Russland laufen die Mobilisierten weg: Mehr als 1.000 Russen wegen Fahnenflucht angeklagt
Seit der Mobilmachung Russlands im Herbst des letzten Jahres stehen immer mehr Russen wegen Fahnenflucht & Co. vor Gericht. Auch die Strafen für diese Vergehen wurden erhöht.
Im Herbst 2022 hatte Russlands Präsident Wladimir Putin eine Teilmobilmachung durchgesetzt - entgegen seiner zuvor getätigten Versprechen, dass nur Zeitsoldaten und Freiwillige in den Ukraine-Krieg geschickt werden würden.
Nach dieser Verkündung setzten sich Hunderttausende Russen in andere Länder ab, um so der Einberufung zu entgehen.
Aber auch unter den bereits einberufenen Russen wenden sich immer mehr vom russischen Militär ab - und werden dafür angeklagt.
Das unabhängige Portal Mediazona gibt an: "Stand letzte Aprilwoche sind 1.064 Fälle bei Militärgerichten eingegangen".
Zu den Vergehen zählen Fahnenflucht, unerlaubte Entfernung von der Truppe oder Verweigerung von Befehlen, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).
Darüber hinaus kam es laut Mediazona seit Anfang März zu einem starken Anstieg der Verfahren im Kontext der Mobilisierung. So wurden alleine im März 400 Fälle vor Gericht behandelt und auch im April sollen die Zahlen ähnlich hoch sein.
Das unerlaubte Entfernen von der Truppe stellt mit 90 % der Fälle das häufigste Vergehen dar.
Im Anschluss an die Mobilmachung kam es auch zu einer Verschärfung der Strafen gegen diese Art von Vergehen.
Durch die Verschärfung der Strafen nach der Mobilmachung per Gesetz durch Präsident Wladimir Putin kann Fahnenflucht allerdings theoretisch mit bis zu 15 Jahren Haft bestraft werden. Im Kontext der mobilisierten Russen wird dies jedoch wohl eher nicht praktiziert.
Bezüglich der verhängten Strafen ist scheinbar nur ein geringer Teil der Urteile öffentlich zugänglich. Dieser gibt jedoch Aufschluss darüber, dass "die Rekruten von den Gerichten zumeist zu einer Bewährungsstrafe verurteilt – und können damit wieder an die Front versetzt werden", so die FAZ.
Aktuell wird erneut über eine Einberufungswelle des russischen Militärs im Zuge der Mobilisierung spekuliert. Die Regierung in Moskau hingegen dementiert dies.