Könnte 2023 das Jahr sein, in dem Kernenergie vollkommen sicher wird?
Die Zeitschrift Science berichtete am 20. Dezember 2022, dass ein Forscherteam der National Ignition Facility in Kalifornien einen Energiegewinn erzielt hat. Das heißt, dass es zum ersten Mal gelungen ist, aus einer eingesetzten Energiemenge eine größere Menge an Energie zu erzeugen.
Die Wissenschaftler, die in den Lawrence Livermore National Laboratories arbeiten, setzten einen Laserstrahl auf eine Fusionsbrennstoffkapsel ein und erzeugten so einen Energiegewinn. Dies könnte der erste Schritt in Richtung sauberer Energie sein.
Der Guardian schreibt, dass Atomwissenschaftler seit den 1950er Jahren nach einer nahezu unbegrenzten, sicheren und sauberen Möglichkeit der Energieerzeugung suchen. Es ist noch ein langer Weg, bis wir wissen, wie wir diese Energie nutzbar machen können, aber es ist dennoch eine gute Nachricht für die Menschheit.
Die Zeit drängt, und wir müssen zusammenarbeiten. Viele glauben, dass die Kernenergie unsere beste Option für eine umweltfreundliche Energiequelle sein kann. Aber wie sicher ist sie im Moment wirklich?
Viele Länder versuchen, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 zu senken, dem Jahr, das von der UNO als der Zeitpunkt festgelegt wurde, an dem die Schäden des Klimawandels für die Welt nicht mehr rückgängig zu machen sind. Einige prüfen die Kernenergie als Alternative, um ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Wenn man das Thema Atomenergie anspricht, kommen einem Bilder wie Tschernobyl oder Fukushima in den Sinn. Ganz besonders in den letzten Jahren, im Zusammenhang mit einer hochgelobte Miniserie von HBO, die auf diesen Katastrophen basiert.
Befürworter der Kernenergie behaupten, dass sie eine effizientere Quelle als Sonnen- oder Windenergie ist. Sie sagen auch, dass es von entscheidender Bedeutung sein kann unsere Abhängigkeit von Kohle und fossilen Brennstoffen zu verringern, die viel mehr Treibhausgase erzeugen.
Im Bild ein riesiger Bär, der während der COP 26 in Glasgow für Atomkraft wirbt.
Befürworter der Atomenergie behaupten auch, dass Katastrophen wie Tschernobyl stark übertrieben wurden. Die Menschen können jetzt bestimmte Gebiete rund um das verlassene Atomkraftwerk und die nahegelegene Geisterstadt Pripyat mit minimalem Risiko besuchen.
Auf der COP 26 kündigten die USA an, 25 Millionen US-Dollar in den Bau von Atomreaktoren in Entwicklungsländern wie Brasilien, Kenia und Indonesien zu investieren. Der US-Klimabeauftragte John Kerry ist hier während der COP 26 in Glasgow, Schottland, zu sehen.
Großbritannien stellte auf der Konferenz einen Plan vor, über 330 Millionen US-Dollar in modulare Kernreaktoren zu investieren und die Netto-Nullgasemissionen schneller zu erreichen.
Beim Thema Kernenergie ist die Europäische Union gespalten. Frankreich, Tschechien und einige andere Mitgliedstaaten haben eine Erklärung unterzeichnet, in der es heißt: "Wenn Europa den Klimakrieg gewinnen will, braucht es Atomenergie. Es ist eine lebenswichtige und zuverlässige Ressource für alle, um eine kohlenstoffarme Zukunft zu sichern."
Im Sommer 2022 bezeichnete das Europäische Parlament die Kernenergie zusammen mit Gas als 'grün' und notwendig für den Kampf gegen den Klimawandel, eine Entscheidung, die auf viel Kritik gestoßen ist.
Deutschland führt unterdessen die Anti-Atom-Initiative innerhalb der EU an und hatte geplant bis Ende 2022 vollständig aus der Atomkraft auszusteigen.
Der russische Einmarsch in der Ukraine Anfang 2022, die damit verbundenen Sanktionen und der Einsatz von Gas als wirtschaftliches Druckmittel haben die Nutzung von Erdgas in Deutschland jedoch erheblich beeinträchtigt.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) beugte sich schließlich dem Druck aus Teilen der Regierungskoalition und verlängerte die Laufzeit von drei Kernkraftwerken bis April 2023.
Bloomberg berichtet, dass China, in den nächsten 15 Jahren den Bau von 150 neuen Kernreaktoren plant. So will der asiatische Riese seine Ziele im Bezug auf die Verringerung von Treibhausgasen erreichen. Derzeit verfügt das Land über 35 Reaktoren.
Kritiker der Kernenergie weisen darauf hin, dass diese Energiequelle Abfälle produziert, die über Jahrtausende radioaktiv bleiben können. Darüber hinaus können Menschen, die der Strahlung ausgesetzt sind, an Krebs erkranken.
Sie unterstreichen, dass, egal wie viele Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, es immer das Risiko gibt, dass es zu Zwischenfällen kommen könnte. So wie im japanischen Kernkraftwerk Fukushima im Jahr 2011.
Das TIME-Magazin fragte Sergey Paltsev, stellvertretender Direktor des MIT Joint Program on the Science and Policy of Global Change, nach seiner Ansicht zur Kernenergie. Obwohl er der Meinung ist, dass sie sich noch als sauber, sicher und kostengünstig erweisen muss, sagt Paltsev, dass sie in Bezug auf den Klimawandel "ernst genommen werden sollte".
Die Debatte darüber, ob Atomkraft als grüne Energie gelten sollte, geht weiter. Doch es bleibt nicht viel Zeit, um die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen.