Elon Musks Sammlung an Feinden in Deutschland wächst
Als Elon Musk begann, Einfluss auf den deutschen Wahlkampf zu nehmen, wurde klar, dass er nicht nur in den USA eine kontroverse Figur ist. Der geschickte Geschäftsmann, der einst für seine Innovationskraft gelobt wurde, hat sich zu einem Unterstützer der libertären Bewegung und der AfD entwickelt. Am 9. Januar führt er auf seiner Plattform X ein Interview mit Alice Weidel.
Ausgegangen war die Initiative, X geschlossen zu verlassen, von der Heinrich Heine-Universität in Düsseldorf. Die Hochschulen werfen dem Medium des US-Milliardärs Elon Musk vor, rechtspopulistische Inhalte bevorzugt auszuspielen und andere Beiträge in ihrer Reichweite einzuschränken. Auch der Bundesgerichtshof und deutsche Gewerkschaften hatten zuvor die Plattform verlassen.
In einem Gastbeitrag ließ die Tageszeitung "Welt" US-Milliardär Musk zu Wort kommen. Er wirbt offen für die AfD. Es wird bezweifelt, ob er die Partei wirklich kennt oder nur versucht, die Interessen von Tesla und seiner Plattform X in Deutschland zu verteidigen. Am 9. Januar hat er ein Live-Interview mit AfD-Chefin Alice Weidel geführt, in dem er nochmals für die AfD warb.
Die AfD sei nicht rechtsextrem, schrieb Musk in der "Welt": „Die Darstellung der AfD als rechtsextrem ist eindeutig falsch, wenn man bedenkt, dass Alice Weidel, die Vorsitzende der Partei, eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka hat! Klingt das für Sie nach Hitler? Ich bitte Sie!“ Musk und Trump sowie die anderen libertären Tech-Gurus schüren den Anti-Amerikanismus in Europa, vor allem in Deutschland.
Mit großem Vorsprung kommt die Union mit 33 % bei einer aktuellen GMS-Umfrage auf den ersten Platz mit Hinblick auf die Bundestagswahl am 23. Februar. Auf die AfD fallen 18%, in anderen Umfragen kommt sie aber auch schon auf 20 %. Die SPD liegt bei 16%, in einigen Umfragen aber auch bei 17 %. Der große Verlierer ist das BSW derzeit, die nicht in den Bundestag kämen nach der GMS-Umfrage.
Der Gastbeitrag von Musk hatte bereits innerhalb der Welt-Redaktion für heftige Diskussionen gesorgt. Die Leiterin des Meinungsressorts, Eva Marie Kogel, schrieb auf X: "Heute ist in der Welt am Sonntag ein Text von Elon Musk erschienen. Ich habe gestern nach Andruck meine Kündigung eingereicht." Gepusht worden war der Musk-Kommentar von Springer-Aufsichtsrat und Investor Martin Varsavsky.
Der kosmopolitische Biotech- und Telekom-Investor Varsavsky, der zwischen den USA und Spanien pendelt, hat eigene Interessen in Deutschland, die er zusammen mit seinem Freund Musk durchsetzen will. Er glaubt, wie dieser, an die Möglichkeit, das Leben drastisch zu verlängern und investiert in Reproduktionsmedizin, aber investiert wie Musk auch massiv in autonomes Fahren.
Ausgegangen war die Initiative von der Heinrich Heine-Universität in Düsseldorf. Die Hochschulen werfen dem Medium des US-Milliardärs Elon Musk vor, rechtspopulistische Inhalte bevorzugt auszuspielen und andere Beiträge in ihrer Reichweite einzuschränken. Auch der Bundesgerichtshof und viele Gewerkschaften haben sich entschlossen, X zu verlassen.
Der Kommentar von Musk in der "Welt" zeigt, wie sehr das politische System in den USA aus den Fugen gerät. Der Kanzlerkandidat der Union und US-Kenner, Friedrich Merz, nannte Musks Wahlaufruf "übergriffig und anmaßend". 2025 wird unter diesen eine Herausforderung in den deutsch-amerikanischen Beziehungen.
Spätestens in dem Moment, wo sich Elon Musk in den deutschen Wahlkampf einmischte, merken auch die Deutschen, dieser Mann ist nicht nur für die USA gefährlich. Das Problem: Er ist mit der Tesla-Gigafactory in Grünheide zu einem wichtigen Unternehmer im Land geworden.
Die Automarke Tesla ist in Deutschland nicht mehr die beliebteste Marke im E-Auto-Bereich. Sie liegt auf Platz 3, laut Tagesschau. Experten sehen bei dem Autobauer auch ein Imageproblem, verursacht durch den schlechten Ruf von Elon Musk. Aber auch der hohe Preis der Fahrzeuge spielt eine Rolle.
Musk hat sich für Berlin-Brandenburg als Firmenstandort entschieden, weil die Deutschen etwas von Autos verstehen, sagte er damals. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass die Gewerkschaften dort, die auf Kontrolle ausgerichtete Bürokratie und das fest verankerte ökologische Verständnis in Deutschland ihm so viel Ärger bescheren wird.
Der umstrittene Anteilseigner und Chef des Axel-Springer-Verlages Mathias Döpfner hat mit dem Musk-Kommentar wieder einmal die Nation empört. Nach den Skandalen um das sexistische Missbrauch-System bei der Bild, droht nun auch die Welt-Redaktion zu zerreißen, schreibt der Tagesspiegel.
Die US-Springer-Tochter Politico schreibt: "Musks Artikel, in dem er seine Unterstützung der AfD auf X letzte Woche weiter ausbaute, wurde am Samstag online gestellt und veranlasste den Herausgeber der Meinungsrubrik der Zeitung, aus Protest zurückzutreten. Dann noch: "Welt ist eine Schwesterpublikation von POLITICO im Axel-Springer-Konzern."
Der Populismus der USA ist nach dem Sieg von Donald Trump 2016 nach Europa übergeschwappt und wird jetzt 2024 durch Musk als Propagandist verstärkt. Seit dem Attentat in Magdeburg mischt er sich in den deutschen Wahlkampf ein und fordert den Rücktritt von Olaf Scholz, der ist allerdings sowieso nicht mehr lange an der Macht. Den deutschen Bundespräsidenten bezeichnet er als Tyrann.
Der AfD spricht er sein Vertrauen aus, Alice Weidel dankt es ihm. Mit der rechtsnationalen Regierungschefin Giorgia Meloni ist er bereits verbandelt. Wie die Tagesschau berichtet, könnte die Freundschaft zwischen Italiens Ministerpräsidentin und dem Tech-Milliardär Musk jedoch zu einem Problem werden.
Denn Musk schrieb kürzlich in Bezug auf Italiens Asylpolitik: "Diese Richter müssen weg". Damit meint er solche, die die Grundpfeiler der Demokratie in Italien verteidigen und damit Asylverfahren in Drittstaaten wie Albanien kritisch hinterfragen und damit den Rechtsstaat stärken.
Der italienische Staatspräsident Sergio Mattarella konterte Musk und bremste ihn aus. Italien sei ein großartiges demokratisches Land und könne auf sich selbst aufpassen, schreibt er in einer Erklärung. Meloni dagegen blieb stumm, wie die Tagesschau berichtet. Anders als Deutschland, das Musk nie hofiert hat, hoffen viele Länder, dazu gehört auch Argentinien, auf seine Investitionen und schlucken dafür Kröten.
Wie schon in Brasilien und anderen Ländern passiert, muss Musk auch in Deutschland Regulierungen und Sanktionen befürchten. Das ist nach Ansicht des Kölner Stadtanzeiger auch ein Grund, warum er sich jetzt in den Wahlkampf in Deutschland einmischt, nachdem er in den USA damit schon zu seinen unternehmerischen Gunsten Erfolg hatte.
Auch in Großbritannien mischt sich Musk in die Politik ein. Laut verschiedener Medien er der rechtsextremen Nigel Farage-Partei 100 Millionen Euro spenden. Allerdings müsste Farage dann erstmal die Partei verlassen, sagt er jetzt zu seinem ehemDealigen "buddy". Der hatte es nämlich laut "Spiegel" gewagt, zu kritisieren, dass der von Musk ebenfalls unterstützte inhaftierte rechtsradikale Aktivist Tommy Robinson, sich als »politischer Häftling« bezeichne, was »aber nicht ganz richtig« sei.
Der FDP-Chef Christian Lindner ließ wissen, dass er Interesse hat, sich mit Musk zu treffen, warnte ihn aber davor, die AfD falsch einzuschätzen, wie der Kölner Stadtanzeiger berichtet. Die AfD sei rechtsextrem, schrieb Lindner in den sozialen Medien. Er hatte in den vergangenen Wochen auch Sympathien für den argentinischen Libertären Javier Milei gezeigt.
Der widersprüchlich und teilweise beliebig agierende Elon Reeve Musk, wie sein vollständiger Name ist, kritisierte Deutschland, dass sie "den offensichtlich verrückten" Attentäter von Magdeburg ins Land gelassen haben, wie das Handelsblatt berichtet. Er verschweigt aber genau wie Alice Weidel, dass dieser AfD-Anhänger war - der Partei, der Musk Sympathie ausspricht.
Der 53-jährige mehrfache Vater wird inzwischen selbst als auffällig eingestuft von vielen Medien auf der ganzen Welt, weil er sich radikalisiert hat und wie Trump unkontrolliert widersprüchliche Äußerungen von sich gibt, wie die Express berichtet. Der hochbegabte Geschäftsmann wird größenwahnsinnig und sei labil, sagen viele.
Musk selbst ist Migrant. Er wurde als Mitglied der wohlhabenden südafrikanischen Musk-Familie 1971 in Pretoria geboren. Mit 18 Jahren wanderte er nach Kanada aus und erwarb die kanadische Staatsbürgerschaft durch seine in Kanada geborene Mutter Maye. Inzwischen ist er US-Bürger. Forbes schätzt sein Nettovermögen im Dezember 2024 auf 439,4 Milliarden US-Dollar. Er fantasiert von einem Leben auf dem Mars.
Seine Mars-Vision hat ihn auch auf Trump setzen lassen, genauso wie seine Ambitionen bei Kryptowährungen. Er manipuliert Trump und dieser hat Musks Geld und einflussreiche Plattform X benutzt, um den Wahlkampf gegen die Demokraten zu gewinnen, wie die Express schreibt. Musk hat 270 Mio. Dollar für den Wahlkampf des Republikaners investiert.
2004 war Musk einer der ersten Investoren des Elektrofahrzeugherstellers Tesla Motors und damit ein Öko der ersten Stunde und ein grüner Visionär. Warum er sich nun mit einem Klimawandel-Gegner und Öl-Fan wie Trump zusammen tut, dürfte damit zu tun haben, seine Macht wie andere futuristische Investoren, darunter Varsavksy, auch auf die Politik auszuweiten, um seinen Abstand zu anderen Superreichen zu vergrößern und damit seine Macht.
In Deutschland hat es der Tech-Milliardär nicht so einfach. Das Volk ist inzwischeen eher kritisch eingestellt gegenüber den USA und den Tech-Gurus. Seine Fabrik in Berlin-Brandenburg, ist allerdings die erste europäische Tesla-Fabrik. Sie soll 500.000 Autos pro Jahr produzieren und damit mehr als das Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg.
Tesla läuft allerdings grundsätzlich immer noch wie geschmiert, der Volkswagen-Motor stottert dagegen gewaltig. Der US-Hersteller von Elektroautos erzielte im dritten Quartal einen Umsatzanstieg von 8 % auf 23,34 Mrd. Euro. Der operative Gewinn stieg um mehr als 10,8 %. Tesla ist inzwischen 153 Milliarden Dollar wert.
Musk kombiniert Unternehmer-Know How mit politischer Propaganda. Vor etwa zwei Jahren übernahm Musk den Kurznachrichtendienst Twitter und feuerte kurz danach das Moderationsteam. Er hat gesperrte Rechtsradikale und Verschwörer weltweit eingeladen, wieder zurückzukehren. Das hatte bereits viele Kritiker aufhorchen lassen.
Inzwischen quillt der Dienst über mit Falschmeldungen, Drohungen und Beleidigungen, wie der MDR berichtet. Das bewegte in der Vergangenheit einen Teil der Nutzer dazu, dem Dienst, der inzwischen X heißt, den Rücken zu kehren - auch in Deutschland, wo immer mehr aussteigen oder zu anderen Diensten wechseln.
Die MDR Thüringen-Onlineredaktion ist neben X auch auf Instagram und Facebook unterwegs. "Wir haben schon früher negative Reaktionen auf Beiträge bei X bekommen. Aber dass wir auf fast jeden Beitrag solche Reaktionen bekommen", das sei neu, erklärt Chef vom Dienst Sebastian Großert. Da X aber knapp 230 Mio. Nutzer hat, ist es für viele eine Pflicht-Plattform.
Musk spielt mit seiner Macht. Laut Kommunikationswissenschaftlern gibt es jedoch Netzwerke, die von Bots gesteuert werden und gezielt Debatten auf X beeinflussen und vielen Nutzern vorgaukeln, dass bestimmte Meinungen vorherrschen, obwohl gar keine Menschen dahinterstecken, wie der MDR berichtet. Der saudische Todesfahrer von Magdeburg war auch sehr aktiv auf X.
Für Musk ist das alles kein Grund zur Selbstkritik, auch nicht in Hinblick auf den Anschlag in Magdeburg. Wer den Täter ins Land gelassen habe, müsse hart bestraft werden, schreibt er auf seiner Plattform. Die saudischen Behörden sollen laut Medienberichten die Auslieferung beantragt haben, Deutschland habe darauf aber nicht reagiert, berichtet das Handelsblatt. Der Täter galt jedoch als Oppositioneller des saudischen Regimes.
Weil Musk sich allen anbiedert, die ihm einen interessanten Deal anbieten, genauso wie Trump, ist er so gefährlich für Europa. Auch Kontakte mit Russland sind nicht auszuschließen, obwohl Musk im Krieg zunächst die Ukraine mit seinen Satelliten unterstützte. SPD-Generalsekretär Matthias Miersch warnt in der Express vor Musks Strategie: "Deutschland braucht weder fremde Einflüsse noch Trumpismus."
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