Wie beeinflusst Zucker unser Gehirn?
Schokoladenkuchen, Zitronenkuchen, Eis und zuckerhaltiges Müsli - Zucker ist allgegenwärtig und wird jeden Tag von Millionen von Menschen verzehrt. Aber leider ist zu viel davon schlecht für die Gesundheit.
Zucker ist eine Art von Kohlenhydrat, das aus verschiedenen Quellen stammen kann, z. B. aus Zuckerrohr (Saccharose), Obst und Honig (Fruktose), Gerste (Maltose) und Milch (Laktose). Sein bekanntestes Merkmal ist sein süßer Geschmack.
Wenn wir ein zuckerhaltiges Lebensmittel essen, fühlen wir uns wohl. Das liegt daran, dass der Inhaltsstoff die Freisetzung von Dopamin im Körper aktiviert, einem Neurotransmitter, der für das Glücksgefühl verantwortlich ist.
(Foto: Unsplash / toa heftiba)
Der charakteristische süße Geschmack von Zucker regt Rezeptoren auf der Zunge an, die Signale an den frontalen Kortex senden, den Teil des Gehirns, der für die Geschmackserkennung zuständig ist. Daraufhin wird ein Netz von elektrischen Signalen aktiviert, die das Belohnungssystem des Gehirns stimulieren, wo Dopamin freigesetzt wird. Das macht uns glücklich!
Die Ernährungswissenschaftlerin Nicole Avena erklärt: "Unser Gehirn ist darauf trainiert, Dinge zu tun, die unser Überleben sichern. Wenn wir also essen, wird unser Belohnungssystem aktiviert und schüttet Dopamin aus, das uns ermutigt, solche Handlungen zu wiederholen."
Je mehr Dopamin freigesetzt wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir dieses Verhalten wiederholen.
Wenn wir ein gesundes Essen zu uns nehmen, wird ebenfalls Dopamin ausgeschüttet, allerdings in geringerer Dosis. Wenn wir über einen längeren Zeitraum das Gleiche essen, nimmt die Dopaminausschüttung zudem ab.
Andererseits steigt der Dopaminspiegel wieder an, wenn wir einer neuen Geschmacksrichtung begegnen. Dieses Gleichgewicht sorgt dafür, dass wir eine Vielzahl von Lebensmitteln zu uns nehmen, was die Chancen erhöht, alle benötigten Nährstoffe zu erhalten.
Bei Zucker ist das nicht der Fall. In einem Experiment hat die Neurowissenschaftlerin Nicole Avena, die seit mehr als 15 Jahren zu diesem Thema forscht, beobachtet, dass die Einnahme von Zucker große Mengen an Dopamin freisetzt und dass eine wiederholte Exposition gegenüber Zucker diese Freisetzung nicht verringert.
(Foto: Unsplash / icons8 team)
Avena verriet dem Sender Mind Pump: "Als wir die Gehirnreaktionen gemessen haben, während eine Person einen Schokoladenmilchshake trank, war das Ergebnis sehr ähnlich zu dem, was wir bei Alkohol- oder Nikotinkonsum beobachten."
Laut 'National Geographic' hat eine Studie ergeben, dass Zucker den Dopaminspiegel um 135 bis 140 % erhöht - eine beunruhigende Zahl, denn sie ähnelt den Werten beim Alkoholkonsum.
(Foto: Unsplash/ fidel fernando)
Der Neurologe und Neurochirurg Jorge Pagura erklärte gegenüber der Zeitschrift 'Super Interestante': "Das angenehme Gefühl, das durch zuckerhaltige Lebensmittel hervorgerufen wird, stimuliert das Belohnungszentrum des Gehirns, und zwar in einem Prozess, der der Sucht und der intimen Beziehung ähnelt."
(Foto: Unsplash/ luisa schetinger)
All dies bedeutet, dass Zucker sehr wohl süchtig machen kann. Das Problem entsteht, wenn der Zuckerkonsum übertrieben wird und das Belohnungssystem in einer sich wiederholenden Weise ausgelöst wird. Dann treten unerwünschte Symptome auf, wie Kontrollverlust, Angstzustände und eine erhöhte Toleranz gegenüber Zucker.
(Foto: Unsplash/ annie spratt)
Hinzu kommt, dass eine "zuckersüchtige" Person die Dosis zahllose Male wiederholen will, was einen weit über den Bedarf hinausgehenden Kalorienverbrauch zur Folge hat.
Die Folgen der "Überdosis" sind gravierend. Eines der größten Gesundheitsprobleme der heutigen Zeit sind Übergewicht und Adipositas.
Laut WHO haben 59 Prozent der Erwachsenen in Europa Übergewicht oder leiden an Fettleibigkeit. In Deutschland sind nach Angaben des RKI rund zwei Drittel der Männer und 53% der Frauen übergewichtig.
Auch die Fettleibigkeit unter Kindern und Jugendlichen steigt. Etwa jedes sechste Kind in Deutschland und der Schweiz ist übergewichtig oder adipös, wie der 'SRF' berichtet. Laut 'Österreichischer Ärztezeitung' ist jedes vierte Volksschulkind in Österreich übergewichtig
Im Jahr 2020 waren weltweit 15,9 % der Kinder unter 5 Jahren übergewichtig und davon 7,4 % fettleibig, gemessen am Body Mass Index (BMI) für das jeweilige Alter.
(Foto: Unsplash/ mariana villanueva)
Allerdings müssen wir auf ein wichtiges Detail achten: Zucker ist nicht nur in Süßigkeiten enthalten. Der große Feind der Fettleibigkeit sind die stark verarbeiteten Lebensmittel und Getränke, die Zucker und Fett als Hauptbestandteile beinhalten.
(Foto: Unsplash/ patrick fore)
'National Geographic' zitiert die Forscherin Alexandra DiFeliceantonio, Direktorin des Center for Health Behavior Research in Virginia: "Lange Zeit aßen wir hausgemachte Versionen von Kuchen und Pizza. Erst mit der zunehmenden Produktion von ultra-verarbeiteten Lebensmitteln in den 1980er Jahren kam es zu einem Anstieg der ernährungsbedingten Krankheiten und der Sterblichkeit."
Erfrischungsgetränke, zuckerhaltige Joghurts, Tiefkühlkost und Fast Food sind Produkte, die immer günstiger werden. Außerdem werden Millionen in die Werbung investiert.
Es ist also schwer, einem leckeren Krapfen oder einem süßen Fruchtjoghurt zu widerstehen. Sie sind günstig und verlockend und werden von immer mehr Menschen konsumiert.
Vermeiden Sie extrem verarbeitete Lebensmittel oder zu zuckerhaltige Süßigkeiten, aber es ist nicht verboten, am Wochenende Omas Kuchen zu essen. Das Wichtigste ist eine ausgewogene und natürliche Ernährung!
(Foto: Unsplash/ polox hernandez)
Warum Kochen mit Gas sehr gefährlich für die Gesundheit sein kann