Ein Gehirn in einer Petrischale? Organoide Intelligenz könnte in greifbarer Nähe sein
Künstliche Intelligenz ist eine der am meisten diskutierten technologischen Revolutionen im Moment. Ein neues Experimentierfeld könnte die KI jedoch noch weiter voranbringen.
Wissenschaftler erforschen die Möglichkeit einer KI, die anstelle von Computern winzige im Labor gezüchtete Organe verwendet, um ihre Leistung zu steigern, indem sie in der Lage ist, gehirnähnliche Strukturen zu replizieren. Dies wird Organoide Intelligenz genannt.
Organoide sind im Labor gezüchtete Gewebe, die Organen ähneln. Sie stammen im Allgemeinen von Stammzellen ab und werden seit fast 20 Jahren verwendet.
Normalerweise werden Organoide für Experimente anstelle von echten Nieren, Lungen und anderen Organen verwendet, um potenziell schädliche Tests an Menschen und Tieren zu vermeiden.
Enttäuschenderweise erklärt CNN, dass die Hirnorganoide nicht wirklich wie winzige Versionen menschlicher Gehirne aussehen.
Diese Zellkulturen, die etwa die Größe eines Kugelschreibers haben, enthalten Neuronen, die zu gehirnähnlichen Funktionen fähig sind und Verbindungen bilden.
Im Bild: Organoide in einer Petrischale
Die Idee, gehirnähnliche Organoide herzustellen, die die komplexen Strukturen des Gehirns nachahmen, ist jedoch noch sehr neu und theoretisch.
Laut CNN behaupten Wissenschaftler, dass diese "Intelligenz in der Schale" Einblicke in das menschliche Gehirn geben und bei der Behandlung von Alzheimer und anderen neurologischen Krankheiten helfen kann.
Und nicht nur das: Diese "Biocomputer" könnten die Welt der KI für immer verändern.
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"Computer und künstliche Intelligenz haben die technologische Revolution vorangetrieben, aber sie stoßen an eine Grenze", sagte Dr. Thomas Hartung von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health gegenüber CNN.
"Biocomputing ist eine enorme Anstrengung, die Rechenleistung zu verdichten und ihre Effizienz zu steigern, um unsere derzeitigen technologischen Grenzen zu überwinden", sagte der Johns Hopkins Professor.
Hartung war Teil des Teams, das die Studie mit dem Titel 'Organoid intelligence (OI): the new frontier in biocomputing and intelligence-in-a-dish' auf Frontiers of Science veröffentlicht hat, in der die Möglichkeiten dieses neuen Forschungsgebiets umrissen werden.
Der Artikel hebt auch die Einzigartigkeit unseres Verstandes hervor: "Menschliche Gehirne sind langsamer als Maschinen, wenn es darum geht, einfache Informationen zu verarbeiten, wie z.B. Arithmetik, aber sie sind Maschinen bei der Verarbeitung komplexer Informationen weit überlegen, da Gehirne besser mit wenigen und/oder unsicheren Daten umgehen können."
Das Team, das hinter dem Frontiers of Science-Artikel steht, scheut auch nicht vor den ethischen Implikationen der Verwischung der Grenze zwischen Mensch und Maschine zurück.
"Wir haben von Anfang an mit Ethikern zusammengearbeitet, um einen 'eingebetteten Ethik'-Ansatz zu entwickeln. Alle ethischen Fragen werden kontinuierlich von Teams aus Wissenschaftlern, Ethikern und der Öffentlichkeit bewertet, während sich die Forschung weiterentwickelt", wurde Hartung von CNN zitiert.
CNN zitiert auch Julian Kinderlerer, emeritierter Professor an der Universität von Kapstadt in Südafrika, der argumentiert, dass es wichtig ist, sich mit den ethischen Auswirkungen wissenschaftlicher Experimente zu befassen, um Grenzen für solche Arbeiten zu setzen.
"Wir betreten eine neue Welt, wo die Grenzen zwischen Menschen und menschlichen Konstrukten verschwimmen", meint Kinderlerer.
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