Proteste im Iran: Oscarprämierte Schauspielerin Taraneh Alidoosti verhaftet
Die iranische Hauptdarstellerin des Oscarprämierten Films 'The Salesman', Taraneh Alidoosti, ist im Zusammenhang mit den Protesten gegen die Regierung im Iran festgenommen worden.
Laut der staatlichen Medien wird Taraneh Alidoosti vorgeworfen Unwahrheiten über die landesweiten Proteste verbreitet zu haben. Das könnte eine langjährige Haftstrafe bedeuten.
Laut Kronen Zeitung haben ihre Kollegen berichtet, dass Unbekannte in Alidoostis Haus eingedrungen sind, Laptop und andere Dokumente beschlagnahmt haben und die Schauspielerin vor den Augen ihrer Tochter verhaftet hätten. Weiter heißt es, dass ihr Vater, der Ex-Fußballnationalspieler Hamid Alidoosti, versucht herauszufinden, welche Behörde den Haftbefehl ausgestellt hat und wo sie inhaftiert ist.
Die Schauspielerin hat sich immer wieder in den sozialen Netzwerken mit der Protestbewegung in ihrem Land solidarisiert. Diese hatten im September 2022 begonnen, nachdem die junge Kurdin Mahsa Amini im Gewahrsam der Sittenpolizei ums Leben gekommen war. Amini wurde festgenommen, weil sie ihr Kopftuch nicht adäquat getragen hatte.
Im Bild: Taraneh Alidoosti bei einer Pressekonferenz in Cannes 2022.
Als der junge Demonstrant Mohsen Schekari Anfang Dezember 2022 öffentlich im Iran hingerichtet wurde, schrieb Taraneh Alidoosti auf Instagram: "Jede internationale Organisation, die diesem Blutbad zuschaut und nicht reagiert, ist eine Schande für die Menschheit."
Auf ihrer Instagram-Seite postete sie ein Bild von sich ohne Hidschab und mit einem Papier, auf dem der Hauptslogan der Proteste stand: "Frauen, Leben, Freiheit“. The Hollywood Reporter berichtet, dass Ihr Instagram Account, der rund 8 Millionen Follower hatte, gesperrt wurde.
Laut einen Bericht von IRNA (Islamic Republic News Agency), zitiert von The Hollywood Reporter, wurde Alidoosti verhaftet, weil sie "keine Dokumente vorgelegt hat, die mit ihren Behauptungen im Einklang stehen".
Taraneh Alidoosti ist eine international bekannte Schauspielerin. Noch im Mai 2022 war sie mit ihren neuesten Film 'Leila's Brothers' bei den Filmfestspielen in Cannes, in Begleitung von Regisseur Ashgar Farhadi und Schauspieler Shahab Hosseini. Jetzt wurde die öffentliche Vorführung des Films in den iranischen Kinos verboten.
Seit Mitte September dauern die systemkritischen Proteste an. Menschenrechtsaktivisten im Iran schätzen, dass seitdem etwa 18.200 Menschen festgenommen wurden. In Deutschland (im Bild) und vielen anderen Ländern hat es solidarische Demonstrationen gegeben. Die EU hat mit Sanktionen reagiert. Aber geändert hat sich nichts.
Amnesty International berichtet, dass mindestens 26 Personen im Zusammenhang mit den Protesten von einer Hinrichtung bedroht sind, darunter drei Minderjährige. Der Iran hat allein im Jahr 2022 mehr als 250 Menschen hingerichtet.
Wegen der Gewalt gegen Demonstrantinnen hat ein Gremium der Vereinten Nationen den Ausschluss des Irans aus der UN-Kommission für die Rechtsstellung der Frau beschlossen.
Im Bild: Vor der Abstimmung demonstrieren iranische Frauen vor dem Hauptquartier der Vereinten Nationen für Frauenrechte.
Ebrahim Raisi (im Bild) ist seit August 2021 der Präsident des Iran. Bei der Wahl mit historisch niedriger Wahlbeteiligung (48,8 Prozent) bekam der ultrakonservative Kleriker, zugehörig zur 'Vereinigung der kämpfenden Geistlichkeit' 62 Prozent der gültigen Stimmen.
Die US-Regierung hatte Raisi bereits 2019, vor seinem Amtsantritt, wegen mutmaßlicher Menschenrechtsverstöße mit persönlichen Sanktionen belegt. Er soll als damaliger stellvertretender Staatsanwalt des Revolutionsgerichts in Teheran mit den Massenhinrichtungen von Marxisten und anderen Linken 1988 in Verbindung stehen.
Taraneh Alidoosti wurde am 12. Januar 1984 in Teheran geboren. Bevor sie gewagt hat öffentlich Kritik zu äußern, war sie ein gefeierter Star in ihrem Land und wurde mehrmals beim iranischen Fajr Filmfestival ausgezeichnet.
International berühmt wurde sie als Hauptdarstellerin des Films 'The Salesman', der 2017 den Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewann. Aus Protest gegen das Dekret 13769 von Donald Trump, dass Bürgern aus mehrheitlich muslimischen Staaten die Einreise in die USA untersagte, nahm sie und der Rest des Teams aber nicht an der Oscar-Verleihung teil.
Im Bild: das Team feiert den Preis im Teheraner Filmmuseum am 3. März 2017.
Seit ihrer Verhaftung haben viele Prominente der Filmwelt ihre Freilassung verlangt. Cameron Bailey, Chef des Toronto International Film Festivals, schrieb auf Twitter. "Ich hoffe, dass sie bald frei ist, um weiter die Stärke des iranischen Kinos zu repräsentieren.“ Hoffen wir, dass es so kommt.
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