Wiktor Pintschuk fordert Panzer für die Ukraine - Wer ist der ukrainische Oligarch?

Pintschuk macht Veranstaltung
Projekt
Videos aus einer befreiten Stadt
Video aus Fotos
Diskursives Programm
Ziel des Projekts
Mehrere Ausstellungsorte
Betroffen durch den Krieg
Anliegen Pintschuks
Zeit und Ort nicht ohne Grund
Waffenlieferungen an die Ukaine - Deutschland im Fokus
Wer ist Pintschuk?
Unter den Superreichen
Was ist ein Oligarch?
Ausbildung als Ingenieur
Wie kam Pintschuk zu seinem Vermögen?
Der Coup, der Pintschuk zu einem der reichsten Ukrainern machte
Reichtum über Nacht
Verzahnung von Politik und finanziellen Interessen
Zusammenschluss von Oligarchen
Pintschuk als Fädenzieher im Hintergrund
Machtmonopol
Vitamin B(eziehungen)
Alles ist käuflich?
Eigene Interessen im Vordergrund?
Geld macht Politik
Pintschuk macht Veranstaltung

Am vergangenen Dienstag (18.01.) lud Wiktor Pintschuk in sein Haus in Davos ein. Dort hingen Leinwände, auf denen Videos und Installationen zu dem Krieg in der Ukraine zu sehen waren. Von 16. bis 19.01. fand dort das Projekt "Ukraine is you" statt.

Projekt "Ukraine is you"

Gemeinsam mit dem Büro des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat die nach Pintschuk benannte Stiftung das Projekt "Ukraine is you" ins Leben gerufen. Ziel des Projekts ist es laut Website, den Besucher "einzuladen, für einen Moment Ukrainer zu sein, während es gleichzeitig davor warnt, dass das, was gerade der Ukraine passiert, genauso eine Bedrohung für andere ist".

Foto: YouTube "Ukraine is you"

Videos aus einer befreiten Stadt

Im Zentrum des Projekts steht die Ausstellung, bei welcher auf großen Bildschirmen Videos aus der Stadt Cherson gezeigt werden, von "seiner Schönheit, seinen Bedrohungen und seinem Leiden unter der russischen Belagerung", so die Projekt-Website.

Foto: Ausstellung "Russian Warcrime House" im Mai 2022 in Davos

Video aus Fotos

Ein weiteres Video wurde aus Tausenden von Fotos erstellt und zeigt laut "Ukraine is you"-Website "Zeugenaussagen zu russischen Kriegsverbrechen in der Ukraine, ergänzt durch informative Karten und Statistiken".

Foto: Ausstellung "Russian Warcrime House" im Mai 2022 in Davos

Diskursives Programm

Die Video-Installationen wurde durch ein diskursives Programm ergänzt, welches "globale Denker, Experten und Menschen vor Ort in der Ukraine zusammenbringt. Sie diskutieren über den Angriff auf die Ukraine, russische Kriegsverbrechen, aber auch über die Hoffnung und die Kraft, das Leben und die Freiheit zu verteidigen und zurückzuerobern", so der Website-Text.

Foto: YouTube "Ukraine is you"

Ziel des Projekts

Das Ziel dieses Projekts ist es laut Projekt-Website, "den Kampf der Ukrainer dorthin zu bringen, wo er hingehört: in die Herzen und Seelen der Bürger anderer Länder, die die Freiheit schätzen und die im Moment nicht wie die Ukrainer von einem Aggressor angegriffen werden, der das Leben und die Freiheit, so zu sein, wie man ist, auslöschen will."

Foto: Ausstellung "Russian Warcrime House" im Mai 2022 in Davos

Mehrere Ausstellungsorte

Neben Davos wurde die Ausstellung "Ukraine is you" auch im NATO-Hauptquartier in Brüssel, im PinchukArtCentre in Kiew, bei der UN-Generalversammlung in New York und im Parlamentsgebäude in London gezeigt.

Betroffen durch den Krieg

Die Veranstaltung in Davos begann mit einer Rede von Pintschuk, in der er über seine persönliche Betroffenheit durch den Krieg sprach. Er bezog sich auf einen Raketenangriff auf seine Heimatstadt Dnipro und sagte laut Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ): "Ich kannte das getroffene Gebäude, meine Freunde leben dort, und auch meine älteste Tochter ist in der Stadt."

Anliegen Pintschuks

Pintschuk verfolgte mit der Veranstaltung ein Interesse: Er möchte die westlichen Staaten zu Waffenlieferungen in die Ukraine bewegen. Pintschuk sagte laut FAZ: "Ihr habt sie, bitte gebt uns die Ausrüstung!"

Zeit und Ort nicht ohne Grund

Dass Pintschuk die Veranstaltung am Dienstag in Davos stattfinden ließ, war nicht ohne Grund so gewählt. Sie stand im Zusammenhang mit dem Weltwirtschaftsforum (WEF), welches zeit- und ortsgleich stattfand.

Den Artikel zum WEF finden Sie hier: Treffen der Macht - Was im diesjährigen Weltwirtschaftsforum besprochen wurde

Waffenlieferungen an die Ukaine - Deutschland im Fokus

Die Frage nach weiteren Waffenlieferungen an die Ukraine war sowohl beim WEF als auch bei der Konferenz der Verteidigungsminister in Ramstein zentrales Thema - und besonders Deutschland stand hierbei im Rampenlicht.

Den Artikel zum Treffen in Ramstein finden Sie hier: Kampfpanzer für die Ukraine? - Treffen in Ramstein sollte endgültige Entscheidung bringen

Wer ist Pintschuk?

Dass ukrainische Politiker wie Präsident Wolodymyr Selenskyj oder Verteidigungsminister Oleksij Reznikow eine Unterstützung durch Waffenlieferungen, vor allem mit Kampfpanzern, fordern, ist auch medial gut bekannt. Der ukrainische Oligarch Pintschuk wurden allerdings in diesem Zusammenhang nur in Ansätzen medial in den Fokus gerückt. Wer ist Pintschuk?

Unter den Superreichen

Wiktor Pintschuk ist Multimilliardär, sein Vermögen beläuft sich geschätzt auf fast zwei Milliarde US-Dollar. Der Oligarch ist damit nach Rinat Achmetow der zweitreichste Mann der Ukraine.

Was ist ein Oligarch?

Unter einem Oligarchen versteht man laut Duden entweder einen "Anhänger der Oligarchie" (Oligarchie = "Herrschaft von Wenigen") oder eine "männliche Person, die mit wenigen anderen zusammen eine Herrschaft ausübt". Diese Herrschaft wird auch durch unlautere, nicht-demokratische Mittel wie Korruption erlangt.

Ausbildung als Ingenieur

Pintschuk, Jahrgang 1960 und gebürtig in Kiew, absolvierte ein Ingenieursstudium, welches er 1983 erfolgreich abschloss. Sein Spezialgebiet lag in der Metallindustrie. Er verschrieb sich der Entwicklung von Techniken zur kostengünstigeren Herstellung von Rohren. Über sein im Jahr 1990 gegründetes Unternehmen "Interpipe" konnte er an den Patenten verdienen.

Wie kam Pintschuk zu seinem Vermögen?

Sein Vermögen baute Pintschuk allerdings nicht über seine Ausbildung oder seine Firma auf, sondern über eine Ehe. Im Jahr 2002 heiratete er die Tochter des ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma. Es war Pintschuks zweite Ehe.

Der Coup, der Pintschuk zu einem der reichsten Ukrainern machte

Der ukrainische Präsident - und Schwiegervater von Pintschuk - privatisierte im Jahr 2004 den größten Stahlfabrikanten der Ukraine, Kryworischstal. Und, dies war der Coup, verkaufte ihn an Pintschuks Unternehmen "Interpipe" für 800 Millionen Dollar - was etwa einem Sechstel des eigentlichen Werts entsprach. Pintschuk besaß damit das Monopol über die Herstellung von Stahlrohren, wie sie zum Bau von Pipelines genutzt werden. Ein großer Abnehmer war Gazprom.

Reichtum über Nacht

Bereits im Jahr des Coups, 2004, wurde Pintschuk auf den Listen der reichsten ukrainischen Staatsbürger geführt.

Verzahnung von Politik und finanziellen Interessen

Nicht nur anhand des Coups zwischen Schwiegervater und -sohn sieht man die Verzahnung von persönlichen wirtschaftlichen und politischen Interessen. Pintschuk war von 1998 bis 2006 sogar selbst politisch als Mitglied des Parlaments der Ukraine aktiv.

Zusammenschluss von Oligarchen

Hierfür hatte Pintschuk sich zunächst mit anderen Oligarchen wie Julia Timoschenko, Serhij Tihipko und Ihor Kolomojskyi zusammengetan, um sich in ihren Interessen auf eine Mehrung von Macht und finanziellem Vermögen abzustimmen.

Pintschuk als Fädenzieher im Hintergrund

Nach 2006 zog sich Pintschuk aus der ukrainischen Politik zurück, blieb jedoch politisch insofern aktiv, als dass er Verbindungen zu Politikern und Unternehmern in den USA und anderen westlichen Ländern aufbaute. Er engagierte sich zudem für den Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union.

Machtmonopol

Die "Eastone Group" stellt einen Verbund von etwa 20 Firmen dar, die Pintschuk gehören. Darunter befinden sich auch Fernsehsender und Verlagshäuser.

Vitamin B(eziehungen)

Über seine Verbindungen in den Westen, seine Unternehmen sowie seine Stiftung nimmt Pintschuk Einfluss auf die internationale Politik. Vor allem durch sein Vermögen und Einzahlungen in das globale Stiftungswesen bringt er seine eigenen sowie die Interessen seiner Verbündeten in die erste Reihe.

Alles ist käuflich?

So spendete Pintschuk während Hilary Clintons Amtszeit als Außenministerin der USA mehrere Millionen US-Dollar an Clintons Stiftung, wodurch er sich, so Insider, Zugang zum Stahlmarkt der USA verschaffte.

Eigene Interessen im Vordergrund?

Dass Geld, persönliche Interessen und Politik oftmals eng verzahnt sind, zeigt sich in Pintschuks Fall deutlich. Pintschuk unterstützte unter anderem auch die Maidan-Proteste im Winter 2013/14 finanziell. Pintschuk strebte einen auf den Anschluss an die Europäische Union ausgerichteten Kurs an, wobei Kritiker sagen, dass er  dabei eigene Interessen verfolgte. Unter anderem soll es sein Ziel gewesen sein, seinen Rivalen Rinat Achmetow auzustechen.

Geld macht Politik

Welchen Einfluss Pintschuk in der Panzer-Frage um die Lieferungen des Kampfpanzers Leopard 2 durch Deutschland an die Ukraine haben wird, wird sich zeigen. In jedem Fall ist es angeraten, die Tätigkeiten von Pintschuk sowie von Oligarchen generell kritisch zu beobachten - denn nicht selten steckt unter dem Tarnmantel der Großzügigkeit in Wahrheit ein eigenes Interesse.

Wer sind die toten russischen Oligarchen seit Anfang 2022

Weiteres