Das Geheimnis des Voynich-Manuskripts
Wussten Sie, dass es immer noch Bücher auf der Welt gibt, die wir nicht entschlüsselt haben? Eines davon ist das alte Voynich-Manuskript mit seinem handgeschriebenen, illustrierten Code. Gelehrte nennen das unbekannte Schriftsystem "Voynichese".
Der Code ist auf etwa 240 Seiten Pergament geschrieben und enthält Illustrationen von Pflanzen, schwebenden Köpfen, Tierkreiszeichen, fantastischen Kreaturen (einschließlich Drachen), Schlössern, badenden Frauen und astronomischen Symbolen.
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Die Analyse des Pergaments und der Stil der Symbole und Zeichnungen deuten darauf hin, dass es in Italien während der Renaissance geschrieben worden sein könnte. Es stammt aus der Zeit des 15. oder 16. Jahrhunderts.
Anhand der Abbildungen haben die Forscher den Inhalt in sechs Abschnitte eingeteilt: Botanik, Astronomie & Astrologie, Biologie, Kosmologie, Pharmazie und Medizin.
Abgesehen von dieser allgemeinen Struktur haben die Forscher nichts in dem Dokument entziffert. Seine genaue Herkunft, sein Autor und sein Zweck sind noch immer unbekannt. Unzählige Stunden wurden für den Versuch aufgewendet, es zu verstehen.
Das Manuskript soll durch mehrere Hände gegangen sein. Unter anderem durch die des Heiligen Römischen Kaisers Rudolph II., der im 16. Jahundert lebte. Nachdem es mehrmals den Besitzer gewechselt hatte, tauchte der geheimnisvolle Text 1903 bei einem geheimen Buchverkauf wieder auf.
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Das Manuskript erhielt seinen Namen von dem Antiquar, der es 1912 in der Nähe von Rom kaufte. Sein Name war Wilfrid M. Voynich.
Die Witwe des Buchhändlers verkaufte das geheimnisvolle Dokument an den Antiquar Hans P. Kraus, der es 1969 der 'Rare Book and Manuscript Library' der Universität Yale schenkte. Dort befindet es sich noch heute und wartet auf die richtige Person, die seine Bedeutung entschlüsseln kann.
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Das Buch misst 23,5 x 16,2 x 5 cm, wobei die Pergamentseiten in 18 Lagen zusammengefaltet sind. Viele schätzen, dass es 240 Seiten hat, aber diese Zahl hängt vor allem davon ab, wie man die Ausfaltungen des Manuskripts zählt.
Das Pergament, auf dem das Dokument geschrieben wurde, entspricht dem Anfang des 15. Jahrhunderts (1404-1438) hergestellten Kohlenstoff. Auch die Analyse des Malstils deutet darauf hin, dass das Dokument aus diesem Jahrhundert stammt.
Das Manuskript soll eine Art mittelalterlicher pharmazeutischer und medizinischer Leitfaden sein. Allerdings sind nicht alle darin beschriebenen Pflanzen identifiziert worden. Es scheint auch einen Zusammenhang mit bestimmten astrologischen Aspekten zu geben, aber jede Interpretation ist reine Spekulation.
Zu den zahlreichen Wissenschaftlern, die versucht haben, den Code zu knacken, gehören Alan Turing, der für das Knacken des Enigma-Codes im Zweiten Weltkrieg bekannt ist, und Elizabeth Smith Friedman, die ebenfalls Kryptoanalytikerin war und in beiden Weltkriegen feindliche Codes entschlüsselte.
Laut dem Yale Medicine Magazine behauptete im September 2017 ein Amateurentzifferer, Nicholas Gibbs, das Voynich-Manuskript entziffert zu haben.
Gibbs schrieb in der Times Literary Supplement, das Manuskript sei "ein Nachschlagewerk ausgewählter Heilmittel aus den Standardtraktaten des Mittelalters, [und] ein Handbuch für die Gesundheit und das Wohlbefinden der wohlhabenderen Frauen der Gesellschaft".
Dem Times Literary Supplement zufolge widerlegte Dr. Lisa Fagin Davis von der Medieval Academy of America die Behauptungen von Gibbs: "Ehrlich gesagt bin ich ein wenig überrascht, dass der Artikel veröffentlicht wurde. Hätten sie es einfach an die Beinecke Library geschickt, hätten sie es sofort widerlegt."
Laut der Website Snopes.com versuchten einige kanadische Forscher im Jahr 2016, den Code zu knacken. Dazu verwendeten sie ein Computerprogramm, das sie selbst entwickelt hatten.
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Sie programmierten den Algorithmus, um 380 verschiedene Sprachversionen der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen" zu entziffern. Anhand dieser Stichprobe stellten sie fest, dass 80 % der Wörter im Voynich-Manuskript hebräischen Ursprungs sein könnten.
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Aber kein hebräischer Übersetzer konnte den Text in verständliches Englisch übertragen. Sie griffen sogar auf ein Programm zurück, das wir alle kennen: Google Translate.
Mit Hilfe des Programms gelang es ihnen, einen Satz zu erhalten: "Sie gab dem Pfarrer, dem Hausherrn, mir und anderen Leuten Empfehlungen." Außerdem, so berichtet Snopes, fanden sie ein paar Wörter: "pflanzlich", "Bauer", "Licht", "Luft" und "Feuer".
Alles in allem war das Ergebnis jedoch enttäuschend. Außerdem wurde dem Projekt von der wissenschaftlichen Gemeinschaft wenig Bedeutung beigemessen, da der Algorithmus moderne Sprachen entzifferte, keine mittelalterlichen, und auch Google Translate ist kein zuverlässiges Mittel zur Übersetzung dieser Art von Dokumenten.
Während einige immer noch versuchen, das Manuskript zu entziffern, legen einige Theorien nahe, dass es sich um reines Kauderwelsch handelt, das von okkulten Philosophen verbreitet wird. Andere, wie z.B. Snopes, behaupten, der Voynich-Text sei ein Pidgin-Gebetsbuch einer ketzerischen christlichen Sekte.
Und so wiederholen sich die Untersuchungen, immer und immer wieder, und es bleibt nur eine Gewissheit - dass das Voynich-Manuskript in seinem Geheimnis einzigartig ist. Wird es jemals jemandem gelingen, es zu entschlüsseln? Wir werden sehen, ob wir genug Zeit haben, um das herauszufinden...
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