Unter Erdbeer-Feldern in Sachsen lauerte ein Jahrtausend-Fund
2021 sollte auf dem Freizeit-Gelände von Karls Erdbeerhof in Döveln/Sachsen ein Hotel gebaut werden und ans Tageslicht kam unverhofft ein archäologischer Schatz. Seitdem wird dort gebuddelt. Wie das Landesamt für Archäologie Sachsen mitteilte, sind in den vergangenen zwei Jahren Reste eines ganzen Dorfes aus der frühen Jungsteinzeit (5.500 – 4.500 v.u.Z.) gefunden worden.
Wer auf dem in diesem Jahr eröffneten Karls Erdbeerhof auf den Weihnachtsmarkt gehen will, kann die Ausgrabungen live mitverfolgen. Denn bei der Jungsteinzeit blieb es nicht: „Anhaltspunkte gab es bereits, doch die bronzezeitliche Siedlung ist viel größer, als angenommen“, sagte Grabungsleiter Thomas Lukas der Bild. „Bislang gab es ein Haus aus dieser Zeit, aber jetzt wurden in etwa 50 bis 60 Meter Entfernung weitere Gruben entdeckt.“
Die Bronzezeit war eine spannende Epoche in der Geschichte der Menschheit: Waffen und Werkzeuge wurden aus Bronze hergestellt, was zu Fortschritten in der Kriegsführung und Handwerkskunst führte. Es gab der Zeit zwischen 2.000 v. Chr. bis 899 v. Chr. ihren Namen. Die Epoche davor nennen die Archäologen die Jungsteinzeit. Sie begann vor etwa 10.000 Jahren und endete 2000 v. Chr..
Für den Besitzer des Erdbeer-Parks, Robert Dahl, hätte es besser nicht laufen können. Sein Unternehmen ist jetzt überall in der Presse. Karls Erdbeerhof ist nach seinem Opa benannt. Vor über 99 Jahren verkaufte dieser bereits Obst und Gemüse auf den Wochenmärkten in der Umgebung. Die Gratis-Werbung dürfte dem Unternehmer helfen, die weiteren Standorte in Ostdeutschland zu finanzieren.
Laut der Archäologen handelt es sich bei dem Areal um den größten ausgegrabenen jungsteinzeitlichen Fundplatz in Mittelsachsen. Die dortige CDU Kultur- und Tourismus-Ministerin Barbara Klepsch schaute sich jetzt den Bronze-Schatz vor Ort nochmal direkt an. Das slawische Gräberfeld aus dem 10./11. Jahrhundert mit 35 Körpergräbern, das ebenfalls gefunden wurde, wird unweigerlich eine weitere Tourismus-Attraktion des Bundeslandes werden.
Der Erdbeer-Hof in Döbeln ist schon jetzt zu einem weltweiten Anziehungspunkt geworden. Die internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler förderten neben Stücken aus der Stein- und Bronzezeit auch die „am weitesten westlich gefundene Perle“ zutage, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Hergestellt wurden diese Perlen in Byzanz, dem früheren Konstantinopel, und kamen über Handelswege nach Osteuropa, schreibt die Volksstimme.
Ein 18-köpfiges Team von internationalen Archäologen ist seit Herbst 2021 auf dem 17 Hektar umfassenden Baugelände im Einsatz. Nachdem die Planung des Erdbeerhof-Besitzers Dahls für Hauptgebäude, Straßenanbindung und Regenrückhaltebecken tiefere Bodeneingriffe vorsah, wurden die Ausgrabungen seit Oktober 2022 intensiviert. 2023 wurde weitere Funde gemacht.
Ostern 2024 wurde der Erdbeerhof dann endlich eröffnet, der so bereits an vielen anderen Standorten im Osten funktioniert - allerdings ohne archäologische Attraktion. Das Hotel, das dort gebaut werden sollte, wo jetzt die archäologischen Funde aus der Bronzezeit gemacht wurden, ist allerdings noch nicht fertigfestellt.
Sogar der Business-Insider nimmt die zuerst von Bild und DPA aufgriffene Story auf und berichtet über den archäologischen Schatz unter Karls Erdbeerhof, ein Areal von über 17 Hektar, rund 23 Fußballfelder wie die Kreiszeitung berichtet. Es soll hier jetzt auch ein Spielplatz zum Thema Ausgrabungen mit alten Baumaschinen entstehen.
Aus der Jungsteinzeit wurden 50 Häusergrundrisse freigelegt. Zudem fanden sich etliche große Speicher- sowie Baugruben, aus denen Lehm entnommen wurde. Die Archäologen bargen insgesamt über 30.000 Keramikscherben, rund 7000 Feuerstein-Objekte, rund 500 Mahlsteinfragmente, 200 Steinbeile und Steinäxte sowie 250 Schleifsteine.
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