Hat Liechtenstein ein Demokratiedefizit? Kuriose Fakten über das Fürstentum
Was wissen Sie über Liechtenstein? Dieses kleine Land im Herzen der Alpen macht selten Schlagzeilen, dabei ist es durchaus ungewöhnlich und bietet viele kuriose Fakten. Zum Beispiel die Frage, ob das Fürstentum Liechtenstein ein Demokratiedefizit hat.
Der Fürst von Liechtenstein hat im Unterschied zu anderen europäischen Monarchen nicht nur repräsentative Aufgaben, sondern verfügt über weitreichende Vollmachten. Die wichtigste: Er kann aufgrund seiner Sanktionsrechte vom Parlament und vom Volk beschlossene Gesetze widerrufen.
Kritiker sprechen wegen diesem Vetorecht des Fürsten von einem Demokratiedefizit. Ansonsten hat Liechtenstein eine direkte Demokratie, sprich die Bevölkerung wählt hauptsächlich per Volksabstimmungen und Volksinitiativen.
Und noch eine Tatsache, die Liechtenstein vom Rest Europas abhebt: Das idyllische Fürstentum war das letzte europäische Land, dass das Wahlrecht für Frauen eingeführt hat. Das war am 1. Juli 1984 per Volksabstimmung an der natürlich nur wahlberechtigte Männer teilnehmen durften. Die Mehrheit war erschreckend knapp: 2370 Ja-Stimmen gegen 2251 Nein-Stimmen.
Mit einer Fläche von nur 160 Quadratkilometern ist Liechtenstein der sechstkleinste Staat der Erde. Das Land hat rund 38.000 Einwohner und die Hauptstadt ist Vaduz.
Zwischen der Schweiz und Österreich gelegen, ist Liechtenstein das kleinste deutschsprachige Land der Welt.
Was ist der Ursprung dieses Landes? Es wurde dem Haus Liechtenstein zugeschrieben, einer Familie, die ein Schloss in der Nähe von Wien besaß. Im Jahr 1719 verlieh Kaiser Karl VI. den Grafschaften Schellenberg und Vaduz den Fürstentumsstatus und bildete das heutige Liechtenstein.
Das Land war und ist eine Erbmonarchie. Der derzeitige Fürst ist der 1945 geborene Hans-Adam II., der nach dem Tod seines Vaters Franz Joseph II. im Jahr 1989 den Thron bestieg. Seine Regierungszeit war geprägt von der Mitgliedschaft Liechtensteins in der UNO und im Europarat.
Die Regierungsgeschäfte übt jedoch sein Sohn Alois aus, der 1968 geboren wurde. Als Erstgeborener wird er nach dem Ableben seines Vaters den Thron besteigen. Frauen sind gänzlich von der Erbfolge ausgeschlossen.
Kronprinzessin Sophie, Ehefrau von Alois, ist die älteste Tochter des Herzogs von Bayern und eine direkte Nachfahrin von Ludwig III., dem letzten König von Bayern.
Wie Andorra und rund fünfzehn andere Staaten weltweit verfügt Liechtenstein über keine Armee: Das Land löste seine Streitkräfte im 19. Jahrhundert auf. Aber ein Heer, das alle Bürger unter 60 Jahren vereint, kann aufgestellt werden, wenn die Umstände es erfordern.
Im Jahr 2007 marschierten Schweizer Truppen versehentlich in Liechtenstein ein. In einer dunklen Märznacht verirrten sich 170 bewaffnete und getarnte Rekruten der Schweizer Armee und drangen ungewollt in das benachbarte Gebiet ein.
Liechtenstein zählt zu den reichsten Länder der Welt. Gemessen am BIP pro Kopf liegt es mit knapp 160.000 US-Dollar sogar weltweit ganz weit vorne.
Liechtenstein hat keine eigene Währung: Es verwendet den Schweizer Franken. Das Land ist zudem durch eine Zollunion mit der Schweiz verbunden.
Das Land ist als Steueroase bekannt und steht auf der schwarzen Liste der Europäischen Kommission. Durch die günstige Besteuerung zieht es viele internationale Unternehmen an, oft nur in Form eines Postfachs, und erwirtschaftet mit ihnen sehr hohe Einnahmen.
Nach einem Steuerskandal 2008, der internationale Wellen schlug, bekennt sich Liechtenstein zu den OECD-Empfehlungen hinsichtlich Transparenz und Steuerzusammenarbeit. Das Ende einer Ära für das Fürstentum?
Die Finanzen von Liechtenstein beruhen nicht nur auf ausländischem Kapital: Die Industrie mit dem internationalen Unternehmen Hilti als Aushängeschild, sorgt nach wie vor für rund 40% des erwirtschafteten Wohlstands und der Arbeitsplätze. Aber auch die Landwirtschaft und der Tourismus sind von großer Bedeutung.
Trotz seiner geringen Größe zieht das Fürstentum viele Touristen an. Besonders beliebt sind die spektakulären Berglandschaften, wo man im Winter Skifahren kann und auch die Hauptstadt Vaduz ist einen Abstecher wert. Dass der Fürst mit seinem Vetorecht die Abstimmung seines Volks blockieren kann, stört weder die Besucher noch die Einheimischen. Liechtenstein ist eben ein idyllisches Fleckchen Erde.
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