Im Durchschnitt wird das Bild eines Kindes 1.300 Mal geteilt, bevor es 13 wird
Laut einer Umfrage der Beobachtungsstelle für Elternschaft und Digitale Bildung, einer französischen Kampagnegruppe (franz. l’Observatoire de la Parentalité et de l’Éducation Numérique, kurz: OPEN), wird das Bild eines Kindes bis zu seinem 13. Geburtstag im Durchschnitt 1.300 Mal auf Social Media geteilt.
Die Definition von "Sharenting"
Das Phänomen, das als "Sharenting" bezeichnet wird, wird von Wikipedia beschrieben als "die Praxis von Eltern, sensible Inhalte über ihre Kinder auf Internetplattformen zu veröffentlichen". Der Ausdruck findet internationale Anwendung.
Die Herkunft des Begriffes
Der Ursprung des Begriffes "Sharenting" wird dem Wall Street Journal zugeschrieben, das im Jahr 2010 den Begriff "Oversharenting" als eine Mischung aus den Begriffen "Oversharing" und "Parenting" entwickelte.
Kinder des digitalen Zeitalters
Während ältere Generationen, die erst später mit den sozialen Medien in Berührung kamen, ihre Online-Präsenz von Grund auf selbst gestalten konnten, wurde Kindern, die in einem digitalen Zeitalter aufwachsen, dieses Recht vorenthalten.
Kinder können kein Einverständnis geben
Alles läuft auf eine Frage der Zustimmung hinaus - und die können Kinder nicht geben, da sind sich die Experten einig. "Sie haben einfach nicht die Fähigkeit oder die Kapazität dazu", erklärte die Psychologin Charlotte Armitage gegenüber Insider.
Publicity, die sie sich nicht ausgesucht haben
Armitage fügte hinzu, dass Kinder möglicherweise mit dem Gefühl der Verletzung und Paranoia aufwachsen, weil sie sich diese Publicity nicht aussuchten.
Nicht nur ethische Probleme
Aber abgesehen von den ethischen Problemen, die es mit sich bringt, das Leben Ihrer Kinder ohne deren Zustimmung online zu teilen, gibt es auch echte Risiken.
Foto: Suchmaschine Instagram
Digitaler Fußabdruck
Es ist wichtig, auf den digitalen Fußabdruck (den Online-Verlauf) Ihrer Kinder zu achten, denn schon als Kinder können diese Opfer von Identitätsdiebstahl werden. Auch kann ihr Ruf geschädigt oder sogar ihre körperliche Sicherheit gefährdet werden, warnen Experten.
Bilder können zu Verwertungszwecken verwendet werden
Ein Bericht des Stanford Internet Observatory (SIO) hat kürzlich herausgefunden, dass Instagram derzeit die wichtigste Plattform für Werbung für selbst erstelltes Kindesmissbrauchsmaterials (engl. kurz: SG-CSAM) ist.
Alle Social Media-Plattformen stellen ein Risiko dar
Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass auch auf anderen sozialen Medienplattformen die Gefahr besteht, dass Bilder von Kindern zu Zwecken der s e x uellen Ausbeutung verwendet werden.
Beunruhigende Kommentare zu Videos
Insider berichtete, dass Amateurdetektive auf TikTok die hohe Anzahl der Likes, Speicherungen und beunruhigenden Kommentaren bei Videos von Kindern, die von ihren Eltern geteilt wurden, hervorheben.
Der Fall eines dreijährigen TikTok-Stars
Letztes Jahr wiesen Nutzer darauf hin, dass bestimmte Videos eines dreijährigen weiblichen TikTok-Stars namens Wren Eleanor eine besorgniserregende Anzahl von Speicherungen aufzeigten, wie Insider berichtete.
Foto: TikTok @wren.eleanor
Tausende von Followern speicherten Videos
Ein Video, in dem Wren, deren Account 17 Millionen Follower hat, einen Hotdog isst, wurde fast 375.000 Mal gespeichert, während ein Video, in dem sie ein orangefarbenes gekürztes Top trägt, 45.000 Mal gespeichert wurde, so die Nutzer.
Foto: TikTok @wren.eleanor
Das Konto bleibt aktiv
Wren's Mutter, die den TikTok-Account betreibt, beschrieb die Situation als "unglaublich erschütternd", doch der Account blieb offen und aktiv.
Eltern, die ihre Kinder zu Geld machen
Laut der Financial Times nutzen einige Eltern die Influencer-Accounts ihrer Kinder oder deren "Familien-Vlogging" als Haupteinkommensquelle.
Frankreichs Gesetzentwurf, um "Sharenting" zu stoppen
Aus diesem Grund hat der französische Gesetzgeber grünes Licht für einen Gesetzesentwurf gegeben, der sich gegen die wachsende Zahl von Influencer-Eltern richtet, die mit der Berichterstattung über das Leben ihrer Kinder Ruhm und Geld verdienen.
Ein Richter könnte intervenieren
Der französische Abgeordnete Bruno Studer (Foto) sagte, dass der Gesetzesentwurf es einem Familienrichter ermöglichen würde, die Eltern, wenn nötig, zu zwingen, Teile ihrer Bildrechte abzugeben, berichtete Le Monde.
Die Hälfte der zur Ausbeutung verwendeten Bilder stammt aus sozialen Medien
Der Gesetzentwurf besagt, dass 50% der Fotos, die in Foren zur s e x uellen Ausbeutung von Kindern ausgetauscht werden, ursprünglich von den Eltern selbst auf ihren Konten in den sozialen Medien veröffentlicht wurden.
Frankreich: Das erste Land, das das "Sharenting" reguliert
Der Gesetzentwurf ist noch nicht unterzeichnet, aber Frankreich wäre das erste Land der Welt, das regelte, wie Eltern das Leben ihrer Kinder in den sozialen Medien teilen dürften.
Andere Politiker äußerten sich besorgt über "Sharenting"
Andere führende Politiker haben ihre Besorgnis über "Sharenting" zum Ausdruck gebracht. Die australische Beauftragte für eSafety, Julie Inman Grant, spricht in den Medien und auf ihren Online-Kanälen ständig über die Risiken des "Sharenting".
Foto: Facebook eSafety-Beauftragte
Debatte über ein soziales Thema
Es bleibt abzuwarten, ob andere Länder dem französischen Beispiel folgen und dem "Sharenting" einen Riegel vorschieben, aber zumindest wurde die Diskussion über dieses soziale Problem gestartet. "Wenn wir einen Gesetzesvorschlag machen, dann auch, um ein bestimmtes Thema zu diskutieren", sagte der französische Abgeordnete laut "Le Monde".