Vom Genie zum Terroristen: Wer war der Unabomber?

Ted Kaczynski, ein US-amerikanischer Terrorist, ist im Alter von 81 Jahren im Gefängnis an selbst zugefügten Wunden gestorben. Der Verbrecher, der Krebs im Endstadium hatte, war für den Tod von drei Menschen und die Körperverletzung von weiteren 23 verantwortlich.

Kaczynski war als 'Unabomber' bekannt, ein Beiname, den die Presse in Anlehnung an den Referenznamen des FBI für den Mörder verwendete: Unabom (Universities and Airlines bomber).

Ted Kaczynski verübte einen Anschlag auf den American Airlines Flug 444 von Chicago nach Washington, DC. Die Explosion ereignete sich mitten im Flug und verletzte 12 Menschen durch Einatmen von Rauch. Bei einem weiteren Anschlag verletzte er auch den Präsidenten von United Airlines.

Das häufigste Ziel des Unabombers waren Universitäten. Er platzierte in 15 Jahren, zwischen 1978 und 1993, mindestens neun Bomben in sechs Hochschulen.

Kaczynski hatte es aber auch auf bestimmte Personen oder Unternehmen abgesehen, z. B. Computerläden. Er schickte Sprengstoff an einen Werbefachmann, der mit Exxon zusammengearbeitet hatte, und an einen Holzlobbyisten.

Kaczynski richtete seine Bombenanschläge gezielt gegen diejenigen, die seiner Meinung nach die Technologie voranbrachten und die Umwelt zerstörten.

Er fasste alle seine technologiefeindlichen Ideen in einem 35.000 Wörter umfassenden Manifest mit dem Titel 'Die Industriegesellschaft und ihre Zukunft' zusammen, das vom 'Freedom Club' unterzeichnet war, obwohl er in Wirklichkeit der alleinige Autor war.

Laut dem von Penthouse und der Washington Post veröffentlichten Essay behauptete Kaczynski, die Industrialisierung habe die Menschheit zerstört und die Technologie destabilisiere die Gesellschaft.

Als er 1995 sein Manifest schrieb, schickte Kaczynski einen Brief an die New York Times und die Washington Post und forderte dessen Veröffentlichung. Im Gegenzug bot er an, die Bombenanschläge zu stoppen.

Das Manifest war das Ende der Anschläge des Unabombers, aber um es zu verstehen, muss man auf den Anfang seiner Geschichte als geniales Kind zurückblicken, das in der Mittel- und Oberschule mehrere Klassen übersprang.

Einem Artikel der Washington Post zufolge studierte Kaczynski 1958 mit einem Stipendium Mathematik in Harvard, als er gerade mal 16 Jahre alt war.

In einem Artikel von The Atlantic wird erklärt, dass er während seines Harvard-Studiums Gegenstand der psychologischen Experimente von Dr. Henry Murray war, die heute als ethisch nicht zu rechtfertigen gelten.

Dem Artikel zufolge war es Murray, der sagte, er habe "vehemente, umfassende und persönlich beleidigende“ Angriffe eingesetzt, um die psychologischen Reaktionen der Probanden zu untersuchen.

Der Artikel deutet auch darauf hin, dass die Murray-Experimente die "zwei Entwicklungsströme" nährten, die Kaczynski zum Unabomber werden ließen: seine Wut und seine soziale Überzeugung, dass sich die Welt in die falsche Richtung entwickelt.

Dennoch schloss Kaczynski sein Studium in Harvard ab und begann sein Aufbaustudium an der Michigan University, wo seine Professoren ihn laut Seattle Times für brillant hielten.

Nach seiner Promotion nahm der damals 25-jährige Kaczynski eine Stelle als Assistenzprofessor an der University of California in Berkley an. Er arbeitete dort aber nur zwei Jahre.

Laut The Atlantic wusste er bereits, dass er schnell wieder gehen wollte, bevor er anfing: Er sparte nur für seinen Plan, in die Wildnis von Montana zu ziehen und von der Natur zu leben.

Dort, in einer von ihm gebauten Hütte, begann er seine Bombenanschläge mit einer besonderen Methode: Er verschickte oder überbrachte Umschläge mit selbstgebautem Sprengstoff, der immer stärker wurde.

Er arbeitete sehr gründlich daran, seine Identität zu verbergen und in seinen Bombenanschlägen irreführende Beweise zu platzieren. Laut Associated Press war es die umfangreichste und kostspieligste Verfolgungsjagd, die das FBI je durchgeführt hat.

Sein Bruder David erkannte seine Schriften und Ideen in seinem Manifest und gab dem FBI einen Hinweis. Die Behörde verhaftete ihn schließlich 1996.

Sein Prozess ist im Laufe der Jahre zu einer Kontroverse geworden. Laut The Atlantic und Kaczynskis Erinnerung haben seine Familie und seine Anwälte eine Geschichte über Geisteskrankheit erfunden, um ihm zu helfen, der Todesstrafe zu entgehen.