Delfine im Schwarzen Meer sind die unsichtbaren Opfer des Krieges in der Ukraine
Die russischen Marineaktivitäten im Schwarzen Meer haben seit Beginn des Konflikts in der Ukraine zum Tod von Tausenden von Delfinen geführt, und ein Mann hat alles in seiner Macht Stehende getan, um die Folgen des Krieges für die Tierwelt in der Region aufzudecken.
Ivan Rusev ist Leiter der ukrainischen Forschungsabteilung des Nationalparks Tuzly-Mündungen. Anfang Mai berichtete er auf Facebook über den tragischen Verlust von weiteren 100 Schwarzmeerdelfinen im vergangenen Monat.
(Foto: Facebook @rusevivan)
"Leider wurden im April 2023 bereits mehr als hundert tote Delfine in den Buchten von Sewastopol und anderen Küsten der besetzten Krim sowie in der Nähe von Novorossiysk, Sotschi und Gelendschik registriert", schrieb Rusev laut einer Übersetzung von 'USA Today'.
Dies würde laut Rusev die Tatsache bestätigen, dass feindlichen U-Boote in diesem Teil des Schwarzen Meeres in der Nähe der Krim und Novorossiysk aktiv seien.
Es ist nicht das erste Mal, dass Rusev Alarm schlägt, um darauf hinzuweisen, was mit der Delfinpopulation im Schwarzen Meer geschieht. Im August 2022 sagte der ukrainische Biologe, er befürchte, dass bereits bis zu 5000 Delfine infolge des Konflikts gestorben seien.
"Ich habe so etwas noch nie gesehen", sagte Rusev gegenüber Natalia Datskevych vom 'Kyiv Independent', "das ist etwas völlig Neues und erschreckend für Wissenschaftler."
(Foto: Facebook @rusevivan)
Rusev machte russische Schiffe und U-Boote, die im Schwarzen Meer stationiert sind, für den Tod der Tiere verantwortlich und behauptete, dass deren Sonar-Geräusche die Gesundheit der Tiere beeinträchtige.
"Delfine geraten in den Strahlungsbereich der Navigationsgeräte von Schiffen, wodurch ihre Navigations- und Echoortungsorgane beeinträchtigt werden", schrieb Rusev in einem Facebook-Post.
Sonar ist für Säugetiere wie Delfine besonders gefährlich, da sie auf Unterwassergeräusche angewiesen sind, um sich zu orientieren, Beute zu fangen und mit ihrer Gruppe zu kommunizieren.
Militärische Sonare wie das tieffrequente aktive Sonar (LFA) erzeugen rollende Schallwellen, die unter Wasser Hunderte von Kilometern weit reichen und bei manchen Tieren zu Verletzungen und zum Tod führen können.
"LFA-Sonar kann den Tieren schaden, indem es die Paarung unterbricht, die Kommunikation stoppt, sie dazu bringt, sich von ihren Kälbern zu trennen und bei ihnen Stress verursacht", so die Journalistin Alessandra Potenza von 'The Verge'.
Rusev behauptet, dass das von den russischen Seestreitkräften eingesetzte Sonar die akustischen Systeme der Delfine im Schwarzen Meer beeinträchtigt, so dass sie irritiert werden und nicht mehr fressen können.
"Sie konnten sich nicht im Meer orientieren und Fische fangen", sagte Rusev, "deshalb verloren sie jeden Tag an Gewicht und ihr Immunsystem wurde schwächer."
Rusev wies auch darauf hin, dass sowohl Minen als auch Unterwasserexplosionen die Zahl der toten Delfine erhöhen und eine Umweltkatastrophe für die Meeresbewohner an der ukrainischen Schwarzmeerküste verursachen.
Seit 40 Jahren beobachtet Rusev die ukrainischen Küsten, und noch nie hat er so viel Tod und Zerstörung gesehen wie seit dem Beginn der russischen Invasion.
"Insgesamt schätzen wir, dass mindestens 50.000 und höchstens 100.000 Delfine gestorben sind", sagte Rusev in einem Videointerview mit 'Radio Free Europe'.
Nach Angaben des ukrainischen Ministeriums für Umweltschutz und natürliche Ressourcen leben nur noch etwa 253.000 Delfine im Schwarzen Meer.
Wenn Rusevs Schätzungen vom August 2022 zutreffen, könnte dies bedeuten, dass mehr als ein Drittel der Delfine im Schwarzen Meer gestorben ist. Seit diesem Statement sind es noch mehr geworden.
In seinem Interview mit 'Radio Free Europe' sagte Rusev, dass er gerade 12 tote Delfine gefunden habe, und merkte an, dass er vor der russischen Invasion noch nie einen einzigen verendeten Delfin an diesem Teil der ukrainischen Küste gefunden habe - ein besorgniserregendes Zeichen, da der russische Krieg sich hinzieht.
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