Abschied von Benedikt XVI.: Das Testament vom emeritierten Papst

Zehntausende Gläubige im Petersdom
Joseph Ratzinger im Alter von 95 Jahren verstorben
Die Menschen stehen Schlange
Die Beerdigung findet am 5. Januar statt
Papst Franziskus leitet Requiem
Benedikt entschuldigte sich im Testament
Papst Benedikt hatte gesundheitliche Probleme
Schon seit längerer Zeit körperlich schwach
Gemischte Gefühle
Joseph Aloisius Ratzinger
Eine sehr religiöse Familie
Kindheit und Jugend
Sein Bruder
Priesterseminar in Traunstein
In Kriegsgefangenschaft
Studium und Ausbildung
Ratzinger wird Konzilsberater
Ratzinger als Erzbischof
Berufung in den Vatikan
Wir sind Papst
Warum Benedikt - Benedictus PP. XVI
Beginn seiner Amtszeit
Seine Einstellung zur Ökumene
Zölibat, gleichgeschlechtliche Ehe und Modernisierung
Vatileaks
Interne Untersuchungen
Kammerdiener festgenommen
Überraschender Rücktritt
Spekulationen und Theorien
Rückzug ins Kloster Mater Ecclesiae
Benedikt schwieg lange
Benedikt gesteht Falschaussage
Keine Entschuldigung bei den Opfern
Zehntausende Gläubige im Petersdom

Seit Montag und bis Mittwoch haben die Gläubigen Gelegenheit, sich vom emeritierten Papst zu verabschieden, der im Petersdom aufgebahrt ist.

 

Joseph Ratzinger im Alter von 95 Jahren verstorben

"Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9:34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist.", teilte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni am Morgen des 31. Dezembers 2022 mit und die Welt trauert.

Die Menschen stehen Schlange

Laut 'Bayrischem Rundfunk' rechneten die Behörden mit bis zu 35.000 Besuchern täglich, am Montag kamen jedoch bereits 65.000 Menschen, um sich von Benedikt zu verabschieden. In den kommenden Tagen könnten es noch mehr werden, da sich Pilger aus der ganzen Welt aufgemacht haben, um Benedikt noch einmal zu sehen.

Die Beerdigung findet am 5. Januar statt

Die Trauerfeier und Beerdigung sollen schlicht, aber feierlich am Donnerstag ab 09:30 Uhr abgehalten werden. Auf Wunsch des emeritierten Papstes wird er im ehemaligen Grab seines Vorgängers Johannes Paul II. in der Krypta des Petersdoms begraben.

Papst Franziskus leitet Requiem

Das Requiem wird vom amtierenden Papst Franziskus geleitet. Mehrere Medien haben bereits eine Live-Übertragung angekündigt. Kirchenvertreter, Staats- und Regierungschef aller Welt, darunter auch Bundespräsident Steinmeier, haben ihre Teilnahme bereits bestätigt.

Benedikt entschuldigte sich im Testament

In seinem geistlichen Testament aus dem Jahr 2006, das unter anderem auf 'Vaticannews' veröffentlicht wurde schrieb der ehemalige Papst: "Alle, denen ich irgendwie Unrecht getan habe, bitte ich von Herzen um Verzeihung." Außerdem bat er um Gebete "damit der Herr mich trotz all meiner Sünden und Unzulänglichkeiten in die ewigen Wohnungen einlässt."

Derzeit sind die Erben für seinen weltlichen Nachlass noch nicht ermittelt.

Papst Benedikt hatte gesundheitliche Probleme

Am Mittwoch, den 28. Dezember überbrachte Papst Franziskus den Gläubigen die Nachricht, dass es dem ehemaligen Papst Benedikt XVI. gesundheitlich nicht gut geht und bat darum, für seinen Vorgänger zu beten. Kurzzeitig schien Benedikts Zustand stabil zu sein und wurde als "klar und wach" beschrieben, doch das war nicht von Dauer.

Schon seit längerer Zeit körperlich schwach

Seit längerer Zeit war bekannt, dass der 95-Jährige körperlich sehr schwach war und Schwierigkeiten beim Sprechen hatte. Medienberichte, wonach Benedikt unter Nieren- und Atemproblemen leidet, wurden nicht offiziell bestätigt.

Gemischte Gefühle

Die Meinungen und Gefühle der Deutschen zu Joseph Ratzinger sind gemischt, vor allem wegen seiner Fehlentscheidungen vor und während seiner Amtszeit als Papst und aufgrund seines Umgangs mit den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche. In einem Interview mit 'Euronews' sagte eine Katholikin: "Von daher tut es mir zwar leid, dass er jetzt im Sterben liegt, aber ganz ehrlich, ich weine ihm auch keine Träne nach." Sie selbst war Opfer, ebenso ein Verwandter, der bei den Regensburger Domspatzen war.

Joseph Aloisius Ratzinger

Benedikt XVI. wurde am 16. April 1927 im oberbayerischen Marktl als Joseph Aloisius Ratzinger geboren, seine Taufe war laut Bistum Passau nur wenige Stunden später, in der Osternacht. Sein Vater Joseph war Gendarmeriemeister, seine Mutter Maria Köchin. Ratzinger hatte zwei ältere Geschwister: Maria und Kirchenmusiker Georg.

 

Eine sehr religiöse Familie

Sei­ne Kind­heit war geprägt von einer lie­be­vol­len und tief gläu­bi­gen Fami­lie. Er erleb­te ein ​freu­di­ges, far­bi­ges, mensch­li­ches Chris­ten­tum”, schrieb er in sei­ner Auto­bio­gra­phie ​'Aus mei­nem Leben'.

Kindheit und Jugend

Josephs Vater wur­de wie­der­holt ver­setzt. 1929 zog die Fami­lie nach Titt­mo­ning an der Salz­ach, wo Joseph im Alter von drei Jah­ren den Kin­der­gar­ten im ehe­ma­li­gen Augus­ti­ner­klos­ter besuch­te. Ende 1932 ging die Fami­lie nach Aschau am Inn. Der fünf­jäh­ri­ge Joseph besuch­te dort die Schu­le und emp­fing in der spät­go­ti­schen Pfarr­kir­che Mariä Him­mel­fahrt die ers­te Hei­li­ge Kom­mu­ni­on. 

Sein Bruder

Joseph und Georg hatten eine enge Beziehung. Zuletzt kam der emeritierte Papst im Juli 2020 nach Deutschland, um seinen schwer kranken Bruder zu besuchen. Kurze Zeit später starb Georg Ratzinger. Es war Benedikts letzte große Auslandsreise.

Priesterseminar in Traunstein

Nach der Pen­sio­nie­rung des Vaters zog die Fami­lie nach Traun­stein, wo sie ein klei­nes Bau­ern­haus erwarb. Im Alter von 12 Jahren ging Joseph ebenso wie sein großer Bruder in das Traun­stei­ner Stu­di­en­se­mi­nar St. Micha­el, ​“mit gro­ßen Erwar­tun­gen”, wie er in sei­ner Auto­bio­gra­phie schrieb. Dieses Seminar ebnete für beide Brüder den Weg zum Priestertum.

In Kriegsgefangenschaft

Joseph wurde 1943 mit anderen Seminaristen die zwischen 1926 und 1928 geboren wurden, als Flakhelfer eingezogen, beging aber Fahnenflucht. Später geriet er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Juni 1945 entlassen wurde und nach Hause zurückkehrte.

Studium und Ausbildung

1946 beschloss Ratzinger, Theologie and der Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le in Frei­sing zu studieren und wechselte später an die Universität München. 1951 erhielt er die Priesterweihe und war zunächst als Seelsorger in Münchner Stadtpfarreien tätig. Nach seiner Promotion wurde er 1957 Pro­fes­sor für Dog­ma­tik an der Phi­lo­so­phisch-Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le in Frei­sing, lehrte aber auch an den Universitäten in Regensburg, Bonn, Müns­ter und Tübin­gen.

Ratzinger wird Konzilsberater

1962 begleitete Ratzinger den Kölner Kardinal Josef Frings zum II. Vatikanischen Konzil und wurde zu einem der bedeutenden Konzilsberater und Konzilstheologen. Im Mai 1977 trat der Regensburger Theologieprofessor die Nachfolge von Kardinal Julius Döpfner als Erzbischof von München und Freising an. Wenige Monate später nahm ihn Papst Paul VI. in das Kardinalskollegium auf.

(Bild: Ratzinger wird im Münchner Liebfrauendom zum Bischof geweiht)

Ratzinger als Erzbischof

Ratzingers Zeit als Erzbischof von 1977 bis 1982 galt als verhältnismäßig kurz und wurde oft kritisiert. Ein Priester wurde wegen Missbrauchsvorwürfen von Essen nach München versetzt, arbeitete aber weiterhin und trotz Therapieauflagen als Pfarrseelsorger, auch mit Kindern und Jugendlichen. Eine Erklärung des Vatikans von 2010 und ein Gutachten einer Münchner Anwaltskanzlei lässt darauf schließen, dass Ratzinger über den Sachverhalt informiert war, jedoch nichts unternahm.

Berufung in den Vatikan

Am 25. November 1981 wurde Ratzinger von Papst Johannes Paul II. nach Rom berufen und zum Präfekten der Römischen Glaubenskongregation, einem der engsten Mitarbeiter des Papstes ernannt. Von 2002 bis 2005 war der zukünftige Papst auch Dekan des Kardinalkollegiums.

Wir sind Papst

Am 19. April 2005 wählten die Kardinäle in Rom Joseph Ratzinger zum Nachfolger des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. Weltweit, aber besonders in Deutschland, sorgte die Entscheidung für große Freude und Hoffnung. Nach 482 Jahren gab es wieder einen deutschen Papst, den achten in der Geschichte.

Warum Benedikt - Benedictus PP. XVI

Über­setzt bedeu­tet Benedictus "der Gesegnete". Mit der Entscheidung für diesen Namen signa­li­sier­te der Papst, an wel­che Tra­di­tio­nen er anknüp­fen will: an den heiligen Benedikt und den Benediktinerordnen mit Vorsatz "Ora et labo­ra – Bete und Arbeite". Auch seine bayrische Herkunft spielte dabei eine Rolle, da die Benediktiner dort sehr aktiv waren. 

Beginn seiner Amtszeit

Zu Beginn seiner Amtszeit machte Papst Benedikt deutlich, dass er das geis­ti­ge und geist­li­che Erbe seines Vorgängers weiterführen wollte. Mit sei­ner am 25. Dezem­ber 2005 ver­öf­fent­lich­ten ers­ten Enzy­kli­ka ​'Deus cari­tas est – Gott ist Lie­be' setz­te er eige­ne Akzen­te, die inter­na­tio­nal ein posi­ti­ves Echo fanden.

Seine Einstellung zur Ökumene

Die Ökumene war für Ratzinger ein wichtiges Thema. 1999 wurde er für seine Mitwirkung an der 'Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre' gelobt. Nach der Veröffentlichung des päpstlichen Lehrschreibens 'Dominus Iesus' im Jahr 2000, bei dem Ratzinger federführend war, erntete er jedoch massive Kritik. Es schien, dass Ratzinger zwar für die Ökumene war, jedoch gegen die Aufgabe der Überzeugungen, Selbstverständnisse und Glaubensprofile der katholischen Kirche war. Dies sorgte auch für einen Konflikt mit den Kardinälen Meisner und Lehmann.

Zölibat, gleichgeschlechtliche Ehe und Modernisierung

In seiner 8-jährigen Amtszeit als Oberhaupt der katholischen Kirche setzte er seinen konservativen Kurs fort, sprach sich für eine Fortführung des Zölibats, gegen die gleichgeschlechtliche Ehe und Modernisierung der Kirche aus. Dafür erntete er viel Kritik von den Gläubigen und die Begeisterung schwand.

Vatileaks

Der Begriff Vatileaks wurde durch den damaligen Vatikan-Pressesprecher Federico Lombardi geprägt und bezieht sich auf die Veröffentlichung von vertraulichen Dokumenten des Vatikans in den Jahren 2011 und 2012.
Die Weitergabe vertraulicher Informationen aus dem Umfeld des Papstes beschäftigte den Vatikan seit der Buchveröffentlichung des italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi mit dem Titel ‘Sua Santità’ (Seine Heiligkeit, 2012). Darin publizierte er die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Benedikt XVI.

Interne Untersuchungen

Die veröffentlichten Dokumente enthielten Korruptionsvorwürfe, Missmanagement im Vatikan und Kritik an der Vatikanbank. Darüber hinaus gab es Unterlagen zum ungeklärten Fall der seit 1983 vermissten Italienerin Emanuela Orlandi. Verantwortlich für die Vatileaks soll laut internen Untersuchungen der päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele gewesen sein.

Kammerdiener festgenommen

Am 25. Mai 2012 wurde der Kammerdiener festgenommen und nach seiner Entlassung am 21. Juli 2012 unter Hausarrest gestellt. Doch viele Beobachter zweifelten an seiner Schuld. Anfang Juni 2012 gab die Zeitung 'La Repubblica' bekannt, dass sie auch nach Gabrieles Festnahme noch weitere Geheimpapiere erhalten hatte.

Überraschender Rücktritt

Am 11. Febru­ar 2013 verkündete Papst Benedikt überraschend seinen Rücktritt als Pontifex und begründete dies mit seinem hohen Alter und gesundheitlichen Problemen. In seiner Erklärung hieß es: “Lie­be Mit­brü­der, ich dan­ke euch von gan­zem Her­zen für alle Lie­be und Arbeit, womit ihr mit mir die Last mei­nes Amtes getra­gen habt, und ich bit­te euch um Ver­zei­hung für alle mei­ne Fehler.“

Spekulationen und Theorien

Aufgrund des Skandals gab es viele Spekulationen, ob Benedikts Rückzug nur altersbedingt war. Gegenüber der ARD sagte beispielsweise der emeritierte Kurienkardinal Walter Kaspern: "In der Kurie ist vieles nicht gut gelaufen und läuft nicht gut. Es wird sicherlich eine Aufgabe des neuen Papstes sein, hier in der Kurie die Zügel in die Hand zu nehmen und auch in mancher Hinsicht etwas Ordnung zu schaffen." Papst Benedikt wurde als brillanter Theologe bezeichnet, viele hielten ihn jedoch nicht für einen guten Diplomaten und Kirchenpolitiker.

Rückzug ins Kloster Mater Ecclesiae

Seit seiner Abdankung lebte der emeritierte Papst Benedikt XVI. zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan, ebenso wie sein Privatsekretär Georg Gänswein, der ihm laut 'RND' einen lebenslangen Treueeid geschworen hat.

Benedikt schwieg lange

Am 14.12.2021 nahm Papst Benedikt erstmals Stellung zum Bericht über die Missbrauchsvorwürfe während seiner Amtszeit in München und Freising.

 
Benedikt gesteht Falschaussage

Am 24. Januar 2022 korrigierte Benedikt XVI. in einer Stellungnahme gegenüber der 'Katholische Nachrichten-Agentur' seine Angabe vom Dezember 2021 dahingehend, dass er doch an der Ordinariatssitzung teilgenommen habe, bei der über den Priester mit den pädophilen Neigungen gesprochen wurde. Er bezeichnete seine vorherige Aussage als "Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme“. 

Keine Entschuldigung bei den Opfern

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, forderte von dem emeritierten Papst Benedikt XVI. eine Entschuldigung an die Opfer, die jedoch nie erfolgte. Laut 'Tagesspiegel ' entschuldigte sich der ehemalige Papst zunächst nur  für sein angebliches Versehen. Ein öffentlicher Brief an die Opfer folgte erst einige Zeit später.

Das derzeit noch laufendes Verfahren eines Missbrauchsopfers vor dem Landgericht Traunstein wird fortgeführt, da Benedikt dort durch einen Prozessbevollmächtigten vertreten wird.

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