Warum impfen Wissenschaftler Koalas gegen Chlamydien?
Australische Wissenschaftler haben in einem Feldversuch damit begonnen, wilde Koalas gegen Chlamydien zu impfen. Im Rahmen der Studie sollen die Tiere immunisiert und gleichzeitig die Methode untersucht werden.
Der Versuch begann im März und war für drei Monate bis Ende Mai geplant. Es handelt sich um einen Einzelimpfstoff, so dass die Koalas nicht lange eingesperrt werden müssen.
Laut einer Studie in Nature aus dem Jahr 2020 sind Chlamydieninfektionen und -krankheiten bei frei lebenden Koalas endemisch. Sie können zu Blindheit, Unfruchtbarkeit und Tod führen.
Der Versuch wurde unter der Koalapopulation in der Northern Rivers-Region von New South Wales in Australien durchgeführt. Die Forscher hoffen, die Hälfte der Tiere impfen zu können: rund 50.
Nach einer Schätzung der Regierung, veröffentlicht von Associated Press (AP), ist in anderen Gebieten wie Queensland bereits die Hälfte der Population mit den Bakterien infiziert.
Wie in der Nature-Studie von 2020 erläutert wird, werden Chlamydien bei Koalas nach wie vor in erster Linie mit Antibiotika behandelt, obwohl diese häufig versagen und negative Auswirkungen auf den Darm haben. Das hoffen die Wissenschaftler zu ändern.
"Die Koalas sterben, weil sie so krank werden, dass sie nicht mehr auf Bäume klettern können, um Nahrung zu finden oder Raubtieren zu entkommen, und Weibchen können unfruchtbar werden“, erklärte Samuel Phillips, Mikrobiologe an der University of the Sunshine Coast, gegenüber AP.
Der in diesem Wildtierversuch verwendete Impfstoff wurde bereits an einigen hundert Koalas getestet, die aus anderen Gründen in Wildtierrettungszentren gehalten wurden.
Bei dieser Studie mussten die Wissenschaftler jedoch das Risiko der Krankheit, gegen das Risiko die wilden Tiere durch die Impfung zu stören, abwägen.
Die Wissenschaftler wollen verstehen, welche Auswirkungen die Impfung einer Population wilder Koalas hat. "Wir wollen bewerten, wie viel Prozent der Koalas wir impfen müssen, um Infektionen und Krankheiten sinnvoll zu reduzieren“, sagte Phillips gegenüber AP.
Um wilde Koalas zu impfen, müssen die Forscher sie zunächst in eine Falle locken. Zuerst müssen sie sie dafür mit einem Fernglas in einem Eukalyptusbaum finden. Dann bauen sie eine harmlose Falle. Wenn der Koala herunterkommt, um einen anderen Baum zu suchen, wird er gefangen.
Die Wissenschaftler bringen das Tier dann in ein Wildtierrettungszentrum, überprüfen den allgemeinen Gesundheitszustand des Exemplars, impfen den Koala und überwachen seine Reaktion 24 Stunden lang.
Nachdem sie einen Koala geimpft haben, markieren die Forscher seinen Rücken mit rosa Farbe, um zu vermeiden, dass dasselbe Tier zweimal gefangen wird. Dann lassen sie es wieder frei.
Dazu stellen sie den Käfig mit dem Koala am Fuß eines Eukalyptusbaums auf. Laut einem Video, das die Gruppe mit Associated Press geteilt hat, klettern die Koalas sofort wieder auf einem Baum.
Laut Associated Press erklärte die Regierung diese Beuteltiere in einigen östlichen Regionen des Landes, darunter Queensland und New South Wales, für gefährdet.
Die Regierung warnte, dass die wildlebende Koalapopulation Australiens in den letzten zwei Jahrzehnten aufgrund von Krankheiten, Lebensraumverlust und Straßenunfällen stark zurückgegangen sei.
Eine von der Nachrichtenagentur eingeholte Einschätzung der Regierung von New South Wales aus dem Jahr 2020 besagt, dass die Art bis zum Jahr 2050 aussterben könnte.