Viele Menschen halten ihren Job für nutzlos, gehören Sie auch dazu?
Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihr Job keine Vorteile für die Gesellschaft bringt, sollten Sie wissen, dass Sie nicht allein sind. Wahrscheinlich sitzen gerade sehr viele vor ihrem Computer, die ihren Beruf ebenfalls für gesellschaftlich nutzlos halten.
Dies ist jedoch nicht nur ein Gefühl oder eine Vermutung. Forscher in der Schweiz haben ermittelt, dass eine große Anzahl von Arbeitnehmern tatsächlich der Meinung ist, dass ihre Arbeit keinen Nutzen für die Allgemeinheit hat.
Die Vorstellung, dass eine Stelle nutzlos ist, ist unter Fachleuten in der akademischen Gemeinschaft, die versuchen zu definieren, wie Menschen in der modernen Welt arbeiten, zu einem brisantem Thema geworden.
Der amerikanische Anthropologe David Graeber ist einer dieser Wissenschaftler, der in seinem Buch "Bulls**t Jobs. Vom wahren Sinn der Arbeit" die Theorie aufgestellt hat, dass etwa die Hälfte aller modernen Arbeitsplätze sinnlos sind.
(Bild: Twitter @davidgraeber)
Graeber hatte mehrere Spitznamen für verschiedene Kategorien von Jobs, die er als nutzlos ansah, darunter Lakaien (flunkies), Schläger (goons), Flickschuster (duct tapers), Kästchenankreuzer (box tickers) und Aufgabenverteiler (taskmasters), wie bei Wikipedia erklärt wird.
Lakaien waren dazu da, dass sich höhere Stellen wichtig fühlten und arbeiteten als Assistenten, während Schläger angeheuert wurden, um anderen im Namen ihrer Arbeitgeber zu schaden und beispielsweise als Unternehmensanwälte und Lobbyisten zu arbeiten, so die Wikipedia-Beschreibung zu den Thesen in Garbers Buch.
Flickschuster waren Personen, die mit der Aufgabe beschäftigt waren, Probleme zu beheben, z. B. ein Programmierer, der eingestellt wurde, um fehlerhafte Codes zu korrigieren, während Kästchenankreuzer nur vorübergehend arbeiteten, um Probleme dauerhaft zu beheben, z. B. ein Compliance Officer eines Unternehmens.
Schließlich wurden Aufgabenverteiler nur eingesetzt, um zusätzliche Arbeit für Mitarbeiter zu schaffen, die sie nicht brauchten, und sie arbeiteten in Positionen des mittleren Managements und als Führungskräfte.
(Bild: Unsplash / Icons8 Team)
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Interessanterweise stellt sich heraus, dass es viele Arbeitnehmer gibt, die der Einschätzung von Graeber zustimmen würden, wie eine neue Untersuchung eines Soziologen aus der Schweiz zeigt.
Simon Walo von der Universität Zürich hat die ersten quantitativen Daten vorgelegt, die belegen, dass eine große Gruppe von Menschen ihre Arbeit als nutzlos einschätzt, heißt es in einer Pressemitteilung zur Studie.
(Bild: Twitter @SimonWalo)
Walo befragte über 1.800 Arbeitnehmer in den Vereinigten Staaten mit 21 verschiedenen Berufen, ob sie glauben, dass ihre Arbeit nützlich ist oder nicht.
Die Teilnehmer wurden auch gefragt, ob ihre Arbeit ihnen "das Gefühl gibt, einen positiven Einfluss auf die Gemeinschaft und die Gesellschaft zu haben", heißt es in der Pressemitteilung zu Malos Studie.
19 % der Teilnehmer mit verschiedenen Berufen beantworteten jede der Fragen nie oder selten, was zeigt, dass an der Vorstellung, die Arbeitswelt bestehe aus sinnlosen Jobs, tatsächlich etwas dran ist.
"Psypost" stellte fest, dass mehrere der von Graeber in seinem Buch genannten Berufe - darunter Verkauf, Büro- und Verwaltungsdienstleistungen, Wirtschaft und Finanzen und Management - von denjenigen, die sie ausüben, sehr viel häufiger als nutzlos eingestuft werden als andere Berufe.
(Bild: Unsplash / ThisisEngineering RAEng)
"Ich denke, der wichtigste Punkt ist, dass die Menschen ihre Jobs tatsächlich häufiger als gesellschaftlich nutzlos betrachten, wenn sie in Berufen arbeiten, die Graeber als 'Bullsh**t' bezeichnet hat", erklärte Walo gegenüber "PsyPost".
(Bild: Unsplash / Israel Andrade)
"Ich hatte bereits erwartet, dass Menschen, die in den von Graeber genannten Berufen arbeiten, ihre Arbeit häufiger als gesellschaftlich nutzlos ansehen würden als andere. Ich hatte jedoch nicht erwartet, dass diese Berufe alle zusammen an der Spitze der Liste stehen würden", so Walo weiter.
(Bild: Unsplash / Austin Distel)
Walo erklärte weiter, dass seine Arbeit die Theorie stützt, dass bestimmte Arten von Arbeit in den Köpfen mancher Menschen nutzlos sind, und sagte, dass die Gesellschaft anfangen sollte, darüber nachzudenken, wie man aufhören könnte, die Zeit und die Ressourcen der Menschen zu verschwenden, insbesondere im Hinblick auf die Klimakrise.
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