Trotz Ukrainekrieg: EU kauft Rekordmengen an Flüssigerdgas aus Russland
Zwischen Januar und Juli 2023 haben die EU-Staaten zusammen 22 Millionen Kubikmeter russisches Flüssigerdgas (LNG) gekauft. Das entspricht einer Zunahme von 40 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das berichtet die NGO Global Witness.
Im Bild: LNG-Terminal in Spanien.
In denselben Monaten im Jahr 2022 hat die EU nur 15 Millionen Kubikmeter LNG (Abkürzung für Liquefied Natural Gas) aus Russland importiert. Damals kam ja noch Gas aus Pipelines.
Die Zahlen wurden am 30. August 2023 veröffentlicht. Sie sind das Resultat einer Studie der NGO Global Witness, die auf den Rohstoffsektor spezialisiert ist, und basieren auf Daten des Branchendienstleisters Kpler.
Im Bild: Das Spezialschiff Höegh Esperanza im LNG-Terminal Wilhelmhaven.
Laut Global Witness erzielt Russland damit Einnahmen von mehr als fünf Milliarden Euro. Einnahmen, die für den Angriffskrieg gegen die Ukraine genutzt werden könnten.
Die Nachricht überrascht angesichts der Bemühungen unabhängig von russischen Energielieferungen zu werden. Vielleicht noch überraschender ist die Tatsache, dass der Import von LNG nicht unter die EU Sanktionen gegen Moskau fällt!
Im Bild: das neue schwimmende Terminal für Flüssiggas, das von LNG Croatia auf der Insel Krk gebaut wurde.
Im März 2023 hatte EU-Energiekommissarin Kadri Simson die Mitgliedstaaten und Unternehmen aufgerufen, auf russisches LNG zu verzichten. Offensichtlich ohne jeden Erfolg.
"Es ist schockierend zu sehen, dass sich viele EU-Länder von russischem Gas via Pipelines unabhängig gemacht haben, nur um es dann durch LNG per Tankschiff zu ersetzen." So zitiert die Financial Times den Experten Jonathan Noronah-Gant von Global Witness.
Laut der Studie importiert die EU inzwischen mehr als die Hälfte des russischen LNG-Angebots, ist also der größte Abnehmer weltweit.
Im Bild: LNG-Terminal Rügen
Nach Angaben von Global Witness sind sind die Energieunternehmen Shell und Total die Hauptimporteure. Bei den EU-Staaten liegen Spanien und Belgien vorne.
Flüssiggas ersetzt jetzt also einen Teil der Gaslieferungen, die Europa bis zum vergangenen Jahr über Pipelines aus Russland bezogen hat. Ein krasser Widerspruch wenn man an die Anstrengungen und die wirtschaftlichen Konsequenzen im vergangenen Jahr denkt, um unabhängig von Moskau zu werden. Erst 2027 will die EU gar kein russisches Gas mehr beziehen.
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