Pasta-Krise: Warum sind Nudeln immer noch so teuer?

Eine exorbitante Steigerung
Eine Preiserhöhung von 25,5 %
Der Geldbeutel der italienischen Verbraucher wird getroffen
Der Nudelkonsum im Ausland
4 Millionen Tonnen Nudeln werden weltweit exportiert
Deutschland liegt im Import ganz vorne
Ratlosigkeit und Sorgen auch im Ausland
Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine
Weizen wird 17,4 % weniger kosten als 2022
Aber Nudeln bleiben teuer
Die grundlegende Frage
Die Weizenkosten in Italien
Landwirte: Der Preis für Getreide reicht nicht aus, um die Kosten zu decken
Wenn das Problem nicht der Weizenpreis ist...
Die Antwort des Präsidenten der italienischen Nudelhersteller
Die Pasta, die wir heute kaufen, wurde mit Preisen von gestern hergestellt
Die italienische Regierung ist besorgt
Anomalien auf dem Markt?
Scharfe Worte vom Verbraucherband
Gibt es spekulative Geschäfte?
Die Situation könnte sich bald ändern
Boykott von den Verbrauchern?
Die Krise ist da
Der Dialog zwischen den Parteien ist notwendig
Pasta, Teil des kulturellen Gefüges des Landes
Eine exorbitante Steigerung

Ein 17,5-prozentiger Preisanstieg bei Nudeln innerhalb eines Jahres. Das hat man auch in Deutschland gespürt, und in Italien hat es zu der Schlagzeile "Nudelkrise" geführt. Dahinter verbergen sich wichtige wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge.

Eine Preiserhöhung von 25,5 %

Assoutenti, ein gemeinnütziger italienischer Verein zum Schutz der Verbraucher, spricht in seinem Bericht von "explodierenden Preisen" und weist darauf hin, dass ein Kilo Pasta in den wichtigsten italienischen Städten bis zu 2,44 € (März 2023) kosten könnte, wobei der Preisanstieg in einigen Städten bis zu 25,5 % im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2022 beträgt.

Der Geldbeutel der italienischen Verbraucher wird getroffen

Von diesen Steigerungen sind vor allem die Geldbeutel der italienischen Verbraucher betroffen, wenn man bedenkt, dass ein durchschnittlicher Italiener laut den auf der Website Unione Italiana Food veröffentlichten Daten etwa 23 kg Nudeln pro Jahr konsumiert. Die Auswirkungen dieser Erhöhungen beschränken sich jedoch nicht nur auf die Grenzen Italiens.

Der Nudelkonsum im Ausland

Wie IlSole24Ore berichtet, macht der nationale Verbrauch nur 40 % der globalen Produktion aus. Die restlichen 60 % der in Italien produzierten Pasta sind für ausländische Verbraucher bestimmt.

4 Millionen Tonnen Nudeln werden weltweit exportiert

Nach einer Analyse der Italienischen Lebensmittelgewerkschaft, die sich auf Daten des Nationalen Instituts für Statistik ISTAT stützt, handelt es sich um einen Wirtschaftszweig, der am Ende des Haushaltsjahres 2022 einen Exportwert von rund 3,7 Milliarden Euro für Italien hatte.

Deutschland liegt im Import ganz vorne

Die bevorzugten Märkte für den Export dieses Produkts sind Deutschland, die Vereinigten Staaten, Frankreich, Großbritannien und Japan, wobei die Nachfrage nach Angaben von IlSole24ore ständig steigt.

Ratlosigkeit und Sorgen auch im Ausland

Es erscheint daher plausibel, dass die steigenden Preise auch im Ausland für Verwirrung und Besorgnis sorgen. Aber was rechtfertigt diesen Preisanstieg?

Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine

Im Jahr 2022 hat die russischen Offensive in der Ukraine den Preisanstieg für Weizen und damit den hohen Nudelpreis hervorgerufen. Dieser Trend hat sich aber in den ersten Monaten des Jahres 2023 so weit abgeschwächt, dass mit einem deutlichen Preisrückgang innerhalb des Jahres gerechnet wird.

Weizen wird 17,4 % weniger kosten als 2022

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Aussage von Nandita Roy, Leiterin der Abteilung für auswärtige Angelegenheiten bei der Weltbank, über die CNBC berichtete: "Die Getreidepreise sind nach dem Einmarsch in der Ukraine von ihrem historischen Höchststand zurückgegangen, bleiben aber hoch", obwohl die Weltbank für 2023 einen Rückgang um 17,4 Prozent erwartet.

Aber Nudeln bleiben teuer

Kurzum, was der Corriere della Sera als "Tsunami auf dem Rohstoffmarkt" im Jahr 2022 bezeichnet hatte, scheint abgeklungen zu sein, was sich jedoch nicht in einem Rückgang der Teigwarenpreise niedergeschlagen hat.

Die grundlegende Frage

Daher bleibt eine grundlegende Frage bestehen: Wenn die Preise für Weizen sinken, warum sinken dann nicht auch die Preise für das Endprodukt Nudeln, sondern steigen um fast ein Drittel?

Foto: Polina Rytova / Unsplash

Die Weizenkosten in Italien

Die 200.000 italienischen Landwirtschaftsbetriebe, die Weizen produzieren und an die Teigwarenhersteller verkaufen, protestierten über ihre Berufsverbände und bestritten jegliche Beteiligung an dieser Situation.

Landwirte: Der Preis für Getreide reicht nicht aus, um die Kosten zu decken

Nach Angaben von Coldiretti, dem größten Verband, der die italienische Landwirtschaft vertritt und unterstützt, erhält der heimische Weizen, der Hauptbestandteil von Nudeln, einen Preis von 0,36 €/kg, ein Betrag, der nach Angaben von La Repubblica nicht einmal zur Deckung der Produktionskosten ausreicht.

Wenn das Problem nicht der Weizenpreis ist...

Wenn das Problem nicht der Weizenpreis ist, wie erklärt sich der Preisanstieg bei Pasta, der laut Reuters  "mehr als doppelt so hoch ist wie die allgemeine Verbraucherpreisinflation in Italien"?

Die Antwort des Präsidenten der italienischen Nudelhersteller

Der Präsident der Nudelhersteller von Unione Italiana Food, Riccardo Felicetti, verweist in Corriere della Sera auf die "vielen Faktoren“, die neben Weizen zur Bestimmung des Nudelpreises beitragen: "die Kosten für die Umwandlung in Grieß, Energie, Verpackung, Logistik und die verschiedenen Phasen der Lieferkette.“

Die Pasta, die wir heute kaufen, wurde mit Preisen von gestern hergestellt

Felicetti, der sich dem Dialog und der Überprüfung durch die Regierung und die Verbände stellt, fügt eine weitere Rechtfertigung für die hohen Preise hinzu: "Die Nudeln, die heute in den Regalen stehen, wurden vor Monaten aus Hartweizen hergestellt, der zu den Preisen der Zeit davor und mit den Energiekosten des Höhepunkts der Krise eingekauft wurde.

Die italienische Regierung ist besorgt

Die 'Nudelkrise' beunruhigt die italienische Regierung. Am 11. Mai 2023 berief Adolfo Urso (im Bild), Minister für Unternehmen und Made in Italy, die 'Schnellwarnkommission zur Analyse der Preisdynamik bei Nudeln' ein, mit der die Regierung "alle möglichen Maßnahmen ergreifen will, um mögliche Spekulationen zu vermeiden", wie Urso selbst gegenüber den Medien erklärte.

Anomalien auf dem Markt?

Carlo Rienzi (Bildmitte), Präsident von Codacons (itlaienischer Organismus zum Schutz der Verbraucher und der Umwelt), spricht im Corriere von der Notwendigkeit, mögliche "Anomalien auf dem Markt, die darauf abzielen, die Einzelhandelspreise hoch zu halten", aufzuspüren, und spielt damit auf eine mögliche Strategie der Hersteller an, die auf den Differenzen zwischen Rohstoffpreisen und Preisscheren beruht.

Scharfe Worte vom Verbraucherband

Noch schärfere Worte und Unzufriedenheit mit den Ergebnissen der Kommission kommen vom Nationalen Verbraucherverband Italiens. In einer Erklärung gegenüber den Medien bringt der Präsidenten Massimiliano Dona seine Besorgnis darüber zum Ausdruck, dass eine Kontrolle der Lieferketten und der Preisdynamik, die darauf abzielt, die Verantwortlichen für das Problem zu ermitteln, nicht mit der Förderung rechtlicher Maßnahmen zur Verfolgung dieser Personen einhergeht.

Gibt es spekulative Geschäfte?

Massimiliano Dona scheint nämlich davon überzeugt zu sein, dass der hohe Preis für Nudeln auf Spekulationsgeschäfte in diesem Sektor zurückzuführen ist, und dass alle vorgebrachten Argumente nicht ausreichen, um ihn zu rechtfertigen: "Wenn man dann noch leugnet, dass es Spekulationen gibt, dann geht es uns wirklich schlecht. [...]. Die Ausreden sind null und nichtig", sagte er gegenüber Corriere della Sera.

Die Situation könnte sich bald ändern

Die vom italienischen Minister Urso einberufene Kommission hat versucht, die Stimmung zu beruhigen, indem sie für die kurzfristige Zukunft "eine deutliche Senkung der Nudelkosten“ im Einklang mit der Senkung der Kosten der für ihre Herstellung benötigten Rohstoffe ankündigt.

Boykott von den Verbrauchern?

Wenn in dieser kurzfristigen Zukunft der Preis für Nudeln nicht sinkt, "werden sich die Verbraucher darum kümmern und sie in den Regalen liegen lassen“, betonte Furio Truzzi, Präsident von Assoutenti.

Die Krise ist da

Unabhängig von den Vorwürfen und Rechtfertigungen der Beteiligten bleibt  die Tatsache bestehen, dass die 'Pasta-Krise' ein Problem ist, das mehrere Bereiche betrifft.

Der Dialog zwischen den Parteien ist notwendig

Zum Schutz der verschiedenen Beteiligten ist daher ein Dialog notwendig. Die Nebenwirkungen einer gescheiterten Lösung sind möglicherweise ein zu hoher Preis für die Regierung, die Verbraucher und die Landwirte, aber auch für die 120 Unternehmen der Branche, die allein in Italien über 10.000 Menschen beschäftigen.

Pasta, Teil des kulturellen Gefüges des Landes

David Ortega, Professor an der University of Michigan, scheint mit seiner Einschätzung gegenüber NPR  Recht zu haben: "[Nudeln, Anm. d. Ü.] sind Teil des kulturellen Gefüges Italiens, seiner nationalen Identität. Wenn also die Preise für Nudeln steigen, vor allem um diesen Betrag, dann merken die Leute das und es ist ein großes Problem!"

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