Deutscher unter Spionageverdacht in Russland
Bild veröffentlichte online ein Video, in dem die Verhaftung des Deutschen zu sehen ist. Dieses soll vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB verbreitet worden sein. Festgenommen wurde der 57-jährige demnach bei einer Autokontrolle auf dem Weg von Polen nach Russland.
Quelle: FSB (russischer Inlandsgeheimdienst)
Es handelt sich um Nikolay Gaiduk, der zwar den deutschen Pass hat, aber in der Ukraine geboren wurde. In einem von der FSB aufgenommen Video gesteht der Deutsche, an der Detonation mit einem improvisierten Sprengsatz aus einem Tiefrohr an einer Druckgasverteilungsstation in Russlands Exklave Kaliningrad im März 2024 beteiligt gewesen zu sein.
Quelle: FSB (russischer Inlandsgeheimdienst)
Laut TASS sagten Beamte, sie hätten bei der Inspektion seines Autos einen halben Liter flüssigen Sprengstoff gefunden und behaupteten, er sei auf dem Weg, weitere Sabotageakte an der Energieinfrastruktur in der Region zu begehen. Gaiduk lebt normalerweise in Hamburg, wo er nach eigenen Aussagen auch beauftragt wurde zur Tat.
Quelle: FSB (russischer Inlandsgeheimdienst)
Gaiduk wurde von der FSB, deren Zentrale auf dem Foto zu sehen ist, nun wegen „Terroranschlags“ und Sprengstoffschmuggels angeklagt. Der staatliche Sender Russia-24 strahlte ebenfalls Videomaterial aus, in dem Gaiduk die Taten gesteht.
Das russische Medienunternehmen Agentstvo berichtet, Gaiduk sei ein Ringertrainer aus der ukrainischen Stadt Konotop. Er soll Verwandte in Russland haben. Die als unabhängig geltende The Moscow Times schreibt, dass seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine die russischen Behörden Einzelpersonen zunehmend wegen Verbrechen wie Sabotage, Verrat und Terrorismus angeklagt hätten.
Den Ermittlern zufolge, wie anews berichtet, wurde Gaiduk von dem Ukrainer Alexander Anatoljewitsch Schurow beauftragt, der 1967 geboren wurde, in Hamburg lebt und eine deutsche Aufenthaltserlaubnis besitzt. Der FSB führe eine Untersuchung durch, um festzustellen, ob noch andere Personen an der Planung des Angriffs beteiligt seien.
Der BR verweist auf Informationen der Bundesregierung, wonach vom Stand Februar 2024 etwa 30 Deutsche in Russland in Haft waren. Der jetzt verhaftete Mann befindet sich in U-Haft. Laut Auswärtigem Amt erfolgte die Festnahme bereits im Oktober, wie die Zeit berichtet. Im Vorfeld möglicher Friedensverhandlungen eskalieren derzeit die Angriffe und Drohungen von russisscher und ukrainischer Seite.
Dass deutsche Generalkonsulat in St. Petersburg wurde über den Fall informiert, heißt es. Man habe Nikolai Gaiduk konsularischen Beistand und Betreuung angeboten. Nähere Angaben zu dem Festgenommenen wollten sie unter Verweis auf die Persönlichkeitsrechte nicht machen. Auch zu den gegen den Deutschen erhobenen Vorwürfen äußerten sie sich unter Verweis auf die russischen Behörden nicht, wie die Zeit berichtet.
Ende August waren im Rahmen eines großangelegten Gefangenenaustauschs mit Russland mehrere Oppositionelle sowie ausländische Staatsbürger freigekommen, darunter der US-Journalist Evan Gershkovich und ein Mann aus Hamburg, der mit Hasch-Gummibärchen am St. Petersburger Flughafen festgenommen worden war. Im Gegenzug ließ Deutschland den sogenannten Tiergartenmörder Wadim Krassikow frei, wie die Zeit berichtet.
Nach einem Bild-Bericht ist der nun verhaftete Nikolai Gaiduk Geschichts-Lehrer. Als er 1990 nach Deutschland kam, arbeitete er dann in Hamburg als Bauarbeiter, wie seine Ex-Frau berichtet. Seit 2015 sei er geschieden. Aus einer früheren Beziehung habe er zwei erwachsene Söhne und eine Tochter.
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