Das Ende der Atomkraft in Deutschland - Wie geht es weiter?
Eine Ära der deutschen Energieversorgung geht zu Ende: In der Nacht von dem 15. auf den 16. April 2023 gingen die letzten drei deutschen Atomkraftwerke 'Emsland' in Niedersachsen, 'Isar 2' in Bayern (Foto) und 'Neckarwestheim 2' in Baden-Württemberg vom Netz. Damit wird nun in ganz Deutschland keine Atomkraft mehr produziert. Wie geht es weiter?
Über 60 Jahre lang wurde die Atomkraft in Deutschland zur Energieversorgung genutzt. Bereits im Jahr 2002 wurde der Ausstieg aus der Atomkraft von der damaligen Regierung von SPD und Grünen unter Bundeskanzler Gerhard Schröder gesetzlich beschlossen.
Die nachfolgende Regierung aus CDU und FDP unter Bundeskanzlerin Angela Merkel verlängerte die Laufzeiten der Atomkraftwerke (AKW).
Erst mit der Katastrophe im Atomkraftwerk in Fukushima (Japan) im Jahr 2011 kam es zu einer Kehrtwende. Nun beschloss die Bundesregierung den endgültigen Ausstieg aus der Atomkraft, welcher bis zum Jahr 2022 durchgeführt werden sollte.
Doch erneut gab es einen Aufschub für die Atomkraft, wenn auch einen zeitlich begrenzten: Auf Grund der Energiekrise wurden die drei letzten deutschen Atomkraftwerke erst im April 2023 abgeschaltet.
Laut der Tagesschau ist für die Reaktorabschaltung zunächst eine kontinuierliche Absenkung der Leistung notwendig, wobei die sogenannten Steuerstäbe in den Reaktorkern eingefahren werden. Im Anschluss kann der Generator des AKW vom Stromnetz genommen und eine Abschaltung des Reaktors erfolgen.
Kritisch sind allerdings die Brennelemente des AKW, die hochradioaktiv sind. Diese müssen für mehrere Jahre in ein sogenanntes Abklingbecken verbracht werden und danach in Castorbehältern in Zwischenlagern aufbewahrt werden.
In Deutschland existieren insgesamt 16 Zwischenlager für den AKW-Abfall, so die Tagesschau. Eine Endlager-Stätte gibt es bisher nicht.
Wie das deutsche Umweltministerium angibt, existiert sowohl in Europa als auch weltweit kein Endlager für hochradioaktive Abfälle.
Zwar hatten Politiker bereits in den 1970ern entschieden, dass das Bergwerk Gorleben in Niedersachsen ein Endlager werden solle. Hierbei wurde allerdings die Bevölkerung nicht miteinbezogen, welche dagegen demonstrierte - ebenso wie nun bei der Lagerstätte 'Schacht Konrad' in Salzgitter.
Im Jahr 2017 kam es zum Start eines neuen Verfahrens zur Entscheidung über eine Endlager-Stätte, bei dem die Bevölkerung stärker einbezogen werden sollte. Bisher gab es jedoch keine Entscheidung.
Im Jahr 2027 wird allerdings das erste Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle in Betrieb gehen, so die Tagesschau. Hierfür wird 'Schacht Konrad', das ehemalige Eisenerzbergwerk in Salzgitter, genutzt werden.
Gegner von Atomkraft fordern, dass auf de ehemaligen Geländen von AKW "blühende Wiesen" entstehen, so die Tagesschau. Hierfür muss jedoch zunächst eine zeitintensive Vorarbeit geleistet werden.
Zuerst erfolgt die Entfernung der hochradioaktiven Brennelemente. Auch die restlichen Bauteile des AKW sind in gewissem Maße radioaktiv verseucht. Bis ein Meiler "aus der atomrechtlichen Überwachung entlassen werden kann", braucht es nach der Tagesschau mit Bezug auf das Bundesamt für die Sicherheit nuklearer Entsorgung (BASE) 15 Jahre. Hinzu kommen zwei weitere Jahre für den Abriss des Gebäudes.
Aus der Wirtschaft kommen kritische Stimmen im Hinblick auf die Abschaltung der Atomkraftwerke und die Energieversorgung in Deutschland. Peter Adrian, Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) sagte zur Zeitung Rheinische Post: "Beim Thema Versorgungssicherheit sind wir noch nicht über den Berg".
Der Ausstieg aus der Atomkraft ist teuer: er kostet Deutschland 48,8 Milliarden Euro. Diese Kosten beinhalten die Stilllegung und den Rückbau der AKW sowie den Abfalltransport und -lagerung, wie die Tagesschau mit Bezug auf eine Kommission angibt.