Ein Blick in die Zukunft: Selenskyjs Vision bei Maischberger
Im Interview mit Sandra Maischberger kurz nach der Münchener Sicherheitskonferenz sagt Selenskyj, dass er im dritten Kriegsjahr eine Verbesserung für das Land sehe, weil der Alltag langsam in die Ukraine zurückkehre. Das Land verteidige sich jetzt besser als am Anfang.
Selenskyj will keine Gebiete für den Frieden abgeben, auch wenn die Amerikaner und Russen das in den Verhandlungen fordern könnten. Es ist derzeit alles ein diplomatischer Poker, macht er klar. Auf Trump scheint er zu bauen. Beide wollen ein europäisches Streitkräftekontingent. Der neue Verteidigungsminister will keine Soldaten schicken.
Maischberger versucht Selenskyj gegen in Stellung zu bringen, aber es gelingt ihr nicht, obwohl dem Zuschauer nicht klar wird, warum es für die Ukraine gut sein soll, dass das Weiße Haus direkt mit Putin über die Zukunft des Krieges verhandelt. "Trump will ein Ende des Krieges", wiederholt der ukrainische Präsident immer wieder. Und: "Wir sind Europa."
Im Interview erweckt er jedoch manchmal den Eindruck, dass er nicht den kompletten Durchblick hat, was gerade geopolitisch passiert und wie die Rechtspopulisten, auch in Deutschland, mit Russland derzeit auf einer Linie sind, um eventuell autokratische Verhältnisse auch in Europa zu schaffen. Was die USA betrifft, sieht er keine klare Gefahr für Europa, die kommt für ihn nur von Russland.
Es ist auffällig, dass der ukrainische Präsident als Jude zwar den Holocaust betrauert und das Gedenken der Deutschen für wichtig hält. Auf der anderen Seite sieht er erst auf mehrfachem Nachfragen faschistische Gefahren in Europa, die er aber wieder in Zusammenhang mit Russland sieht, nicht mit den USA. Will er Trump nicht verägern?
Selenskyj sagt auf die Frage, ob er sein Amt für den Frieden opfern würde, falls Russland oder die USA das fordern würden, sagt er, dass für einen echten Frieden und Sicherheit in seinem Land alles machen würde: "Ich klebe an nichts fest." Auf die Kritik an seiner autokratischen Führung sagt er, dass sein Land im Krieg ist und dass er wohl einer der liberalsten Kriegsherren sei.
Noch immer unterstütze ihn die Mehrheit der Bevölkerung. "Krieg bedeutet Einschränkung der Freiheit", antwortet der ukrainische Präsident auf die Frage, ob ihm die Macht zu Kopf gestiegen ist. Deserteure würden in der Ukraine nicht erschossen wie in Russland, aber junge Männer dürften das Land derzeit nicht verlassen: "Das steht so in der Verfassung der Ukraine."
Selenskyj sieht seinen elfjährigen Sohn seit drei Jahren kaum noch. Auf die Frage, welche Zukunft dieser Junge in der Ukraine hat, sagt er: "Er wird in einem starken Staat mit einer sehr liberalen Wirtschaft leben." Sandra Maischberger hakt immer wieder nach, wie sicher er sich fühlt, dass jetzt wirklich mit Trump Frieden kommt und fragt ihn, wann er wieder einen Anzug tragen wird.
Selenskyj antwortet, dass er hofft, zur nächsten Münchener Sicherheitskonferenz wieder einen Anzug zu tragen. Das würde dann bedeuten, dass sein Land wieder im Frieden leben würde. Aber er warnt während des Gesprächs auch immer wieder vor dem Machthunger Putins und dass Europa ihm stark gegenüberstehen müsse.
Derzeit sei das nicht der Fall, deswegen hätten die USA das Ruder übernommen. Allerdings ließ der ukrainische Präsident auch klar, dass Europa sich genauso aufrüsten müsse wie die Ukraine, um weitere russische Attacken zu verhindern: "Derzeit ist Europa schwach", sagt er im Interview. Er versichert aber auch, dass sein Land Europa verteidigen werde und dankt Deutschland für seine große Hilfe in dem Konflikt.
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