Putins Kapazitäten für einen wirksamen Gegenangriff schwinden
Die russischen Streitkräfte sind zu überlastet und werden nicht in der Lage sein, irgendeine Form des Gegenangriffs zu starten, heißt es in einem aktualisierten Geheimdienstbericht des britischen Verteidigungsministeriums.
In einem Bericht über den laufenden Krieg in der Ukraine schreiben Analysten des Geheimdienstes, dass Russland nur schwerlich eine große Streitmacht aufrechterhalten hat, die in der Lage wäre, eine bedeutende Offensive gegen Kiew zu starten.
Die in den USA ansässige Denkfabrik 'Institute for the Study of War' veröffentlichte ihre eigene Einschätzung der russischen Kapazitäten und sagte voraus, dass Moskau einen Angriff auf die Ukraine mit einer strategischen Reserve plane, die seit dem Frühsommer vorbereitet wird.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu kündigte Ende Juni den Aufbau einer neuen Reservearmee an, die eine Gefahr für die ukrainischen Streitkräfte darstellen könnte.
"Bis Ende Juni wird eine Reservearmee gebildet, und in naher Zukunft soll ein Armeekorps geformt werden, das mehr als 3.700 Ausrüstungsgegenstände erhalten wird". So zitierte RIA Novosti Schoigu, laut einer Übersetzung der Ukrianska Pravda.
Das 'Institute for the Study of War' geht davon aus, dass Moskaus neue sogenannte 25. Kombinierte Waffenarmee die von Minister Schoigu versprochene Reservearmee ist, aber die Truppe wird wahrscheinlich nicht sehr effektiv sein.
Russlands 25. kombinierte Waffenarmee besteht Berichten zufolge aus 30.000 Vertragssoldaten und ist in zwei motorisierte Schützendivisionen mit einer unbekannten Zahl von Panzer- und Artilleriebataillonen aufgeteilt.
Berichten des ukrainischen Geheimdienstchefs Kyrylo Budanow zufolge soll diese Truppe erst Ende Oktober oder November 2023 kampfbereit sein.
Das 'Institute for the Study of War' konnte die von Budanow gemachten Angaben zwar nicht bestätigen, erklärte aber, dass es keinen Grund habe, seine Einschätzung der Lage in Frage zu stellen.
In einer Rekrutierungsanzeige, die von offizieller Stelle in der russischen Region Primorje veröffentlicht wurde, hieß es, dass Soldaten der neuen Formation vom 1. September bis zum 1. Dezember ausgebildet und dann entweder in Saporischschja oder im Oblast Cherson eingesetzt würden.
Das 'Institute for the Study of War' berichtete außerdem, dass der stellvertretende Leiter der Hauptoperationsabteilung der Ukraine, Oleksii Hromow, am 5. Juli gesagt hat, dass die 25. Kombinierte Waffenarmee frühestens 2024 kampfbereit sein werde.
Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums scheint es jedoch, dass Russlands strategische Reserve bereits zu Brennpunkten entlang der Grenze zwischen Donezk und Luhansk geschickt wurde.
Die Resertvearmee begann Mitte September mit dem Einsatz und rückte vermutlich bereits im August in die Ukraine vor, heißt es in dem aktualisierten Bericht des Geheimdienstes.
Zwei Einheiten der Reservearmee – die 67. Motorgewehrdivision und die 164. Separate Schützenbrigade – kämpfen Berichten zufolge in einem Sektor westlich von Sewerodonezk und Kreminna.
Der Geheimdienst des britischen Verteidigungsministeriums stellte fest, dass mit dem stückweisen Einsatz von Teilen dieser Reservetruppe zur Verstärkung von Moskaus überlasteten Frontlinien in der Ukraine eine "konzertierte neue russische Offensive in den kommenden Wochen wenig wahrscheinlich ist".
Das 'Institute for Study of War' berichtet, dass die Reservearmee angesichts ihres überstürzten Einsatzes wahrscheinlich nicht in der Lage sein wird, in großem Umfang kampffähig zu sein" und fügt hinzu, dass die Formation wahrscheinlich entweder stark unterbesetzt ist oder nicht annähernd die Stärke von zwei Divisionen erreicht.
Den Analysten des 'Institute for the Study of War' zufolge ist die Reservearmee wahrscheinlich genauso schlecht ausgebildet wie die ersten russischen Einheiten, die 2022 mobilisiert wurden. Sie stellten jedoch fest, dass die Moskauer Führung den Einsatz der strategischen Reserven wahrscheinlich als "tolerierbares Risiko" betrachtet.