Messerangriff in Solingen: Video von IS, Haftbefehl und hitzige Debatten
Im Zusammenhang mit dem Messerangriff in Solingen hat die Terrormiliz IS hat ein Video veröffentlicht, das den Täter zeigen soll. In dem etwa einminütigen Video ist laut ZDF ein vermummter, jung wirkender Mann zu sehen, der ein langes Messer in die Kamera hält. Der mutmaßliche Täter, der 26-jährige Syrer Issa al H., ist in Untersuchungshaft.
Zum Haftbefehl teilte die Bundesanwaltschaft mit, der Verdächtige teile die Ideologie des IS und habe sich vor dem Hintergrund seiner radikalislamischen Überzeugungen "zu einem derzeit noch nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt" entschlossen, auf dem Solinger Altstadtfest eine "möglichst große Anzahl aus seiner Sicht ungläubiger Menschen zu töten". Er habe "mit einem Messer hinterrücks wiederholt und gezielt" auf die Opfer eingestochen.
Als Konsequenz aus dem Anschlag von Solingen fordert der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) "ein konsequentes Vorgehen gegen irreguläre Migration und Islamismus". Und mit dieser Ansicht ist er nicht allein. Die Debatte ist entbrannt... und mischt sich mit der Trauer.
In Solingen haben Menschen in einer Kundgebung der Opfer gedacht – und gegen eine Vereinnahmung der Tat von rechts protestiert. Vereinzelt kam es dabei zu Gewalt.
Am Freitagabend kam es in Solingen während eines Festes zum 650. Gründungstag der Stadt zu einem tödlichen Messerangriff, bei dem drei Menschen getötet und acht weitere verletzt wurden, vier von ihnen schwer. Aber laut dem ärztlichen Direktor des Städtischen Klinikums Solingen schwebt niemand mehr in Lebensgefahr.
Der Täter nutzte die Panik, die nach dem Angriff ausbrach, um unerkannt zu entkommen. Am Tag nach der Tat stellte sich der 26-jähriger Syrer der Polizei. Laut Medienberichten lebte er in einer Flüchtlingsunterkunft in Solingen.
Laut übereinstimmenden Medienberichten reiste er 2022 über Bulgarien in die Europäische Union ein und stellte in Bielefeld einen Asylantrag. Um nicht nach Bulgarien, das nach EU-Asylrecht zuständig gewesen wäre, zurück geschickt zu werden, tauchte der Tatverdächtige im Juni 2023 unter.
Laut 'Spiegel' kam es nicht zu einer Ausschreibung zur Festnahme, weil Issa al H. offenbar als unauffällig galt.
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Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hatte die Tat noch am selben Abend für sich reklamiert. In einer Mitteilung auf dem Propaganda-Kanal Amak behauptete der IS, der Angreifer sei Mitglied der Gruppe gewesen und habe den Angriff aus "Rache für Muslime in Palästina und anderswo" verübt, wobei er gezielt eine Gruppe von Christen ins Visier genommen habe.
Im Zusammenhang mit dem Angriff wurde auch ein 15-jähriger Jugendlicher festgenommen. Es steht der Vorwurf im Raum, dass er möglicherweise im Vorfeld von den Plänen des Täters wusste, da eine bislang unbekannte Person kurz vor dem Angriff mit ihm über entsprechende Absichten gesprochen haben soll. Er soll aber nicht tatbeteiligt sein.
Die furchtbare Tat hat drei Menschenleben gekostet. Dass der Verdächtige ein untergetauchter Asylant ist, heizt die Debatte über Asylfragen und Abschiebung an. Verständlich, aber Emotionen sind im Allgemeinen keine guten Ratgeber.
Bundeskanzler Olaf Scholz ist am Montag, dem 26. August, in der trauernden und fassungslosen Stadt Solingen.
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