Wenn jedes Land den amerikanischen Lebensstil hätte, bräuchten wir fünf Erden
Wenn jeder Mensch so viele Ressourcen verbrauchen und Abfall produzieren würde wie die Bürger der USA, bräuchten wir laut Daten der Nichtregierungsorganisation Global Footprint Network fast fünf Erden, um die Weltbevölkerung zu versorgen.
Der Bericht der NGO zeigt die Zahl der Erden, die wir bräuchten, basierend auf der Menge an biologisch produktivem Land und Wasser, die eine Bevölkerung unter Einsatz der vorherrschenden Technologien benötigt, um alle von ihr verbrauchten Ressourcen zu produzieren und den von ihr erzeugten Abfall zu absorbieren.
Darüber hinaus rechnet der Bericht mit einem „Erdüberlastungstag“, der eintreten wird, wenn die Nachfrage der Menschheit nach natürlichen Ressourcen die Kapazität der Erde zur Regeneration dieser Ressourcen im betreffenden Jahr übersteigt, so die NGO.
Für das Jahr 2024 wurde der 1. August als der „Überlastungstag“ der Erde berechnet. Dem Global Footprint Network zufolge bedeutet das, dass die Menschheit die Natur derzeit 1,7-mal schneller nutzt, als sich die Ökosysteme unseres Planeten regenerieren können.
Die Folgen ökologischer Überforderungen zeigten sich in der Abholzung der Wälder, der Bodenerosion, dem Verlust der Artenvielfalt und der Anreicherung von Kohlendioxid in der Atmosphäre, was zu häufigeren Wetterextremen und einer verringerten Nahrungsmittelproduktion führe, heißt es auf der Website der NGO.
Die Industrienationen sind maßgeblich dafür verantwortlich. Wohlstand und Konsum eines Landes gehen Hand in Hand: Reichere Länder verbrauchen pro Kopf mehr Ressourcen als ärmere, heißt es in einem Bericht von Visual Capitalist.
Dem Global Footprint Network zufolge sind Katar, Luxemburg und Bahrain sogar noch größere Übeltäter als die USA. Würde der Lebensstil dieser Länder auf der ganzen Welt umgesetzt, würden Schätzungen zufolge zwischen 5,4 und 8,7 Erden verbraucht werden.
Auf die USA folgen Australien mit 4,7, Russland mit 3,8, Frankreich mit 3,3, Deutschland mit 3 sowie die Schweiz, Portugal und Italien mit jeweils 2,9 Erden, die zur Aufrechterhaltung ihrer Lebensweise benötigt würden, wenn jedes Land auf dem Planeten sie übernehmen würde.
Foto: Sydney, Australien von Dan Freeman/Unsplash
Die meisten anderen großen Industrienationen in Europa und Asien würden bei einem flächendeckenden Lebensstil zwischen 2,6 und 4,8 Erden verbrauchen. Der chinesische Lebensstandard hingegen würde bedeuten, dass 2,4 Erden verbraucht würden, zeigt der Bericht.
Alle diese Länder gelten als Biokapazitätsschuldner. Das bedeutet, dass das Land durch den Handel netto Biokapazität importiert, nationale ökologische Vermögenswerte liquidiert oder mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre ausstößt, als seine eigenen Ökosysteme aufnehmen.
Es gibt jedoch auch Länder, die einen ökologischen Überschuss haben, sogenannte Biokapazitätsgläubiger, wie Indien. Wenn jeder auf dem Planeten so leben würde wie sie, würden wir nur 70 % der Ressourcen der Erde verbrauchen.
Allerdings leben laut UN rund 7 Prozent der indischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Der Bericht verdeutlicht also auch die extreme Ungleichheit zwischen den Ländern.
Während es in Indien und anderen Biokapazitätsgläubigern wie Puerto Rico, den Bahamas und dem Kongo sowie 52 weiteren Ländern keinen „Erdüberlastungstag“ gibt, wurde in anderen Ländern, wie etwa Marokko, Kirgisistan und Guinea, ein solcher auf das Jahresende und nicht auf den Sommer festgelegt.
Dem Methodenbericht des Global Footprint Network zufolge berücksichtigen die Ergebnisse, wie viel Land/Ressourcen ein Land hat und wie viel davon benötigt wird, um den Bedarf seiner Bevölkerung an Nahrungsmitteln, Gebäuden, Energieerzeugung, Abfallbeseitigung und Platz für Straßen zu decken.
Die NGO, die sagt, dass ihre Ansichten weder pesimistisch noch optimistisch sind, erklärt, dass wir als Einzelpersonen die Macht haben, unsere Häuser und Gemeinden zu verbessern. Sie merkt jedoch an, dass „das größte Potenzial für groß angelegte Auswirkungen bei Regierungen und Unternehmen liegt, die ihre Politik und Strategien an die Realität unseres begrenzten Planeten anpassen.“
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