Wie gefährlich können Pilzinfektionen sein?
"Jährlich sterben rund 1,5 Millionen Betroffene an den Folgen einer invasiven Pilzinfektion – ungefähr genauso viele wie an Malaria oder Tuberkulose." Diese besorgniserregende Tatsache veröffentlicht das Bundesministeriums für Bildung und Forschung auf der Webseite gesundheitsforschung-bmbf.de.
Wer kennt ihn nicht, den lästigen Pilz an Fuß, Nagel oder Haut? Sehr unangenehm, aber behandelbar und harmlos, denken viele. Aber manchmal stimmt das nicht, und eine Pilzerkrankung kann fatale Folgen haben.
Bernhard Hube ist Professor für Mikrobiologie. Er forscht in Jena am Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie an mikroskopisch kleinen Pilzen, die Menschen infizieren können. Gegenüber der Tagesschau sagte er: "Fakt ist, dass Pilze im Jahr genauso viele Menschen umbringen wie Tuberkulose und noch mehr als Malaria. Diese Tatsache wird einfach vernachlässigt."
Im Interview mit der Tagesschau erklärt Professor Hube, dass das Fehlen von eindeutigen Symptomen zu falschen Behandlungen führen kann: "Die Patienten haben Fieber, dann setzt der Arzt Antibiotika ein und das könnte das Problem sogar noch vergrößern. Denn die Antibiotika können dann auch hilfreiche Bakterien abtöten, die die Pilzinfektion mit eindämmen."
Im Bild: ein Atemtestgerät für Pilzinfektionen in einem Krankenhaus in Boston in den USA
Hauptsächlich sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem gefährdet, aber auf der Webseite von aerzteblatt.de wird festgehalten: "Sowohl die Anzahl als auch die Heterogenität der Risikopatienten für invasive Pilzinfektionen hat zugenommen."
Auch der Leiter des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen, Oliver Kurzai (im Bild), will die Gefahr durch Pilze nicht verneinen – auch nicht für Europa. Das berichtet idw-Informationsdienst Wissenschaft.
Diese Frage versuchen Oliver Kurzai und seine Mitarbeiter zu beantworten. „Wir wissen, dass bestimmte angeborene Defekte zu einer erhöhten Anfälligkeit für Pilzinfektionen führen“, sagt Kurzai. Genauere Kenntnisse auf diesem Gebiet könnten dazu beitragen, das Immunsystem besser zu verstehen und Menschenleben zu retten.
Ein prominentes Opfer einer Pilzinfektion war Denise DuBarry. Am 25. März 2019 berichtete kalifornische Zeitung Desert Sun, dass die US-amerikanische Schauspielerin Denise DuBarry (im Bild im Jahr 2017) an einer "tödlichen Pilzerkrankung" gestorben ist. Sie war damals 63 Jahre alt.
Candida auris wurde erstmals im Jahr 2009 identifiziert. Er verursacht schwere multiresistente Infektionen bei Krankenhauspatienten und hat eine hohe Sterblichkeitsrate. Er kann zu Blutbahn-, Wund- und Ohrinfektionen führen und wurde auch in Atemwegs- und Urinproben gefunden.
Der Pilz Aspergillus fumigatus wächst auf Hausstaub, Erde und verrottenden pflanzlichen Stoffen, einschließlich abgestandener Lebensmittel, Heu und Getreide. Menschen und Tiere atmen ständig Sporen dieses Pilzes ein. Bei Menschen mit geschwächter Immunfunktion oder anderen Lungenkrankheiten kann er Allergien und die schwere Lungenkrankheit Aspergillose auslösen. Außerdem kann er sich auch auf das Gehirn, die Nieren, die Leber und die Haut ausbreiten.
Histoplasma capsulatum ist ein Pilz, der bei Einatmung eine Lungeninfektion verursachen kann. Diese ist normalerweise harmlos, aber gelegentlich entwickelt sich eine fortschreitende Histoplasmose, die der Tuberkulose ähnelt.
Der Mucor sp. Pilz, auch bekannt als Schwarzer Pilz, kann ebenfalls Lungenerkrankungen verursachen. Er kommt im Boden und in verrottendem organischem Material vor und ist ein häufiger Schimmelpilz in Innenräumen. Bei Patienten, deren Immunsystem geschwächt ist, kann er die seltene, aber schwere Krankheit Mukormykose verursachen. Der Pilz kann die Lunge, die Nebenhöhlen, das Gehirn, den Magen-Darm-Trakt oder die Haut befallen.
Im Jahr 2021 wurden Ausbrüche von Mukormykose vor allem bei Diabetikern mit Covid-19 beobachtet. Oft war ein chirurgischer Eingriff erforderlich, um das infizierte Gewebe herauszuschneiden. Besonders dramatisch war die Situation in Indien.
Im Bild: ein Patient in Indien im Mai 2021
Im Mai 2022, inmitten der Corona-Pandemie, berichtete Indien von rasant steigenden Zahlen der gefährlichen Pilzinfektion Mukormykose. Der sogenannte Schwarze Pilz trat als Komplikation bei Covid-19-Patienten auf. Laut der US-Seuchenkontrollbehörde CDC liegt die Todesrate bei dieser Pilzinfektion bei 54 Prozent.
"Es gibt immer mehr Pilzarten, die gegen alle zugelassenen Medikamente resistent sind", erklärte Adilia Warris, Professorin für pädiatrische Infektionskrankheiten an der Universität Exeter in England gegenüber der Tagesschau. Ein wachsendes Problem ist laut Warris auch "die Resistenz, die sich entwickelt, weil Pilze Anti-Pilz-Wirkstoffen ausgesetzt werden."
Die Analyse einer Forschungsgruppe des Imperial College London scheint die Herkunft resistenter Pilze aus der Landwirtschaft zu belegen. Auch in Deutschland (im Bild Thüringen im Mai 2022) werden Fungizide eingesetzt damit die Ernte nicht fault. Auf lange Sicht könnte das die Behandlung von gefährlichen Pilzinfektionen stark beinträchtigen.
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