Die Tragödie von Herborn: Der Tag, als am 7. Juli 1987 ein Tanklaster die Stadt in Brand setzte
36 Jahre ist es nun her, dass sich die Tragödie in Herborn ereignete. Ein Tanklaster kam von der Straße ab und raste in eine Eisdiele. Was dann folgte, kostete sechs Menschen das Leben und verletzte fast 40 weitere Personen schwer.
Es war ein warmer Juliabend im hessischen Herborn, der viele Gäste in die Eisdielen in der Fachwerkstadt am Fluss Dill zog. Womit jedoch niemand rechnete, ereignete sich kurz vor 21 Uhr an diesem 7. Juli 1987...
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Ein Tanklaster sollte über 30.000 Liter Benzin und Diesel von Koblenz über Herborn ins Sauerland bringen, um dort eine Tankstelle zu befüllen. Allerdings stimmte etwas nicht...
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Vor der Abfahrt äußerte der Werkstattleiter Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, doch der Spediteur ließ den LKW dennoch fahren.
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Der LKW fuhr die sogenannte Westerwaldstraße entlang, die vor der Fachwerkstadt Herborn etwa neun Kilometer lang steiles Gefälle aufweist - und dann nahm das Unglück seinen Lauf...
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Die Bremsen des Lastwagens versagten kurz vor der Autobahnauffahrt und die Schaltung blockierte. Der Fahrer konnte den Tanklaster nicht mehr unter Kontrolle halten und der riesige Koloss raste in eine Eisdiele.
Ein Augenzeuge, der für eine Dokumentation des Hessischen Rundfunks (hr) interviewt wurden, befand sich mit zwei Freunden in der Eisdiele. Die drei jungen Männer konnten sich nur durch einen Sprung durch die Toiletten-Fenster retten.
Diesel und Benzin, die der Laster geladen hatten, ergossen sich aus dem verunfallten Wagen in die Eisdiele. Das Gemisch entzündete sich und innerhalb von Sekunden brannte das ganze Viertel.
Die Explosion, die folgte, ließ neun Gebäude einstürzen und beschädigte viele weitere stark. Menschen waren in ihren brennenden Häusern eingeschlossen.
Benzin und Diesel gelangten in die Kanalisation, wo sich ein extrem explosives Gasgemisch bildete und Kanaldeckel in mehr als 700 Metern Entfernung von der Unfallstelle durch Verpuffungen hochschleuderte. Selbst der nahegelegene Fluss Dill, in den das entzündliche Flüssigkeitsgemisch gelangt war, stand in Flammen.
Über 500 Feuerwehrleute versuchen in den Stunden und Tagen nach dem Unglück den Brand zu löschen. Dies gestaltet sich allerdings schwierig, da immer wieder Brandherde entstanden.
Zur Bergung von vermissten Personen in den Trümmern der Häuser wurden schwere Geräte und Hunde eingesetzt.
Die tragische Bilanz des Unglücks: Ein Straßenzug in Trümmern, sechs Tote und fast 40 Verletzte. Drei Jahre später kam es zur Verurteilung der Verantwortlichen...
Der Fahrer des Tanklasters, der sich vor der Explosion aus dem Wagen retten konnte, wurde vom Landgericht Limburg zu eineinhalb Jahren auf Bewährung verurteilt. Für den Juniorchef der Spedition erging eine Haftstrafe über zweieinhalb Jahre.
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1989 ließ die Stadt Herborn neben der Westerwaldstraße eine Notfallspur errichten. Somit sollten Unfälle durch defekte Bremsen, die auf Grund des starken Gefälles entstehen, vermieden werden. Bereits 1992 kam es aber zu dem nächsten Unglück mit einem LKW in Herborn...
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Ein Sattelzug, der mit Ziegelsteinen beladen war, konnte ebenfalls nicht mehr bremsen, verfehlte allerdings die Notfallspur und raste in die Herborner Innenstadt. Drei Menschen wurden verletzt.
Infolgedessen ergriff die Stadt Herborn weitere Maßnahmen und ließ eine ein Meter hohe Mauer, eine sogenannte Schikane, errichten, mit Hilfe derer LKW mit Bremsenversagen gestoppt werden sollen. Auch kam es zu einer deutschlandweiten Verschärfung der Vorschriften für Gefahrguttransporte.
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Der ausgebrannte Sattelzug kann in der Deutschen Arbeitsschutzausstellung (DASA) in Dortmund besichtigt werden und erinnert dort auch heute noch an das tragische Unglück von Herborn am 7. Juli 1987.