Fachkräftemangel in Deutschland - Minister auf Anwerbetour im Ausland
In Brasilien, Ghana und Kanada - Deutschlands Minister, Arbeitsminister Hubertus Heil (Foto re.), Außenministerin Annalena Baerbock (Foto li.), Finanzminister Christian Lindner und Entwicklungsministerin Svenja Schulze, sind auf Anwerbetour für Fachkräfte aus anderen Ländern. Denn Deutschland mangelt es an fachlich qualifizierten Arbeitnehmern in vielen Bereichen.
Laut der Bundesagentur für Arbeit betrug die Zahl sogenannter "Engpassberufe" im letzten Jahr 200 - Tendenz steigend. Mittlerweile gehören nicht nur die Pflegeberufe und die IT-Branche dazu, sondern auch der Metallbau, die Personenbeförderung sowie das Hotel- und Gastronomiegewerbe.
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Der Bedarf Deutschlands ist enorm: Die Tagesschau gibt mit Bezug auf Experten an, dass bis zum Jahr 2035 sieben Millionen Fachkräfte zusätzlich benötigt werden. Dies ist vor allem dem Ungleichgewicht zwischen den Zahlen der Arbeitnehmer und der kommenden geburtenstarken Jahrgänge, die demnächst in Rente gehen werden, geschuldet.
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Allerdings werden faktisch noch mehr ausländische Arbeitskräfte benötigt, da diese nicht dauerhaft, sondern nur für einige Jahre in Deutschland bleiben. Laut Wirtschaftsforscher Enzo Weber braucht Deutschland demnach 18 Millionen Arbeitsmigranten - das heißt eine Zuwanderung von etwa 1,5 Millionen Fachkräften pro Jahr.
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In den vergangenen Jahrzehnten hatte Deutschland viele qualifizierte Arbeitskräfte aus anderen europäischen, insbesondere den osteuropäischen, Ländern angezogen. Diese Quelle versiegt nun allerdings...
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Denn nicht nur die deutsche Gesellschaft ist überaltert, Europa insgesamt weist laut den Statista-Daten von 2021 mit 44,1 Jahren einen deutlich höheren Altersdurchschnitt auf als beispielsweise Afrika, in welchem der Altersdurchschnitt in vielen Ländern nur zwischen 15 und 17 Jahren liegt.
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Um junge Fachkräfte zu gewinnen, war Hubertus Heil gemeinsam mit Entwicklungsministerin Svenja Schulze Anfang dieses Jahres in Ghana. Der Arbeitsminister sagte, dass zwar wahrscheinlich nicht viele Arbeitskräfte aus Ghana nach Deutschland kommen werden, man jedoch auf diese angewiesen sei, so die Tagesschau.
In Ghana bestehen bereits Kooperationen zwischen Deutschland und EU-Migrationszentren, die bei der Migration von Fachkräften unterstützen.
Daneben existiert mit der Initiative "Compact with Africa" der G20-Nationen, welche bereits unter Angela Merkel begann, eine wirtschaftliche Zusammenarbeit Deutschlands und Ghanas.
Ghana gilt als eines der politisch stabilsten Länder in dieser Region. Wirtschaftlich hingegen ist das Land stark verschuldet, hat eine hohe Inflation sowie eine starke Jugendarbeitslosigkeit.
Auch Finanzminister Christian Lindner reiste im Februar diesen Jahres nach Ghana und besuchte dort die Universität in Accra, um Fachkräfte für Deutschland anzuwerben.
Allerdings hat Deutschland es bei der erfolgreichen Anwerbung schwer, denn das Land ist nur mäßig attraktiv für ausländische Arbeitskräfte.
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Die Gründe sind laut der Tagesschau vor allem die Steuerbelastung, die Berufschancen sowie die Sprachbarriere. In Hinblick auf die Sprache sind für viele Arbeitsmigranten englisch- oder spanischsprachige Länder attraktiver.
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Zugleich ist die Qualität der Berufschancen für ausländische Fachkräfte gering. So arbeiten überproportional viele außerhalb der EU geborene Personen in Deutschland unter ihrer eigentlichen Qualifizierungsstufe.
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Gerade im Bereich der Hochqualifizierten ist die Zahl derjenigen, die nach Deutschland kommen, rückläufig. Die starke Konkurrenz mit Ländern wie USA, Kanada und Australien macht Deutschland besonders zu schaffen.
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Vielleicht war Arbeitsminister Heil gerade aus diesem Grund in Kanada auf Anwerbetour, unter anderem am Humber College in Toronto. Dort sagte er, dass die bürokratischen Hürden für Arbeitsmigranten in Deutschland gesenkt werden müssen.
Neben Kanada und Ghana war Heil, gemeinsam mit Außenministerin Annalena Baerbock, auch in Brasilien zur Fachkräftewerbung. Dort wollten die Minister insbesondere Personen aus den Pflegeberufen anwerben. Seit 2022 bestehen bereits Vermittlungsvereinbarungen zwischen Brasilien und der deutschen Bundesagentur für Arbeit, die die Anwerbung unterstützen sollen.
Bislang ist das Ergebnis allerdings ernüchternd: Im Jahr 2022 kamen nur 34 Pflegefachkräfte aus Brasilien nach Deutschland. Es wird sich zeigen, ob die Anwerbetouren der Minister den Aufwand wert sind und der drohende Fachkräftemangel auf diese Weise abgewendet werden kann.