie die Stuttgarter Nachrichten berichten. Alice Weidels außenpolitische Positionen zu China sind von einer gewissen Ambivalenz geprägt.
Einerseits warnt sie vor zu großer wirtschaftlicher Abhängigkeit von China und thematisiert auch Menschenrechtsverletzungen in China. Andererseits spricht sie sich gegen einen kompletten Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen aus und betont die Bedeutung Chinas als Handelspartner für die deutsche Wirtschaft.
Im Sommer 2023 besuchte eine AfD-Delegation das Land, wie die Deutsche Welle berichtet und war danach begeistert, aber im Interview mit Kurbel TV sagt sie dann auch: "Deutschland entwickelt bahnbrechende Ideen, während China sie umsetzt und die Gewinne einsackt."
Maximilian Krah, AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl 2024, ist in der Vergangenheit schon mehrfach mit ausgesprochen chinafreundlichen Aussagen aufgefallen. Sein langjähriger chinesischer Mitarbeiter Jian G. sitzt inzwischen wegen Spionagevorwürfen in Untersuchungshaft.
Krah wird gerne von chinesischen Medien interviewt, so wie im November 2022 von der "Global Times". "Die antichinesischen Kräfte in Deutschland vertreten nicht die Interessen Deutschlands", sagte er dem Medium. Seine Nähe zu China dürfte auch Weidels Popularität dort erklären.
Dass Weidel Chancen hätte, Bundeskanzlerin zu werden, ist eines von unzähligen Klischees in China, wie die Deutsche Welle berichtet.
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