Sensationsfund! 300.000 Jahre alt: Forscher finden älteste menschliche Fußabdrücke Deutschlands

Wissenschaftlern in Schöningen bei Niedersachsen ist ein Sensationsfund gelungen: die wohl ältesten menschlichen Fußspuren Deutschlands. Über 300.000 Jahre alt sollen sie sein und von Menschen der ausgestorbenen Art Homo heidelbergensis stammen.

Das Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen in Frankfurt am Main gab den Fund bekannt. Die Fundstelle in Schöningen im Landkreis Helmstedt in Niedersachsen "gilt wegen seiner Fossilien als weltweit einzigartig", so die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).

Neben den nun entdeckten Fußspuren fanden Forscher in dem archäologischen Fundstellenkomplex in den letzten Jahren bereits die nahezu vollständigen fossilen Überreste eines eurasischen Waldelefanten sowie Teile einer Säbelzahnkatze.

Besondere Berühmtheit erhielt die Ausgrabungsstätte in Schöningen für die zwischen 1994 und 1998 gefundenen "Schöninger Speere", bei denen es sich bislang um die weltweit ältesten und vollständig erhaltenen Waffen aus Holz in der Geschichte der Menschheit handelt. Sie werden gemeinsam mit weiteren Fundstücken im "paläon", dem 2013 eröffneten Forschungsmuseum Schöningen, ausgestellt.

Nun wurden insgesamt drei Fußspuren in der Nähe eines damaligen Sees gefunden, wobei es sich bei zweien davon um junge Menschen handeln soll. Die Forscher vermuten, dass die Individuen einer kleinen Gruppe mit gemischter Altersstruktur angehörten.

Foto: Senckenberg

Die drei menschlichen Fußspuren hätten heute eine Schuhgröße von 37, 33 und 27. Der ausgewachsene Homo heidelbergensis hatte eine Körpergröße von bis zu 1,70 Meter und ein Körpergewicht von 50 bis 60 kg.

Foto: Senckenberg

Der Homo heidelbergensis ist ein Vorfahre des Neandertalers. Ursprünglich stammt dieser Urmenschentyp aus Afrika, seinen lateinischen Namen erhielt er jedoch, da erste Knochenfunde im Jahr 1907 in einer Sandgrube bei Heidelberg gemacht wurden.

Die Gruppe, deren Fußspuren in Schöningen entdeckt wurden, soll an dem See gelebt und sich dort von Pflanzen, Früchten, Trieben, Pilzen und Blättern ernährt haben.

Foto: Senckenberg / Aquarell von Benoît Clarys

Laut den Forschern machen die Funde deutlich, dass sich die Menschengruppe an den Flachwasser-Ufern von Seen und Flüssen aufhielt, so der Norddeutsche Rundfunk (NDR).

Foto: Screenshot Youtube, Senckenberg

Laut den Forschern zeigen die Spuren eine Momentaufnahme aus dem Familienalltag der Gruppe. „Es handelt sich aufgrund der Spuren auch von Kindern und Jugendlichen wohl eher um einen Familienausflug als um eine Gruppe erwachsener Jagender", so Dr. Flavio Altamura (Foto), einer der führenden Forscher im Team um die Schöninger Fußspuren.

Foto: Screenshot YouTube, Senckenberg

Die menschlichen Fußspuren sind von weiteren Abdrücken umgeben, darunter Waldelefanten und Nashörner. Für die Forscher ergibt sich so ein Bild des damals vorherrschenden Ökosystems.

Foto: Sreenshot Youtube / Senckenberg

Die Elefantenspuren, die in der Nähe der menschlichen Spuren gefunden wurden, sollen zu der ausgestorbenen Art Palaeoloxodon antiquus gehören. Bei diesen handelte es sich um die damals größten Landtiere: die Bullen konnten ein Gewicht von bis zu 13 Tonnen erreichen.

Foto: Senckenberg

Dr. Jordi Serangeli, Grabungsleiter in Schöningen, berichtet: „Eine Spur stammt zudem von einem Nashorn – Stephanorhinus kirchbergensis oder Stephanorhinus hemitoechus – und ist der erste Fußabdruck dieser Art aus dem Pleistozän, der in Europa gefunden wurde."

Foto: Senckenberg

Falko Mohrs, Wissenschaftsminister Niedersachsens, sagte über die Fundstelle, sie sei ein "Schatz für die Wissenschaft" und ein Fenster in den Alltag der Menschen in der Frühzeit.

Die Funde könnten Aufschlüsse über die soziale Zusammensetzung der Menschengruppe sowie über ihre Interaktion mit anderen Lebewesen in diesem gemeinsamen Lebensraum geben.

Übrigens: Die weltweit ältesten Spuren eines Zweibeiners wurden bei Trachilos auf der griechischen Insel Kreta gefunden und auf ein Alter von über sechs Millionen Jahren datiert. Ungeklärt ist allerdings, wer die Fußspuren hinterlassen hat. Forscher sprechen von einem auf zwei Beinen laufenden Wesen, bei dem es sich eventuell um eine noch unbekannten Vorfahren des Menschen handeln könnte.

Foto: Pixabay / fietzfotos