Waldsterben in Deutschland: Vier von fünf Bäumen sind krank
Die Auswirkungen des Klimawandels machen dem Wald in Deutschland zu schaffen. Dabei sind Nadel- und Laubbäume in gleichen Maßen betroffen, wie der aktuelle Waldzustandsbericht zeigt. Der deutsche Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will Maßnahmen ergreifen, um diese Entwicklung aufzuhalten.
Jährlich wird von dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) der Zustand des deutschen Waldes in der sogenannten Waldzustandserhebung erfasst. So auch im aktuellen Bericht über die Erhebung aus dem Jahr 2022.
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Für den Bericht wird stichprobenhaft der Zustand der Kronen, also der Baumwipfel, des Waldes erhoben und bewertet. Ziel ist es, so "Veränderungen und Risiken" zu erkennen und "wichtige Entscheidungen zum Schutz des Waldes" zu treffen, so das BMEL.
In Deutschland sind 11,4 Millionen Hektar der Fläche bewaldet. Dies entspricht einem Drittel der gesamten Landesfläche. Am häufigsten finden sich dabei die Nadelbäume Fichte (25%) und Kiefer (23%) sowie die Laubbäume Buche (16%) und Eiche (10%). Im deutschen Wald treten die Baumarten meist zusammen als Mischwald auf.
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Wie belaubt die Kronen der Bäume sind, gibt Aufschluss über die Gesundheit des Waldes. Der Waldzustandsbericht gibt an, dass sich der "Kronenzustand der Waldbäume im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr nicht verändert" habe und weiterhin "eine hohe Kronenverlichtung bei allen Arten zu verzeichnen" sei.
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Nur 21% der für den Waldzustandsbericht untersuchten Bäume verfügen über keinen Kronenschaden, das heißt, sind vollständig gesund.
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Der Waldzustandsbericht fasst zusammen: "Insgesamt befinden sich die Schäden weiterhin auf einem sehr hohen Niveau und haben sich je nach Baumart im Vergleich zum Vorjahr gar nicht oder nur sehr geringfügig verändert, es haben sich keine deutlichen Verbesserungen des Waldzustandes eingestellt, aber auch keine deutliche Verschlechterung im Vergleich zu 2021."
Die klimatischen Entwicklungen sind als ursächlich für den Zustand der Wälder zu sehen. So war auch das vergangene Jahr zu trocken und zu warm. Der deutsche Wald litt, trotz der regenreichen Monate Februar und September, im Sommer unter einem Wassermangel.
In der Erhebung wurden auf 409 Probenpunkten eine Stichprobe von 9727 Bäumen ausgewertet. Zwar wurden insgesamt 38 vorkommende Nadel- und Laubbaumarten erhoben, allerdings machten die deutschen Hauptbaumarten Fichte, Kiefer, Buche und Eicher mit 80% den Hauptteil aus.
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Landwirtschaftsminister Cem Özdemir reagiert bestürzt angesichts der Entwicklung des deutschen Waldes.
In dem Wassermangel sieht Özdemir laut der Tagesschau einen Auslöser für weitere schädliche Entwicklungen: "Die Dürre schwächt die Bäume. Sie können dem Sturm, dem Winter nicht mehr trotzen und sind aufgrund dessen anfällig für Schädlingsbefall."
Auch die Bodenentwicklung ist wenig zuträglich, so Özdemir: "Einen zusätzlichen negativen Einfluss auf die Hitzetoleranz der Bäume haben die weiterhin hohen Stickstoffeinträge und teilweise sauren Waldböden"
In einer naturnahen Waldbewirtschaftung sieht Özdemir einen Lösungsansatz. So sollen die Wälder "sich selbst überlassen werden, um einen naturnahen Zustand zu erreichen, auf Kahlschläge verzichtet und Dünger wie Pflanzenschutzmittel gemieden werden", so die Tagesschau.
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Um Waldbesitzer zu unterstützen hat das BMEL unter Leitung von Landwirtschaftsminister Özdemir das Programm "Klimaangepasstes Waldmanagement" ins Leben gerufen. Das Programm ist 900 Millionen Euro schwer und läuft bis zum Jahr 2026.
Özdemir sagt, dass es vor allem wichtig sei, heimische Bäume zu pflanzen, die klimaresilient seien und somit weniger unter den Auswirkungen des Klimawandels litten.
Allerdings ist unklar, welche Baumarten dies genau sind. Özdemir sagt hierzu: "Wenn ich mit Förstern rede und sie frage, welche Bäume werden sich in dreißig, vierzig Jahren durchsetzen, dann sagen sie: Das Tempo der Klimaveränderung ist einfach so dramatisch, dass das schwer abzusehen ist. Monokulturen werden es ganz sicher nicht sein. Die sind am anfälligsten für Stürme, für Wassermangel, für die Klimaturbulenzen, wie wir sie haben. Insofern müssen wir jetzt eben dazu beitragen, dass aus dem Monokulturen Mischwälder werden."
Die Rettung des deutschen Waldes ist ein Langzeitprojekt, dass jedoch, so Özdemir, nun begonnen werden müsse, um die verheerende Entwicklung zu stoppen und den Wald für nachkommende Generationen zu erhalten: "Der Wald braucht uns - aber umgekehrt brauchen wir auch den Wald. Lassen Sie uns alle miteinander mit vereinten Kräften daran arbeiten, dass er uns, unseren Enkeln und auch deren Nachfahren noch erhalten bleibt."
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