Hans-Christian Ströbele im Alter von 83 Jahren gestorben
Christian Ströbele starb am Montag, dem 29. August nach langer Krankheit mit 83 Jahren in Berlin-Moabit. Der Grünen-Politiker schied 2017, mit 78 Jahren, aus der aktiven Politik aus, betrieb seine Anwaltskanzlei in Berlin aber zunächst weiter.
Olaf Scholz schrieb zu Ehren Ströbeles auf Twitter: „Sein Antrieb war, Politik zu machen und die Gesellschaft zu verändern. Mit Christian Ströbele verliert Deutschland einen streitbaren Politiker, der die politische Debatte über Jahrzehnte mitgeprägt hat. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.“
„Christian Ströbele hat vielen Menschen imponiert – mir auch –, wegen seiner Geradlinigkeit, seinem Einsatz für Bürgerrechte und soziale Politik“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck am Rande der Pressekonferenz zur Kabinettsklausur in Meseberg.
Ströbele ist am 7. Juni 1939 in Halle/Saale als Sohn eines Chemikers und einer Juristin geboren. 1945 zog die Familie nach Westfalen. Er studierte Jura in Heidelberg und Berlin.
Er war Rechtsreferendar im Anwaltsbüro von Horst Mahler (im Bild in der Mitte), mit dem er und dem späteren Berliner Verfassungsrichter Klaus Eschen am 1. Mai 1969 das sogenannte Sozialistische Anwaltskollektiv in Berlin gründete.
Ab 1970 begann Ströbele die Verteidigung von RAF-Angehörigen zu übernehmen, jedoch wurde er 1975 wegen Missbrauchs der Anwaltsprivilegien noch vor Beginn des Stammheim-Prozesses von der Verteidigung ausgeschlossen.
Von 1970 bis 1975 war Ströbele Mitglied der SPD, die ihn jedoch von der Partei ausschloss, weil er in einem Brief, RAF-Mitglieder als "liebe Genossen" bezeichnet hatte.
1978 gründete er die Partei Alternativen Liste für Demokratie und Umweltschutz mit, die später zum Landesverband der Grünen in Berlin werden sollte.
Er war Mitbegründer der Tageszeitung taz, die seit dem 17. April 1979 täglich herauskommt.
Ströbele rückte im März 1985 als Nachrücker für Dirk Schneider in den Deutschen Bundestag nach und gehörte dem Bundestag bis zum Ende der 10. Wahlperiode 1987 als Mitglied im Rechtsausschuss und im Flick-Untersuchungsausschuss an.
Er galt als Konstrukteur der rot-grünen Koalition, da er von Anfang an ein Bündnis von den Grünen mit der SPD unterstützte.
Ab 1990 war Ströbele Sprecher der Bundespartei. 1992 übernahm er den Vorsitz der Grünen-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Tiergarten mit Heide Rühle und Renate Damus (auf dem Bild).
1998 zog er über die Berliner Landesliste wieder in den Bundestag ein (1998–2017). Während dieser Zeit war er einer der beharrlichsten Kritiker des grünen Außenministers Joschka Fischers.
Der Grünen-Politiker setzte sich für den Erhalt und die Entwicklung der Bürgerrechte ein. Er war für Transparenz und gegen Lauschangriffe, Vorratsdatenspeicherung und der Kriminalisierung von Graffiti-Sprayern und Cannabis. Er trat oft als Redner auf der Hanfparade auf.
Auf Demonstrationen und Großereignissen, an denen er gerne anwesend war, vermittelte er häufig bei Konflikten zwischen Demonstranten und der Polizei.
Im Mai 2022 kritisierte er die Waffenlieferung seitens der deutschen Regierung mit der Beteiligung der Grünen-Parteispitze an Kriegsgebiete. So sagte er: "bei dem Vorgehen, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern", da „es sich um erprobte, international seit Jahrzehnten anerkannte und auch gute Grundsätze der Friedenspolitik“ handele.
Christian Ströbele litt jahrelang an einer schweren Krankheit. Sein Rechtsanwalt Eisenberg schrieb in einer Mitteilung: „Er hat selbst entschieden, dass er den langen Leidensweg, den ihm seine Erkrankungen zugemutet hat, nicht mehr fortsetzen wollte und lebenserhaltende Maßnahmen reduziert. Er war bis zuletzt bei vollem Bewusstsein. Nicht der Geist, der Körper wurde ihm zur Qual und hat ihn am 29. August 2022 verlassen.“ Ruhe in Frieden!
Diese Promis sind im August 2022 gestorben