Kennen Sie Passivhäuser, diese ultra-energieeffizienten Gebäude?
Haben Sie schon von Passivhäusern gehört? Das sind Gebäude, die sehr wenig Energie verbrauchen, weil sie ihre Energie durch Sonneneinstrahlung oder interne Energiequellen wie die von den Bewohnern abgegebene Wärme gewinnen. Sind Sie neugierig auf weitere Informationen? Hier finden Sie alles Wissenswerte in Bildern!
Das Passivhausmodell wurde in nordeuropäischen Ländern wie Deutschland oder den skandinavischen Ländern geboren, deren kaltes Klima einen hohen Strom- und Heizwärmeverbrauch verursacht. Die ersten von diesem Modell inspirierten Konstruktionen wurden in den 1970er Jahren hergestellt.
Passivhäuser müssen sechs Baukriterien erfüllen. Erstens eine kompakte Wärmedämmung über das gesamte Gebäude, zum Beispiel durch Dreifachverglasung. Ein zweites Prinzip ist die Eliminierung von Wärmebrücken zur Vermeidung von Wärmeverlusten.
Diese Kriterien erfordern außerdem eine ausgezeichnete Luftdichtheit sowie eine Lüftung (auch WRV genannt) mit doppeltem Luftstrom, die den Luftaustausch und die Wärmerückgewinnung ermöglicht. Eine thermodynamische Lüftungsanlage kombiniert einen doppelten Luftstrom mit einer Wärmepumpe, die gleichzeitig heizt, klimatisiert, lüftet und in manchen Fällen auch Warmwasser erzeugt.
Fünftes Grundprinzip dieser Bauweise ist die passive Sonnenenergie: Die verglasten Teile des Hauses fangen die von der Sonne ausgestrahlte Energie ein, die dann gespeichert und wiederverwendet werden kann. Dies setzt voraus, dass etwa die Hälfte der Fenster auf der Südfassade liegen. Ergänzend kann Erdwärme genutzt werden.
Die Bezeichnung 'Passivhaus' muss einem bestimmten Qualitätsstandard entsprechen: Das Passivhaus Institut in Darmstadt hat einen Maximalbedarf von 15 Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter festgelegt. Das erste Qualitätslabel wurde bereits 1988 formalisiert und entsprach einer Energieeinsparung von 90% im Vergleich zu den damaligen Standards.
Die ersten Passivhäuser wurden in Deutschland in den 1990er Jahren in den Städten Stuttgart (1993) und vier Jahre später in Naumburg, Wiesbaden und Köln errichtet. Der Aufschwung dieser Bauweise wurde durch Programme der Europäischen Union gefördert, die Bauvorhaben in mehreren EU-Ländern finanzierten.
Die Zahl der ursprünglich sehr begrenzten Neubauten von Passivhäusern in Deutschland hat sich laut der Website Statista ab 2010 stark beschleunigt und erreichte 2012 mit 408 Neubauten einen Höchststand. Eine Zahl, die seit einigen Jahren auf etwa 100 neue Häuser pro Jahr gesunken ist, weil nicht genügend Architekten und qualifizierte Handwerker vorhanden sind, um den Bedarf zu decken.
Aufgrund ihrer Besonderheiten und der hochwertigen Materialien, die für ihren Bau verwendet werden, sind Passivhäuser teurer zu bauen als herkömmliche Häuser. Durch die damit verbundene Energieeinsparung amortisieren sich diese Mehrkosten jedoch nach einigen Jahren.
Denn laut dem deutschen Informationsportal 'Energiewissen' senkt ein Passivhaus den Wärmeverbrauch um 70-80 % im Vergleich zu einem Niedrigenergiehaus und um 90 % im Vergleich zu einem herkömmlichen Neubau. Die Investition kann sich also durchaus lohnen!
Die ultimative Weiterentwicklung des Passivhauses ist das 'Plus-Energie-Gebäude' (oder 'BEPOS'): Diese Art von Passivhaus produziert dank hocheffizienter Materialien mehr Energie, als es verbraucht. Diese Energie kann in ihm gespeichert und über Dächer, Wände, Fenster oder andere Gebäudeelemente abgegeben werden.
Das erste Modell eines Plus-Energie-Gebäudes ist das Haus Hölken in Freiburg. Das 1994 erbaute Objekt ist völlig energieautark.
In Frankreich werden Inseln von Plus-Energie-Häusern gebaut, wie die beiden im Stadtteil Fontaine d'Ouche in Dijon, die auf einem System des kollektiven Eigenverbrauchs von Energie basieren.
Passivhäuser begeistern aus ökologischer Sicht, haben aber dennoch bautechnische Probleme. Die Ausrichtung und Positionierung des Hauses müssen strikt festgelegt werden, um die Energiequellen optimal zu nutzen, was die Ästhetik des Gebäudes mit seinen oft weniger einfallsreichen architektonischen Formen beeinträchtigen kann.
Außerdem ist ein häufig geäußerter Kritikpunkt am Passivhaus die Diskrepanz zwischen seinem Image der hohen Qualität und dem ethischen Aspekt der verwendeten Materialien hinsichtlich ihrer Toxizität oder ihrer Herkunft. Und die steigende Nachfrage hat zu einem Anstieg der Baupreise geführt!
Wenn Sie unter Klaustrophobie leiden, vermeiden Sie es, in einem Passivhaus zu wohnen. Die geringe Anzahl von Fenstern kann ein größeres Gefühl der Enge vermitteln als in einem konventionellen Haus, auch wenn andere Elemente (Erker oder Veranden) dies mildern können.
Aber Passivhäuser bieten neben einem deutlich geringeren Energieverbrauch auch einen höheren Komfort für ihre Bewohner durch einen besseren Luftaustausch sowie einen besseren Schall- und Wärmekomfort. Was denken Sie: wäre ein Passivhaus eine Option?