Für 10.000 Euro pro Kopf: Deutsche als Söldner Russlands im Ukraine-Krieg
Auch Deutsche kämpfen als Söldner für Russland im Ukraine-Krieg. Anfang letzten Jahres hatte das ukrainische Militär bei Kämpfen in Bachmut, einer Stadt im Oblast Donezk, Gefangene gemacht. Das Schockierende: unter den russischen Gefangenen waren auch zwei Deutsche. Die beiden Männer stammen aus Leipzig und Berlin und sind Angehörige der Wagner-Gruppe.
Der Tagesspiegel hat einen 21-jährigen Deutschen interviewt, der für die Ukraine kämpft und bei der Gefangennahme der beiden russischen Söldner mit deutschem Pass dabei war. Der Interviewte, der aus Sicherheitsgründen nicht mit seinem richtigen Namen genannt werden kann, wurde auf Grund der mangelnden Englischkenntnisse der beiden Gefangenen bei dem dreitägigen Verhör in Kiew als Übersetzer eingesetzt.
Der Informant berichtet über einen der beiden deutschen Gefangenen. Er heißt Volker und stammt aus Berlin, so die Angaben des Informanten laut dem Tagesspiegel. Der Langzeitarbeitslose begab sich im September 2022 nach Russland und wurde Teil der Wagner-Gruppe, obwohl er keinerlei Vorerfahrung im militärischen Bereich besaß.
"Er sagte, er habe es allein wegen des Geldes getan", so der Informant laut Tagesspiegel über den Söldner Volker. Der Lohn für Angehörige der Wagner-Gruppe beträgt laut Angaben des Informanten 5.000 US-Dollar plus Zulagen, insgesamt bis zu 7.000 US-Dollar. Zum Vergleich: Der Informant erhalte als Soldat für die Ukraine nur 3.000 Euro im Monat, dies entspricht etwas mehr als 3.250 US-Dollar.
Der Informant gibt im Interview mit dem Tagesspiegel weiter an, dass Volker gesagt habe, er könne sich etwas dazuverdienen: "Wenn er einen von uns Ausländern tötet und den Pass (...) als Beweis vorlegt, kriegt er zusätzlich 10.000 Dollar".
Unter den Angehörigen der Wagner-Gruppe, die vom ukrainischen Militär in Bachmut gefangen genommen wurden, waren laut Angaben des Informanten auch ein Amerikaner, ein Franzose, ein Brite und ein Syrer, so der Tagesspiegel.
Die Wagner-Gruppe ist eine russische private Sicherheits- und Militärorganisation. Laut ARD übernimmt die Wagner-Gruppe die "Aktionen, mit denen die reguläre russische Armee nicht in Verbindung gebracht werden will".
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Gegründet wurde die Wagner-Gruppe im Jahr 2014 von Dmitri Walerjewitsch Utkin, einem russischen Unternehmer und ehemaligen Soldaten, und Jewgeni Wiktorowitsch Prigoschin (Foto). Zu Beginn soll es sich bei der Wagner-Gruppe um nur zehn Kämpfer gehandelt haben, die nach der Auflösung des sogenannten "Slawischen Korps" übrig geblieben waren.
Zunächst soll die Wagner-Gruppe verdeckt für Russland gekämpft haben, erst seit 2022 ist ihre Allianz mit Russland im Ukraine-Krieg offiziell, so der Tagesspiegel. Prigoschin bestätigte dies auf der Webiste seines Unternehmens Konkord.
Laut der Frankfurter Rundschau handelt es sich um eine Söldner-Gruppe, die "für ihre Brutalität und Skrupellosigkeit" bekannt ist: "Regelmäßig sorgen die Söldner mit Videos von grausamen Hinrichtungen oder Folterungen für Schlagzeilen".
Die Rekrutierung der Söldner für die Wagner-Gruppe erfolgt seit dem Jahr 2022 auch aus Strafgefangenen-Lagern, so die Frankfurter Rundschau. Den Gefangenen wird ein Straferlass versprochen, sollten sie sich der Wagner-Gruppe anschließen. Vor der Straflager-Rekrutierung handelte es sich bei den Wagner-Kämpfern hauptsächlich um ehemalige russische Soldaten.
Die Wagner-Gruppe sei zwar offiziell in Russland legal verboten und der Kreml würde auch gemeinsame Aktionen verneinen, allerdings gäbe es Verbindungen zwischen der Söldner-Gruppe und Moskau, so die Frankfurter Rundschau.
Da die Wagner-Soldaten nicht als russische Soldaten geführt werden, tauchen sie in Statistiken nicht auf. Der Militärexpertin Margarete Klein nach, welche vom Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) interviewt wurde, würden sie daher bei Aktionen mit hohem Personaleinsatz und oftmals als "Kanonenfutter" genutzt werden.
Der Name "Wagner-Gruppe" stammt von einem der Gründer, Dmitri Utkin. Der Name soll, so der Tagesspiegel, auf den von Utkin favorisierten Komponisten Richard Wagner zurückgehen und zugleich Utkins Spitzname sein. Allerdings kann der Name auch mit Hinblick auf Utkins Verbindung zur Neonazi-Szene gedeutet werden: auf seinem Körper seien Tättowierungen von SS-Runen zu sehen. Richard Wagner war auch Adolf Hitlers Lieblingskomponist.
Neben Utkin war auch Jewgeni Prigoschin einer der Gründer der Wagner-Gruppe und laut dem Tagesspiegel der "wahre Kopf, Finanzier und Strippenzieher".
Bekannt war Prigoschin (Foto re. mit Wladimir Putin li.) auch als "Putins Koch", da er ein bekanntes Catering-Unternehmen besaß, welches die Armee Russlands sowie öffentliche Einrichtungen wie Schulen und Kindergärten mit Essen belieferte.
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Nach Angaben der US-Regierung waren im Dezember 2022 schätzungsweise 50.000 Soldaten für die Wagner-Gruppe im Ukraine-Krieg im Einsatz, so die Frankfurter Rundschau.
Die US-amerikanische Regierung hat die Wagner-Gruppe als eine kriminelle Organisation eingestuft. Außer in der Ukraine kämpften die Söldner der Gruppe bereits in Madagaskar, Mosambik, dem Sudan, Syrien und Lybien, so die Frankfurter Rundschau.
Laut dem Merkur wurde die Wagner-Gruppe für den russischen Präsidenten Wladimir Putin immer mehr zu einem Problem, wie der US-amerikanischen Regierung auffiel. Der Sprecher für nationale Sicherheit des Weißen Hauses, John Kirby gab an: "Wir sehen wachsende Spannungen zwischen Wagner und dem russischen Verteidigungsministerium". Zudem hatte Prigoschin den Kreml öffentlich kritisiert und Putin sich deutlich von ihm distanziert, so der Merkur.
Im August 2023 stürzte Prigoschins Privatflugzeug ab - Prigoschin selbst und neun weitere Insassen starben. Dies ereignete sich zwei Monate nach Beginn des Aufstandes der Wagner-Kämpfer.
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