Greta Thunberg während der Proteste in Lützerath festgenommen
Nach der Räumung von Lützerath gehen die Proteste gegen den Braunkohleabbau weiter. Auch die prominente schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hat an den Demonstrationen teilgenommen - und ist mit der Polizei aneinander geraten. Im Bild ist sie in der Mitte umringt von Polizeibeamten zu sehen.
Während der Demonstration sind einige Aktivisten in Richtung des Tagebaus Garzweiler gelaufen. Um sie von der Abbruchkante fernzuhalten, hat die Polizei nach eigenen Angaben auch Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt.
Der Grund: Laut Polizei ist dieses Verhalten gefährlich, weil durch den matschigen Untergrund Abrutschgefahr besteht. Ein Sprecher der Polizei sagte gegenüber der SZ: "Die Kollegen stellen sich natürlich denen entgegen, die da Richtung Kante laufen."
An der Abruchkante haben dann Polizeibeamte eine Gruppe von Aktivisten und Kohlegegnern umstellt. Mit dabei auch Greta Thunberg. Als die Aktivisten der Aufforderung zu gehen nicht nachkommen, greift die Polizei ein und trägt auch Greta Thunberg weg.
Laut SZ hat Greta Thunberg auf die Frage, ob sie bereits in anderen Ländern so behandelt worden sei mit einem Lächeln im Mundwinkel geantwortet.
Lützerath wird es bald nicht mehr geben. Der Ort wird abgerissen um Braunkohle zu fördern. Laut dem Energiekonzern RWE, verantwortlich für den Braunkohleabbau, ist die Räumung beendet. Und der "Rückbau" von Lützerath werde "in den kommenden Tagen" abgeschlossen.
Lützerath ist zum Symbol für den Kampf um die Abkehr von fossilen Brennstoffen inmitten einer Energiekrise geworden. Es wird abgerissen, um den Ausbau des benachbarten Braunkohlebergwerks Garzweiler zu ermöglichen.
'Pinky' und 'Brain' (im Bild), zwei Aktivisten, die tagelang in einem Tunnel ausgeharrt hatten um die Räumung zu verzögern, haben Lützerath am Montag, den 16. Januar 2023 freiwillig verlassen.
Sie hatten Aufsehen erregt, als sie über das Aktionsbündnis 'Lützerath lebt' Videomaterial aus einem selbstgebauten Tunnel in den sozialen Medien veröffentlichten. Die Feuerwehr und Spezialeinheiten vom Technischen Hilfswerk wurden angefordert, um die beiden Männer aus dem Tunnel zu holen.
Zur gleichen Zeit, am Samstag, den 14. Januar, fand eine Großdemonstration gegen die Räumung von Lützerath statt, bei der es Verletzte auf beiden Seiten und gegenseitige Schuldzuweisungen gab.
"Es sind um die 100 Menschen verletzt worden", sagt Florian Özcan, einer der Sprecher des Aktionsbündnisses 'Lützerath lebt', der Süddeutschen Zeitung. Die Polizei hat 70 verletzte Polizisten gemeldet. Laut den Veranstaltern haben 35 000 Menschen demonstriert, die Polizei sprach von rund 15 000 Teilnehmern.
Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union(dju) NRW zieht eine negative Bilanz der Pressefreiheit. Ihre Kritik: "Zeitweise gab es für Pressevertreter während laufender polizeilicher Maßnahmen keinen Zugang zu den Hallen und einer Scheune im Dorf, wo es nach den vorliegenden Informationen im Rahmen der Räumung mutmaßlich zu Körperverletzungen im Amt und gefährlichem Verhalten durch die Polizei gegenüber Protestierenden kam."
Auch bei diesen ersten Protesten war die international bekannte Klimaaktivistin Greta Thunberg dabei, Seite an Seite mit Luisa Neubauer (im Bild links).
Die Hamburgerin hat sich als Hauptorganisatorin der 'Fridays for Future' in Deutschland einen Namen gemacht. Das Bild zeigt den Moment, in dem die Polizei Luisa Neubauer wegträgt.
Der Polizeieinsatz gegen Klimaaktivisten und Kohlegegner in Lützerath hatte am Mittwoch, dem 11. Januar 2023 angefangen. Holzhütten, Baumhäuser und Barrikaden wurden von Baggern abgerissen. Einige Aktivisten hatten sich festgekettet, festgeklebt oder einbetoniert.
Ihr Ziel ist es den Abbau der Braunkohle unter Lützerath zu verhindern, und sie warnen vor schwerwiegenden Folgen für das Klima durch die Kohleverbrennung. Schon seit etwa zwei Jahren leben Klimaschützer in Lützerath. Jetzt sollen sie dem Kohleabbau endgültig Platz machen.
NGOs wie Greenpeace oder BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) unterstützen die Proteste. Sie sind der Meinung, dass Deutschland über genügend Kapazitäten zur Energieerzeugung verfügt und die Braunkohle unter Lützerath nicht benötigt.
"Es gibt keine energiepolitische Notwendigkeit, die Kohle unter Lützerath abzubaggern. Es ist ein fatales Signal, wenn dennoch das Abbaggern von Lützerath mit einem großen Polizeieinsatz ermöglicht wird. Die Räumung muss jetzt sofort gestoppt werden!“ Das fordert Olaf Bandt, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland.
BUND erklärt auf seiner Webseite: "Wenn Lützerath fällt, wird RWE allein in Garzweiler 280 Millionen Tonnen Braunkohle abbaggern. Es geht also um mehr als Symbolpolitik – es geht um nichts weniger als die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels. Wird diese gigantische Menge Braunkohle verfeuert, reißt Deutschland endgültig das Pariser Klimaschutzabkommen."
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen argumentierte mit der Gaskrise und verteidigte die Entscheidung in einem Interview mit dem ZDF wie folgt: "Lützerath ist nicht das 'Weiter so' der Energiepolitik der Vergangenheit. Es ist der Schlussstrich darunter."
Die nordrhein-westfälische Landesregierung aus CDU und Grünen hat den Abriss und die Erweiterung des Kohlebergwerks genehmigt, aber gleichzeitig einen beschleunigten Ausstieg aus der Kohleverstromung in Nordrhein-Westfalen von 2038 bis 2030 angekündigt.
Im Frühjahr 2022 hatte RWE, der Energiekonzern, dem der Tagebau Garzweiler gehört, vor Gericht durchgesetzt, dass die Überreste von Lützerath eingeebnet werden dürfen. Im Bild Demonstranten am 23. April 2022. Eines ihrer Argumente: Garzweiler beliefert das nahe gelegene Kohlekraftwerk Neurath, das nach Daten aus dem Jahr 2020 der zweitgrößte CO2-Emittent in Europa ist.
Der Landwirt Eckardt Heukamp (im Bild) war der letzte Einwohner von Lützerath. Im März 2022 entschied ein Landgericht, dass Heukamp wegen der Erweiterung des Kohlebergwerks ausziehen muss. Das Urteil besagt, dass RWE, der Betreiber, das Recht hat, das Eigentum von Heukamp gegen eine Entschädigung zu enteignen. Er muss - genau wie ganz Lützerath - der Braunkohle Platz machen.