Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern: Deutschland ist EU-Schlusslicht!
Dass Frauen in Führungspositionen noch immer Mangelware sind, ist unübersehbar und bekannt, aber wie hoch die Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen im Allgemeinen in Deutschland sind, überrascht - im negativen Sinne.
In Deutschland verdienen Frauen knapp ein Fünftel weniger als Männer. Gemessen am durchschnittlichen Bruttostundenverdienst der Männer lag der sogenannte Gender Pay Gap 2022 bei 18 %. Das besagt ein Bericht des Statistischen Bundesamts Destatis, der auch andere interessante Daten über Deutschland und Europa liefert...
Deutschland landet laut dem Bericht im EU-Vergleich auf dem drittletzten Platz. Nur Estland mit 21 % Unterschied und Österreich mit 19 % schnitten noch schlechter ab.
Aushängeschild in Sachen Gleichberechtigung im Verdienst ist Luxemburg, wo Frauen und Männer 2021 erstmals gleich viel verdient haben.
Geringe Unterschiede im Bruttostundenverdienst haben auch die EU-Staaten Rumänien und Slowenien mit jeweils rund 4 %.
Italien ist ein weiteres positives Beispiel: hier liegt der Unterschied immerhin "nur" bei 5 %.
Auch das südeuropäische Spanien schneidet mit rund 9 % deutlich besser ab als Deutschland.
Die portugiesischen Frauen verdienen laut dem Bericht von Destatis 12 % weniger als ihre Landsmänner.
In den Niederlanden liegt der Unterschied im Bruttostundenverdienst bei rund 13 %. Und damit nur ganz knapp über dem EU-Durchschnitt.
Unser französischer Nachbar liegt hingegen mit mehr als 15 % über dem Durchschnitt der EU.
Zwar nicht mehr in der EU, aber trotzdem interessant im Vergleich: Über alle Berufe hinweg betrug das mittlere geschlechtsspezifische Lohngefälle zugunsten der Männer im Vereinigten Königreich 14,9 % im Jahr 2022, eine leichte Verbesserung gegenüber 15,1 % im Jahr 2021. Das berichtet ciphr.com.
Eher schlechter. Zwei Beispiele: Japan hatte laut Littler.com 2022 ein Gender Pay Gap von 22 % und in den USA steigt der Unterschied sogar. Laut dem Economic Policy Institut erhielten Frauen in den USA 2019 im Durchschnitt 20,3 % weniger Lohn als Männer. Bis 2022 hat sich dieser Unterschied auf 22,2 % vergrößert.
Im EU-Durchschnitt verringerte sich laut Destatis der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern von 2015 bis 2021 von 16 % auf 13 %.
In Deutschland ging er zwischen 2015 und 2021 von 22 % auf 18 % zurück. Nicht wirklich gut. Aber die Bundesregierung hat sich zumindest ein Ziel gesteckt: Bis zum Jahr 2030 will sie den Gender Pay Gap in Deutschland auf 10 % senken.
Der Bericht von Destatis gibt auch zu bedenken, dass Unterschiede im Bruttostundenverdienst nur ein Teil des Problems sind. Auch die Zeit, die Mann oder Frau arbeitet, spielt eine wichtige Rolle in der Verdienstungleichheit.
Frauen arbeiten fast dreimal so häufig in Teilzeit wie Männer. Während Frauen in Deutschland 2022 im Schnitt 121 Stunden pro Monat einer bezahlten Arbeit nachgingen, waren es bei den Männern 148 Stunden. So die Zahlen von Destatis.
Nicht am Erwerbsleben teilzunehmen beziehungsweise teilzeit- oder geringfügig beschäftigt zu sein, wirkt sich auf lange Sicht natürlich auch auf die Rente aus. Keine guten Aussichten also für viele Frauen.
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